Hamminkeln. Als “Kandidat der Herzen“ hat die CDU in NRW Joachim Gauck bei einem Treffen der Führungsgremien gefeiert. Vor knapp zwei Jahren hatte die CDU aus Parteiräson gegen ihn gestimmt. Der designierte Bundespräsident freut sich: “Wir haben uns angenähert.“

Vor 20 Monaten hatte die CDU Joachim Gauck bei dessen ersten Anlauf zur Wahl zum  Bundespräsidenten noch geschlossen abgelehnt. Als Gauck am Samstag zum Treffen der Führungsgremien der NRW-CDU ins rheinische Hamminkeln anreist, wird der "Kandidat der Herzen" mit Begeisterung und lauten Beifall aufgenommen. „Wir haben uns angenähert“, freut sich Gauck nach dem fast zweistündigen Dialog. CDU-Landeschef Norbert Röttgen, der den früheren Leiter der Stasi-Behörde zur ersten Vorstellung nach dessen  Nominierung in einem Landesverband eingeladen hat, fasst das Gespräch knapp  zusammen „Gauck hat wirklich Eindruck gemacht.“

Werbung für Wahl in der Bundesversammlung

Der Kandidat nutzt die Stippvisite im „Marienthaler Kreise“ der NRW-CDU, um für seine Wahl in der Bundesversammlung zu werben. Hinter verschlossenen Türen im „Haus Elmer“ zeigt Gauck Verständnis, dass die CDU vor knapp zwei Jahren aus Parteiräson gegen ihn gestimmt hatte. „Ich habe kein gestörtes Verhältnis zu Angela Merkel“, betont der frühere DDR-Bürgerrechtler. Allerdings wäre er nicht angetreten, wenn erneut eine Konfliktsituation gedroht hätte. Auch will Gauck knapp drei Wochen vor seiner Wahl nicht erläutern, was er vorhat und „was für ein toller Typ ich bin“.

In der Kandidatenkür bei der NRW-CDU präsentiert sich der parteilose Gauck nach Angaben von Teilnehmern bescheiden, selbstironisch und gewinnend. Der Bewerber sei überrascht gewesen, wie offen er aufgenommen wurde, betont der CDU-Politiker Peter Hintze. In der freundlichen Fragerunde erzählt  Gauck in kurzen Schnitten seine Lebensgeschichte als Bürgerrechtler. Als künftiger Bundespräsident wolle er die Stimme der Bevölkerung sein. „Ich werde nicht nur Botschafter empfangen.“

Laumann: „Ich bin tief beeindruckt"

Zum „Marienthaler Kreis“ reist Gauck staatsmännisch mit Sicherheitsleuten und schweren Polizei-Fahrzeugen an. Trotz Terminstress nimmt sich das nächste Staatsoberhaupt Zeit für den größten CDU-Landesverband. „Ich bin tief beeindruckt und kann Gauck mit ruhigem Gewissen wählen“, zeigt sich CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann erleichtert. Die Partei habe nicht zurückgeschaut, ergänzt Röttgen. „Die NRW-CDU wird ihn geschlossen wählen.“

Vor seiner Weiterreise verspricht Gauck den CDU-Politikern noch, dass er sich um ein gutes Verhältnis mit der Union bemühen werde. CDU-Generalsekretär Oliver Wittke ist sichtlich erleichtert: „Da ist ein Funken übergesprungen.“