Essen. . Warum bloß sterben die Bienen? Was steckt dahinter? Und welche Folgen ergeben sich für den Menschen daraus? Mit der Dokumentation „More than Honey“ widmet sich ein außerordentlicher Film dieser Fragen und liefert nicht nur denkwürdige Antworten, sondern aufregend schöne Kinobilder.

Warum bloß sterben die Bienen? Was steckt dahinter? Und welche Folgen ergeben sich für den Menschen daraus? Mit der Dokumentation „More than Honey“ widmet sich ein außerordentlicher Film dieser Fragen und liefert nicht nur denkwürdige Antworten, sondern aufregend schöne Kinobilder.

Der Kontrast könnte nicht größer sein: In einem Schweizer Alpental kümmert sich ein alter Imker um seine Bienen. Eben hat er einen wilden Schwarm aus einem Baum gepflückt und seinem Bestand zugeführt. Der Mann trägt ganz normale Bergkleidung alter Schule, als einziger Schutz gegen mögliche Attacken dient ihm eine Zigarre, die in seinem Mundwinkel qualmt. Natürlich wird er auch gestochen, aber das macht ihm nichts aus, seit er beschloss, in Vaters Fußstapfen zu treten und Bienen zu züchten. Da darf man eben kein Weichei sein.

Ihr Fleiß ist ausgereizt

Der Gegenentwurf dazu lebt in Amerika und betreibt Mandelplantagen im ganzen Land. Momentan ist Kalifornien an der Reihe. In den Bäumen summt und brummt es emsig. Für den Mann ist es der „Klang des Geldes“. Das gleiche Geschäft, nur eben eine andere Philosophie; die Folgen aber werden alle treffen. Seit rund zehn Jahren werden die Bienen krank und sterben.

Der Mensch hat den Fleiß der Tierchen zu sehr ausgereizt, indem er sie auf Monokulturen wie den Mandelplantagen ausbeutet, dem Stress von Reisen in Truckcontainern aussetzt, Inzucht erlaubt. Die Folgen des Missbrauchs halten sogar in entlegenen Alpentälern Einzug, denn Bienen fliegen nun einmal und die Begattung einer Königin mit einer fremden Drohne erfolgt in der Luft. Das Unglück scheint nicht aufzuhalten zu sein. Sagte nicht einst Einstein: Stirbt die Biene, dann stirbt kurz darauf auch der Mensch?

Bienen in betont poetischen Impressionen

Der Oscar-nominierte Schweizer Filmautor Markus Imhoof („Das Boot ist voll“) ist diesmal auf dokumentarischen Pfaden unterwegs, aber im Gegensatz zur eher technokratischen Dokumentation „Das Geheimnis des Bienensterbens“, die vor zwei Monaten auf Arte lief, vermittelt Imhoof die gleichen Erkenntnisse auf ungleich emotionalerem Weg. Er schält denkbar konträre menschliche Protagonisten heraus, und er zeigt die Bienen in betont poetischen Impressionen, wobei er sich für die Flugbilder in Nahaufnahme auch schon mal den Kunstgriff der digitalen Bildbearbeitung zu Nutze macht.

Mit solchen Verfremdungen und Überhöhungen mag er sich den Zorn der Puristen zuziehen, dafür erzielt er umso größere Wirkung beim Zuschauer, weil er Anteilnahme erzwingt. Selbst der Mord einer Königin mittels eines Daumennagels erweist sich als wohl begründete, letztlich aber nutzlose Maßnahme. Zu viele faule Äpfel haben den Korb bereits verdorben.

Solche Bilder lassen fasziniert zuschauen und die frohe Naturbotschaft vernehmen, dass es Rettung gibt: die Killerbienen. Wie und warum? Es lohnt sich, dafür ins Kino zu gehen.