Berlin. . Der designierte Bundespräsident Joachim Gauck ist bei seinem Besuch im CDU-Bundesvorstand “überraschend offen“ aufgenommen worden. Gauck werde ein sehr guter Bundespräsident, sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Bei seinem Besuch kritisierte Gauck “Luxusprobleme“ wie die Sorge vor der Vogelgrippe oder EHEC.
Der parteiübergreifende Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten, Joachim Gauck, hat am Montag bei einem Besuch im CDU-Bundesvorstand angekündigt, gegen Mutlosigkeit in Deutschland auftreten zu wollen. Nach Angaben von Teilnehmern sprach er dabei auch davon, dass es "Luxusängste" in Deutschland gebe. Dazu habe er etwa die Sorge vor der Vogelgrippe oder EHEC genannt. Zudem habe er darauf hingewiesen, dass man gesellschaftliche Probleme und soziale Ängste immer im Kontext sehen müsse. Auch Arme hätten heute in Deutschland mehr als eine "Großmutter in den 30er Jahren", wurde er von Teilnehmern zitiert. Er wolle in seiner Zeit als Bundespräsident den Menschen die Sorge etwa vor neuen Technologien nehmen. Nach Angaben von Teilnehmern erklärte Gauck auch seine kritisierten Interviewäußerungen zu Thilo Sarrazin und der Occupy-Bewegung.
"Gauck wird ein sehr guter Bundespräsident werden", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe nach der Vorstandssitzung in Berlin. Gauck verstehe sich als "Ermutiger", der gegen übertriebene Ängste anargumentieren wolle. Es habe eine "einmütige Unterstützung" im Bundesvorstand gegeben.
Mit Spannung erwartet
Gaucks Besuch war bei der CDU war mit Spannung erwartet worden, da die Union Gauck zunächst nicht als Kandidaten mittragen wollte und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erst nach erheblichen Auseinandersetzungen mit der FDP auf Gauck einschwenkte.
Der designierte Bundespräsident sagte, er sei im CDU-Vorstand "überraschend offen" aufgenommen worden. Bei seiner Vorstellung in dem Gremium am Montag habe er nicht nur Kritikpunkte an seiner Person angesprochen, sondern auch Grundfragen, die in der Gesellschaft zu lösen seien. "Dadurch war das ganze Gespräch ein richtiges Gespräch und hatte eine Dimension, die nicht unbedingt zu erwarten war", sagte Gauck in Berlin. Die CDU hatte eine Nominierung Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten ursprünglich abgelehnt, hatte sich dann aber dem Willen des kleineren Koalitionspartners FDP gebeugt.
Auch andere Parteien besucht
Der 72-Jährige besuchte am Mittag auch die SPD, die den Theologen und einstigen DDR-Bürgerrechtler bereits vor fast zwei Jahren mit den Grünen zur damaligen Bundespräsidentenwahl vorgeschlagen hatte. Parteichef Sigmar Gabriel überreichte ihm beim Besuch im SPD-Vorstand Willy Brandts Buch "Links und frei". Die SPD freue sich, dass er zum zweiten Mal im SPD-Vorstand zu Gast sei und der nächste Bundespräsident werde, sagte Gabriel.
Bei der Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung am 18. März ist Gauck eine breite Mehrheit sicher, da er von Union, FDP, SPD und Grünen unterstützt wird. Die Neuwahl ist durch den Rücktritt von Christian Wulff erforderlich geworden, gegen den Gauck im Juni 2010 noch unterlegen war.