Herne. . Es summt nicht mehr im Blumenhain – zumindest nicht mehr so stark wie zuletzt: Die Honigbienen-Population in Herne ist nach dem Winter deutlich geschrumpft.

Das berichtet der erste Vorsitzende des Herner Imkervereins, Ferdinand Laufenberg. Grund dafür sei vor allem der Befall durch die Varroa-Milbe, auch Mangelernährung könnte ein Problem sein.

62 Imker sind in Herne beim Imkerverein gemeldet. Etwa 271 Bienenvölker waren bei ihnen im September, vor der Überwinterung, zu Hause. Nach dem Winter meldeten die Herner Imker nun einen Verlust von rund 60 Prozent an, also über 160 Völker. Der Großteil davon sei im Herner Norden verendet, dort habe kaum ein einziges Volk den Winter überstanden, so Laufenberg weiter. Je weiter südlich gelegen, desto größer seien die Überlebenschancen der Honigbienen gewesen. Der Grund für die örtlichen Unterschiede sei nicht bekannt.

Ein Volk besteht aus 3000 bis 6000 Honigbienen. Die Königin, berichtet der Experte, werde im Winter besonders behütet: Im Zentrum einer Traube von Bienen, die um sie rotieren und mit Futter aus den Waben versorgen, wird sie warmgehalten. Die Bienen könnten durch dieses „Zusammenkuscheln“ eine konstante Temperatur von 25 Grad im Bienenstock halten. Wird es nun draußen wieder wärmer, flögen die Bienen aus ihrem Heim: Die Königin beginne dann mit der Brut und sorgt für die rasante Vermehrung des Volkes – so dass im Juni eine Höchst-Population von bis zu 50 000 Bienen pro Volk erreicht werden könne.

Diese Leistung könne allerdings nur gewährleistet werden, wenn kein natürlicher oder künstlicher Feind in das Leben der Bienen eingreife, so Laufenberg. Im vergangenen Jahr jedoch hätten Regen und Kälte ab Juli für eine besonders günstige Entwicklung der Varroa-Milbe – ein Parasit, der den Bienen Nährstoffe entzieht und sich sogar auf die Eizellen setzt – gesorgt. Die daraus schlüpfenden Bienen seien oft verkrüppelt oder sie stürben schon im Ei.

Von der Milbe geschwächt, seien die Bienen besonders anfällig für Viren. Dass der diesjährige Bienenverlust vor allem von Virus-Erkrankungen herrühre, zeige sich daran, dass in 90 Prozent der Fälle, in denen das Bienensterben auftrat, der Bienenstock komplett leer gewesen sei: Denn die an einem Virus erkrankten Bienen flögen nach draußen, um zu sterben.

Eine weitere Ursache für das Bienensterben könne eine falsche Fütterung sein, so Laufenberg. Im Winter würden die Waben mit Zuckersirup gefüllt: Diesen gebe es von Firmen, die ihn speziell zum Bienenfutter herstellten, aber auch von Lebensmittelfirmen, die Bäckereien und andere gastronomische Betriebe belieferten. Es werde angenommen, dass die Bienen dieses Futter wegen des erhöhten, für Bienen giftigen HMF-Gehaltes (Hydroxymethylfurfural) nicht vertragen. Laufenberg: „Dieser Sirup wird für den Verbrauch durch den Menschen hergestellt“, erklärt er, „deshalb ist er natürlich billiger, viele Imker greifen dann zu der günstigeren Alternative.“ Ob die Mangelernährung durch das falsche Futter tatsächlich Mitschuld am Bienensterben trage, werde zur zeit untersucht.

Nicht heimische Sporen und Erreger können zudem über importierten Honig übertragen werden. Bienen auf Nahrungssuche stürzten sich im August schon mal auf weggeworfene, offene Honiggläser, um die Reste aufzusaugen. Dabei steckten sie mit den fremden Erregern ihre Artgenossen an.

Der deutsche Honig werde nun wohl wieder etwas teurer werden – in ganz Deutschland seien etwa 30 Prozent, also 30 0000 Bienenvölker, dem Winter zum Opfer gefallen, bilanziert der Experte.