München. Nach neuerlichen Attacken auf ihre Internetseite in der Nacht hat die Gema am Freitag wieder das Bundeskriminalamt eingeschaltet. “Wir haben deshalb eine neue Strafanzeige gestellt und die Daten der Angreifer an das BKA weitergeleitet“, sagte eine GemaSprecherin. Anonymous feiert unterdessen.

Das Hacker-Kollektiv Anonymous lässt sich offensichtlich von den Ermittlungen des Bundeskriminalamtes (BKA) nicht abschrecken und setzt seinen Kampf gegen die Gema fort. In der Nacht zu Freitag stand die Internetseite der Musikrechtegesellschaft stundenlang unter Beschuss, wie Gema-Sprecherin Ursula Goebel auf Anfrage der Nachrichtenagentur dapd in München bestätigte: "Wir haben deshalb eine neue Strafanzeige gestellt und die Daten der Angreifer an das BKA weitergeleitet." Anonymous feierte sich unterdessen selbst.

Am Dienstag und Mittwoch hatte das Bundeskriminalamt Wohnungen von 106 Beschuldigten durchsuchen lassen. Sie stehen unter Verdacht, im Dezember des vergangenen Jahres die Gema-Seite attackiert zu haben. Die Gema hatte auch damals schon die IP-Adressen der Angreifer an die Ermittler weitergeleitet, die damit einige aufspüren konnte. Die Beamten beschlagnahmten bei ihren Durchsuchungen Mitte dieser Woche etliche Computer und internetfähige Handys, sogenannte Smartphones.

Digitale Sitzblockade statt Einstieg ins System

Gema-Sprecherin Goebel sagte dapd, die neuen Angriffe ähnelten denen von damals sehr. Erneut sei über längere Zeit eine Flut von Anfragen auf die Server der Gema registriert worden. Bei solchen sogenannten DDoS-Attacken steigen Aktivisten allerdings nicht wirklich in die Systeme ein. Der Angriff gleicht eher einer digitalen Sitzblockade.

Die Aktivisten haben die Gema bereits seit Jahren im Visier. Sie stören sich daran, dass die Gesellschaft Videos etwa bei Youtube sperren lässt, um die Urheberrechte der Künstler zu schützen. Die Bewegung Anonymous kämpft gegen Zensur und für ein freies Internet.

"Gema nach Hause"

Parallel zur erneuten Attacke auf die Verwertungsgesellschaft veröffentlichten Aktivisten in der Nacht zu Freitag in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter Botschaften wie "Gema nach Hause" und "gema.de kann in Ihrem Land nicht angezeigt werden, dass BKA hat die erforderlichen Geräte nicht beschlagnahmt".

Offen blieb unterdessen, ob die jüngsten Durchsuchungen aktive Aktivisten von Anonymous traf oder Helfer, die den Internetauftritt der Gema nur versehentlich lahmlegten - indem sie auf manipulierte Links geklickt haben, die Anfragen auf gema.de auslösten. Damals war die Seite der Gema zwar unter Beschuss, blieb aber stets verfügbar. Die neue Attacke traf die Computersysteme der Gema damit schwerer. (dapd)