Essen. Sich erinnern, fischen gehen, sich erinnern - Ein Fluss in der Eifel ist der Angelpunkt in Norbert Scheuers Roman „Überm Rauschen”.
Das Leben, ein Fluss – ewig, vergänglich. Das Bild ist so alt wie der denkende Mensch selbst. Norbert Scheuer aber setzt Fische aus in diesem Fluss und ein Gasthaus ans Wehr, welches die Menschen „Rauschen” nennen. Sein Roman „Überm Rauschen” erzählt vom Angeln nach Glück, auf eine schlichte und doch tief tauchende Weise, er steht auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Auch den Leser hat Scheuer gleich am Haken – mit einem Thema, das wir längst zu den Globalisierungsopfern zählten: Heimat, die Quelle unseres Seins. Scheuer wurde 1951 geboren in Prüm/Eifel, heute lebt er mit seiner Familie in Kall/Eifel. Sein Ich-Erzähler aber hatte die Eifel, die Familie verlassen. Nun kehrt er zurück, weil der ältere Bruder Hermann „den Verstand verloren” hatte, er wurde abgeholt in eine Klinik.
Nur Zufallsprodukte aus Liebesnächten
Der Erzähler reist mit dem Zug in das (fiktive) Eifeldorf, er erinnert sich, er geht fischen, er erinnert sich. An die Mutter, deren Kinder „nur Zufallsprodukte aus Liebesnächten nach anstrengenden Markttagen hinter der Theke” waren. An den Ziehvater, für den das Fischen „das Leben” war, „in dem er allerdings immer nur verlor”. Seine Utopie ist der Fang des Ur-Fisches, Ichthys, auf dessen Schuppen alle Fische abgebildet seien.
Abbildungen gibt es auch in diesem wundersamen Buch: gezeichnet von Hermann, der Tonbandkassetten besprach mit Geschichten „von scheuen Äschen, zutraulichen Barben, gierigen Hechten, über dem Flussgrund wandelnden Groppen . . .”
Scheuer lässt Fabel, Erinnerung und Realität ineinander fließen. Wir lauschen diesem Rauschen, verzaubert. Ein Lob der Heimat in klaren, erfrischenden Worten.
N. Scheuer: Überm Rauschen. C.H. Beck, 17,90 Euro, 167 S.