Berlin. . Kleingeld kann ja so lästig sein. Vor allem für die Geschäfte, die durch das lange Suchen von Münzen Zeit verlieren. Deswegen führen sie jetzt immer stärker das bargeld- und kontaktlose Bezahlverfahren „Girogo“ ein. Die Begeisterung der Verbraucher hält sich aber noch in Grenzen.
Häufig benutzt wird das neue Lesegerät an der Esso-Tankstelle noch nicht. Eigentlich soll es zum kontaktlosen Bezahlen mittels EC-Karte dienen, damit die Kunden die oft langwierige Suche nach Kleingeld vermeiden. Aber nicht nur hier in Essen halten sich die Leute zurück. Handelsketten und Banken stoßen mit ihrem Versuch, neue, moderne Bezahlverfahren zu etablieren, bislang auf wenig Zuspruch.
„Viele Menschen haben noch gar nicht realisiert, dass es das kontaktlose Bezahlen gibt“, versucht Gabriele Radke, Sprecherin von Esso in Hamburg, eine Erklärung. Tatsächlich steht die „Girogo“ genannte Methode noch ziemlich am Anfang. Wie funktioniert sie?
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Kunden der kommunalen Sparkassen laden den Chip auf ihrer EC-Karte, den man als „elektronische Geldkarte“ bezeichnet, am Geldautomaten auf. Beispielsweise an der Kasse der Esso-Tankstelle oder des dm-Drogeriemarktes hält man die EC-Karte direkt vor das Girogo-Lesegerät. Dieses bucht einen Betrag bis maximal 20 Euro vom Chip ab. Der Vorgang des Abbuchens findet mittels elektromagnetischer Wellen statt, ohne dass die EC-Karte in das Lesegerät hineingesteckt wird. Deshalb braucht man weder die PIN-Nummer einzutippen, noch eine Unterschrift zu leisten. Das ist der erste Bequemlichkeitsvorteil aus Sicht der Kunden, mit dem die Sparkassen und Handelsketten argumentieren. Zweitens, so heißt es, bräuchten die Verbraucher kein lästiges Kleingeld mehr für den alltäglichen Mini-Einkauf mit sich herumzutragen.
Kleingeld ist Unternehmen lästig
Lästig erscheint das Kleingeld aber vor allem aus der Perspektive der Unternehmen. Kunden, die an der Kasse nach Zwei-Cent-Münzen kramen, um passend zu bezahlen, sind den Managern ein Graus. Damit, so meinen diese, wird einfach zu viel Zeit verplempert, die sie ihren Angestellten bezahlen müssen. Hinzu kommt das aufwändige und damit kostenträchtige Zählen und Transportieren des Kleingeldes.
Also lautet der Plan, Münzen und kleine Scheine zurückzudrängen und allmählich überflüssig zu machen. Bei größeren Beträgen ist ein ähnlicher Prozess dank EC- und Kreditkarten schon weit fortgeschritten. Ganz vorne dabei sind jetzt die Sparkassen, die nach eigenen Angaben bis Ende 2013 bereits 20 Millionen EC-Karten mit Girogo ausgestattet haben wollen.
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Allerdings hapert es an den so genannten Akzeptanzstellen – den Geschäften, die über die zusätzlichen Lesegeräte verfügen. Nur wenige überregionale Unternehmen machen bisher mit, unter anderem dm- und Douglas-Drogerien, Thalia-Buchhandlungen, Jet-Tankstellen, einige Apotheken und Juweliere. Diese Zahl ist noch zu gering, als dass das Verfahren einen festen Platz im Alltag einnehmen könnte. Hinzu kommen ein paar Hürden für die Kunden: Beispielsweise muss man sich angewöhnen, am Geldautomaten auch noch die Geldkarte aufzuladen. Und bisher kann man nur kleine Beträge bis 20 Euro mittels Girogo bezahlen. Das heißt an der Tankstelle: Brötchen und Zigaretten funktionieren mit Girogo, für die 80 Euro teure Tankfüllung braucht man doch wieder die EC-Funktion der Karte – unpraktisch.
Beschwerden gab es bislang nicht
Bei einem anderen der neuen Bezahlverfahren existiert diese Klippe nicht. Der Edeka-Verbund führt bis 2015 flächendeckend das so genannte „Mobile Payment“ ein. Dieses Bezahlverfahren für Smartphones bieten bisher erst rund 100 Geschäfte in Berlin und Brandenburg, sowie einige in Hamburg an. Bald ist auch NRW an der Reihe.
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Um teilzunehmen, muss man sich ein kleines Programm namens Edeka-App auf das Mobiltelefon laden. Ist der Einkauf an der Kasse des Edeka-Marktes eingescannt, ruft man die App auf, gibt eine PIN ein und empfängt dadurch eine vierstellige Zahlenkombination. Diese tippt die Verkäuferin in die Kasse ein, worauf der Einkaufsbetrag vom Konto abgebucht wird.
Beschwerden über die neuen Verfahren haben Verbraucherschützer bislang kaum registriert. Auch nicht die Verbraucherzentrale Niedersachsen, in deren Einzugsgebiet ein Pilotversuch mit Girogo stattfindet. Daraus lässt sich schließen: Die modernen Bezahlverfahren scheinen sicher zu sein.