Weilerbach. Tödliches Drama in einer Arztpraxis im westpfälzischen Weilerbach: Ein 78-jähriger Mann hat zwei Ärzte erschossen, danach tötete er sich selbst in seinem Haus. Zudem wurde bei dem Einsatz ein Polizist verletzt. Der Mann soll von einer schlimmen Diagnose erfahren haben.
Gepflegte Vorgärten, zwei Supermärkte und ein Heimatmuseum: In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Weilerbach durchbricht selten etwas die Routine. Doch nun, nachdem ein 78 Jahre alter Mann erst zwei Ärzte und danach sich selbst erschossen haben soll, ist die knapp 4.600 Einwohner zählende Gemeinde in Aufruhr.
Während die Spurensicherung noch in dem Ärztehaus arbeitet, haben Anwohner vor dem Gebäude schon Kerzen für die beiden einzigen Allgemeinmediziner im Ort angezündet. "Jeder kannte die beiden Ärzte, sie waren sehr beliebt", erzählt Carsten Ruff. Der 38-Jährige, der mit zwei Freunden vor dem Ärztehaus wartet, ist immer noch schockiert. Der ältere der beiden Ärzte habe ihn mit auf die Welt gebracht, berichtet er. Nun liegt die Leiche des 1948 geborenen Mannes in der Praxis, eine weitere - die seines Neffen - wenige Meter entfernt. Die anderen Ärzte, so berichtet Ruff, hätten noch versucht die beiden zu reanimieren. Vergeblich.
Täter betrat Praxis zweimal
In einem Dorf wie Weilerbach sprechen sich Dinge schnell herum. Wie Ruff sagt, betrat der 78 Jahre alte mutmaßliche Täter am Montagnachmittag die Arztpraxis zweimal. Das erste Mal als Patient, ein zweites Mal als Todesschütze: "Einer der anderen Ärzte hat uns erzählt, dass der Mann wohl von einer schlimmen Diagnose erfahren haben muss, die einen Kurzschluss ausgelöst hat", sagt der 38 Jahre alte Mann aus Weilerbach. Dann sei er kurzerhand mit seinem Moped in sein Haus gefahren, habe die Schusswaffe geholt und sei zurückgekehrt, um das Feuer auf die beiden Ärzte zu eröffnen. "Das war nicht geplant, das war im Affekt", mutmaßt Ruff.
Eine 60-jährige Arzthelferin wurde von einemStreifschuss getroffen, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Nach Angaben des Bürgermeisters Horst Bonhagen waren zum Zeitpunkt der Schießerei weitere Patienten und Personal in der Praxis. "Sie werden nun von Notfallseelsorgern betreut", sagte er.
Nach den Schüssen in der Gemeinschaftspraxis flüchtete der Täter. Polizisten nahmen die Verfolgung auf. Auf offener Straße schoss der Tatverdächtige auf die Beamten und verletzte dabei einen von ihnen. Der Polizist wurde in ein Krankenhaus gebracht, konnte die Klinik aber am Abend wieder verlassen.
Der Täter flüchtete in sein Haus, das anschließend von einem Spezialeinsatzkommando umstellt und gestürmt wurde. Dort wurde der Schütze tot aufgefunden. Die Polizei hat mittlerweile bestätigt, dass der Mann ein Patient der getöteten Allgemeinärzte war.
"Ein richtiger Sicherheitsfanatiker"
Wie sich ein Tankwart in Weilerbach erinnert, war der 78 Jahre alte, alleinstehende Rentner nicht besonders auffällig. "Der ist einfach immer mit seinem Roller herumgefahren und hat keine Probleme gemacht", sagt der Mann.
Michael Steil berichtet indes etwas anderes. Der Mann, der vor fünf Jahren auf Wohnungssuche in der Gemeinde war, hatte sich auch eine Unterkunft im Haus des mutmaßlichen Täters angeschaut. "Der war seltsam. Ein richtiger Sicherheitsfanatiker, der mehrere Schlösser an der Eingangstür angebracht hatte. Auch an eine Alarmanlage erinnere ich mich", sagt der 36 Jahre alte Mann. Außerdem habe bei dem Rentner im Wohnzimmer ein Gewehr an der Wand gehangen. Zur Zierde. Für ihn sei schnell klar gewesen, dass er nicht als Mieter bei dem "knurrigen Mann" wohnen wollte. "Er wollte nicht, dass man Partys feiert. Auch warnte er davor, die Musik zu laut zu drehen", erinnert sich Michael Steil. Der Rentner sei einfach irgendwie suspekt gewesen.
Die Polizei hat für Dienstagvormittag (10.00 Uhr) im Polizeipräsidium Kaiserslautern eine gemeinsame Pressekonferenz mit der Staatsanwaltschaft angekündigt. Dann sollen nähere Details bekannt gegeben werden. (dapd)