Wesel. Seit 160 Jahren ist der Juwelier Winckels in Wesel ansässig – bald schließt das Traditionsgeschäft. Welche Gründe die aktuellen Inhaber haben.

  • In der Weseler Innenstadt wird zum Jahresende ein weiteres Traditionsgeschäft schließen.
  • Der Juwelier Winckels ist in Wesel seit 160 Jahren ansässig.
  • Welche Gründe die aktuellen Inhaber für die Schließung des Ladens haben.

Das nächste Ladenlokal in der Weseler Innenstadt schließt zum Jahresende seine Türen: Der alteingesessene Juwelier Winckels, seit 160 Jahren am Viehtor zu Hause, gibt auf. „Das liegt in erster Linie am Fachkräftemangel“, betont Inhaberin Silke Flaßwinkel, die mit ihrem Mann Kay Flaßwinkel das Geschäft 2018 übernommen hat. Mit den Umsatzzahlen sei sie durchaus zufrieden – und auch die Corona-Pandemie habe man gut verkraftet.

Doch mit lediglich zwei Mitarbeitern und zwei Aushilfen sei der Betrieb auf Dauer nicht aufrecht zu halten. Wenn einer im Urlaub ist oder einer krank wird, müssten die Flaßwinkels sich schon aufteilen. Denn es gibt noch den Hauptsitz der Firma in Bocholt – hier unter dem Namen Juwelier Bauhuis. Und das Haus am St. Georg-Platz konnten die Flaßwinkels jetzt kaufen. Lukas Flaßwinkel, einer der beiden Söhne, arbeitet hier als Goldschmied und Uhrmachermeister, wird das Geschäft in Bocholt dann übernehmen.

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„Wir haben schon immer den guten Service und die Werkstatt in unseren Fokus genommen“, betont Silke Flaßwinkel. Denn wenn die Kunden beispielsweise auch mit der Reparatur von Ketten oder Uhren zufrieden sind, dann würden sie auch vor Ort kaufen. Und am Viehtor stimmt die Mischung: Schmuck, Uhren, Trauringe, Laser- und Diamantgravuren – hier gibt‘s eben alles, was das Herz begehrt. Und wer kann wie Uhrmachermeister Kay Flaßwinkel heutzutage noch eine Wanduhr reparieren?

Schon seit längerer Zeit kümmern sich die Flaßwinkels um neues Personal – doch es finden sich hier in Wesel wie auch in Bocholt nur schwerlich die so benötigten Fachkräfte. „Das Personal, das wir haben, ist schon lange dabei und arbeitet super“, sagt Silke Flaßwinkel. Doch es reicht eben nicht für zwei Geschäfte, deshalb gehen die Mitarbeiter auch mit nach Bocholt.

Silke Flaßwinkel (links) und Raffaela Wüstefeld bleiben beim Juwelier Winckels in Wesel noch einige Monate vor Ort, dann schließt das Fachgeschäft.
Silke Flaßwinkel (links) und Raffaela Wüstefeld bleiben beim Juwelier Winckels in Wesel noch einige Monate vor Ort, dann schließt das Fachgeschäft. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Bis zum 24. Dezember wird der Warenbestand am Viehtor nun abverkauft, dafür gibt es zwischen 15 und bis zu 50 Prozent. In Bocholt ist der Juwelier seit 1894, also schon 130 Jahre, am Platz – als Familienunternehmen in der vierten Generation. In Wesel sind es sogar schon 160 Jahre, gegründet von der Familie Winckels. „Reparaturen und alle in mein Fach einschlagende Arbeiten sollen schnell und solide ausgeführt werden.“ So stand es am 9. April 1864 in der Bekanntmachung des Kreis-Anzeigers. Witwe Albers, Mutter des verstorbenen Bernhard Albers, hatte soeben das Juweliergeschäft an Jacob Winckels übergeben.

Juwelier Winckels gibt es seit 160 Jahren in Wesel

Zum Jahreswechsel 2016 übernahmen Stefan und Julija Lupp aus Brünen das Traditionsgeschäft von Rainer und Heidrun Winckels, die hier 35 Jahre lang gearbeitet hatten. Rainer Winckels ist sogar in dem Haus geboren. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Geschäft komplett zerstört. Der Geldschrank, den seine Eltern vergraben hatten, ist nie mehr aufgetaucht. 1952 konnte eröffnet werden, 1953 kam Rainer Winckels auf die Welt und ist mit dem Betrieb seiner Eltern groß geworden. Uhren, Schmuck und Optik waren hier immer im Angebot. Mit der Übernahme durch die Lupps ändert sich das, die Optik fiel weg. Doch Stefan Lupp erkrankte schwer, ist inzwischen sogar verstorben. So übernahmen Silke und Kay Flaßwinkel das Geschäft.

„Natürlich spielt auch die Kaufhof-Schließung eine Rolle“, gibt Silke Flaßwinkel offen zu, diese Entwicklung würde natürlich weitere Kaufkraft abziehen, mit Folgen auch für die umliegenden Geschäfte. Dabei seien viele Kunden auch während der Pandemie treu geblieben. Doch letztendlich wolle man auf seinen Stammsitz bauen, trotz der Randlage in Bocholt.