Düsseldorf. . Acht Monate nach dem Start der großen Volkszählung „Zensus 2011“ haben Tausende Immobilieneigner in NRW den Landes-Statistikern bis dato die Antwort verweigert – oder sie verschlampt. Nun flattern ihnen Mahnungen mit Strafandrohung ins Haus.

Böse Briefe, hartnäckige Boykotteure? Die im Mai 2011 gestartete große Volkszählung „Zensus 2011“ verläuft in NRW in verhältnismäßig ruhigen Bahnen. „Protest gibt es kaum“, sagte eine Sprecherin des Landesamts für Statistik IT.NRW in Düsseldorf. Doch immerhin 200.000 Befragte sind den Statistikern bisher eine Antwort schuldig geblieben – ob aus Widerstand oder weil die Post vom Amt einfach im Papierkorb gelandet ist. Jetzt flattern ihnen Mahnungen ins Haus.

Zwischen 300 und 7000 Euro Strafe könnte es kosten, wer den jetzt verschickten Mahnungen nicht Folge leistet, heißt es beim Landesamt IT.NRW. Die Ordnungsgelder sind gestaffelt. Befragte sind ausschließlich Immobilieneigentümer. Auf Mahnungen verzichten könne man nicht. Die Behörde verweist auf die Auskunftspflicht, die für jeden Bürger gelte. Ob tatsächlich Ordnungsgelder verfügt werden müssen, werde sich erst in den nächsten Wochen entscheiden, sagt IT.NRW-Sprecherin Claudia Key. Den jetzt verschickten "Heranziehungsbescheiden" würde jedenfalls erneut der Fragebogen beigelegt.

Der „Zensus 2011“ soll aktuelle Daten liefern über Bevölkerungszahlen, Sozial- und Altersstruktur oder Immobiliennutzung. Damit die Auswertung statistisch möglichst lückenlos ist, sollen möglichst alle der Befragten antworten. 4,6 Millionen Immobilienbesitzer in NRW wurde seit 1. Mai 2011 per Post ein Fragebogen zugeschickt. Etwa 46.000 Menschen wurden von Volkszählern persönlich befragt. Die Rücklaufquote bisher liege aktuell bei 90 Prozent, sagte Claudia Key.

Volkszähler haken nach - zur "Klärung von Unstimmigkeiten"

Neben steht beim Zensus 2011 die "letzte Runde" an, wie IT.NRW auch per Twitter mitteilt: Erneut schwärmen Volkszähler aus, aber nur in Kleinstädten mit weniger als 10.000 Einwohner. Insgesamt 20.000 Menschen sollen dort noch mal persönlich befragt werden – zur „Klärung von Unstimmigkeiten“, teilten die Statistiker am Dienstag in Düsseldorf mit. Dabei gehe es etwa um unvollständig ausgefüllte Fragebögen und etwa Angaben zur Nutzung von Wohnraum, die den Daten der Melderegister widersprechen. „Wir geben aber keine Daten an andere Behörden weiter“, versichert IT.NRW-Sprecherin Key.

Erste Ergebnisse aus dem Zensus 2011 wollen die Statistiker erst im November veröffentlichen. Die kompletten Daten aus der Volksbefragung sollen im Mai 2013 öffentlich zugänglich sein. Dann sollen erstmals seit 25 Jahren wirklich aktuelle Zahlen vorliegen, aus denen sich womöglich neue Grundlagen ergeben, etwa für den Finanzausgleich der Kommunen oder zur Altersstruktur in Städten und Gemeinden – Zahlen, die wichtig sind, etwa um den künftigen Bedarf von Kitas, Schulen oder Altenheim-Plätzen zu berechnen, erklärt Claudia Key: „Unsere aktuellen Zahlen sind in vielen Bereichen veraltet". Weil sie seit der Volkszählung 1987 nur fortgeschrieben werden, etwa anhand von Zuzug-, Geburt- oder Sterbezahlen. Claudia Key: "Dadurch werden die Statistiken zunehmend ungenauer.“