Beirut. Trotz internationaler Proteste haben syrische Regierungstruppen den Beschuss der Rebellenhochburg Homs fortgesetzt. Aktivisten zufolge wurden mehrere Menschen getötet. Das Internationale Komitee von Roten Kreuz hatte Verwundete zusammen mit Frauen und Kindern aus dem seit vier Wochen belagerten Stadtteil Baba Amr holen können.

Das Blutvergießen in Syrien geht trotz aller internationalen Proteste weiter: Syrische Regierungstruppen beschossen am Samstag erneut die seit vier Wochen belagerte Homs und andere Hochburgen der Protestbewegung gegen Präsident Baschar Assad. Dabei wurden landesweit nach Angaben von Aktivisten mindestens 68 Menschen getötet.

Rotes Kreuz holt Verwundete, Frauen und Kinder

Das Internationale Komitee von Roten Kreuz (IKRK) teilte mit, es habe 7 Verwundete zusammen mit 20 Frauen und Kindern aus dem seit 4 Wochen belagerten Stadtteil Baba Amr evakuieren können. Bei den Verhandlungen für einen sicheren Korridor von dort gebe es aber keinen Fortschritt, sagte am Abend IKRK-Sprecher Hicham Hassan. Die Gespräche sollten am Sonntag fortgesetzt werden.

Das syrische Außenministerium warf der bewaffneten Opposition vor, die Evakuierung zweier verwundeter westlicher Journalisten aus Homs zu verhindern. Aktivisten sagten dagegen, die französische Reporterin Edith Bouvier und der britische Fotojournalist Paul Conroy hätten es abgelehnt, Baba Amr mithilfe des Syrischen Roten Halbmonds zu verlassen. Die beiden verletzten Journalisten forderten, vom IKRK abgeholt zu werden. Die Leichen von zwei am Mittwoch beim Beschuss durch Regime-Truppen getöteten Journalisten sind ebenfalls noch in Baba Amr.

Bouvier, Conroy und ihr unverletzter Kollege William Daniels hatten um Unterstützung beim Verlassen der Stadt gebeten. Zu der Gruppe gehört auch der Spanier Javier Espinosa. Getötet wurden die Amerikanerin Marie Colvon und der Franzose Remi Ochlik.

Das Syrische Observatorium für Menschenrechte meldete landesweit 68 Tote, ein großer Teil davon in Homs. Die Örtlichen Koordinationskomitees erklärten, landesweit seien 75 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden, 31 davon in der belagerten Stadt. Die Zahlen konnten zunächst nicht bestätigt werden.

Die "Freunde Syriens", eine Kontaktgruppe aus mehr als 70 Staaten, forderte Präsident Baschar Assad unterdessen zu einer Feuerpause auf, damit humanitäre Hilfe in die von den Kämpfen betroffenen Gebiete gelangen kann.

Zeitung macht "Freunde Syriens" für Gewalt verantwortlich 

Nach Auffassung der syrischen Staatsmedien ermutigte die Konferenz der "Freunde Syriens" die "Terroristen" im Land zu weiterem Blutvergießen. Die Kritik in einem Kommentar in der staatlichen Tageszeitung "Al Thaura" vom Samstag richtete sich besonders gegen den saudi-arabischen Außenminister Saud al Faisal, der sich bei dem Treffen in Tunesien für Waffenlieferungen an die syrische Opposition ausgesprochen hatte.

An einem Übergang an der Grenze zwischen Jordanien und Syrien traten arabische Ärzte in einen unbefristeten Sitzstreik. Sie verlangen, dass ihnen die Einreise nach Syrien gewährt werde, damit sie dort Verletzte behandeln könnten, oder dass den Verwundeten die Ausreise zur medizinischen Versorgung erlaubt werde.

Deutliche Worte von Obama

US-Präsident Barack Obama richtete am Freitag deutliche Worte der Warnung an das syrische Regime. Die USA und ihre Verbündeten würden jedes verfügbare Mittel nutzen, um das Gemetzel an unschuldigen Menschen in Syrien zu stoppen, sagte Obama, ohne konkrete Maßnahmen zu nennen.

Die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua warf Europa und den USA mit Blick auf Syrien "hegemoniale Ambitionen" vor. Die chinesische Haltung gegenüber Damaskus sei dagegen ausgewogen. China und Russland hatten die Konferenz der "Freunde Syriens" am Freitag boykottiert.

Türkischer Außenminister rügt Damaskus

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu sagte angesichts des für (den morgigen) Sonntag von Assad angesetzten Verfassungsreferendums, Damaskus versuche die Opposition zu zerschlagen und dann mit Reformen fortzufahren. "Diese Art Logik macht leider jede Art von Reform bedeutungslos", sagte er. "Auf der einen Seite sein Volk zu bekämpfen und auf der anderen einen Reformprozess zu behaupten ist ein Widerspruch." Davutoglu kritisierte den Beschuss von Homs einen Tag vor dem Referendum. (dapd)