Wesel. Der Bücherschrank des Heimatvereins in Wesel-Büderich ist schon mehrfach Opfer von Vandalismus geworden. Das Problem gibt es nicht nur dort.
Die Scheiben kaputt geschmissen, die Holzleisten abgebrochen – der Bücherschrank des Heimatvereins Büderich und Gest an der Büdericher Landwehr ist zum wiederholten Mal Opfer von Vandalismus geworden. Erst im vergangenen Herbst hatte der Heimatverein ihn wieder hergerichtet, ebenfalls nach einer Vandalismus-Attacke. „Es ist vielleicht gar nicht schlecht, wenn wir ihn erstmal in dem Zustand lassen“, meint Bernhard Tepass, der Vorsitzende des Heimatvereins, nun mit Blick auf den jüngsten Vorfall. „Alle denken, hier ist heile Welt – es ist aber leider nicht so.“
Denn es ist bereits das vierte Mal, dass Unbekannte den Bücherschrank unter der Regenschutzhütte am alten Trafoturm demoliert haben. Zum ersten Mal war das im Oktober 2021 geschehen, damals führte die Spur zu einer sechsköpfigen Jugendgruppe, die in der Tatnacht am Tatort von einem Anwohner gesehen worden war. Der zweite Angriff auf den Bücherschrank ereignete sich in der Silvesternacht 2022/23, erinnert sich Tepass, der dritte im Herbst 2023. Einmal haben die Täter dabei auch Bücher durch die Gegend geworfen, sodass die Mitglieder des Heimatvereins sie später vom Dach der Regenschutzhütte sammeln mussten.
Bereich am Trafoturm in Büderich ist ein beliebtes Ausflugsziel
Der Bücherschrank steht zwar etwas außerhalb des Dorfzentrums am ehemaligen Trafoturm in der Kurve der Büdericher Landwehr, dennoch ist es hier recht belebt. Als die NRZ hier ist, kommen mehrere Spaziergänger vorbei, zwei Radfahrer und auch Anwohner, die ihren Vierbeiner Gassi führen. Eine junge Familie ist darunter, um sich an der reichhaltigen Auswahl des Bücherschranks zu bedienen. Diese deckt thematisch die unterschiedlichsten Interessen ab, reicht von Sachbüchern zur Babymassage bis zum Ken-Follet-Roman.
Außerdem ist der Bereich am Trafoturm ein beliebtes Ausflugsziel für Radfahrer, was ebenfalls dem Engagement des Heimatvereins zu verdanken ist: 2013 hatte der Verein den Turm vom RWE übernommen, um eine Ausstellungsfläche darin einzurichten. Es folgten das Storchennest auf dem Dach und eine E-Bike-Ladestation, direkt gegenüber eine Regenschutzhütte mit Sitzmöglichkeiten, ein Barfußpfad (der aktuell nicht in Betrieb ist) und eben der besagte Bücherschrank.
Der ist an sich durchaus stabil, wurde seinerzeit noch vom mittlerweile verstorbenen, früheren Heimatvereinsvorsitzenden Peter Schmidt aus einem alten Waffenschrank umgebaut. Einzige Schwachstelle: Die Scheiben in den Türen (mittlerweile aus Plexiglas) und die Holzleisten. Abgeschlossen ist er nicht, das würde schließlich den Sinn unterlaufen. Aber an den rund 400 Büchern hatten die Täter – zumindest beim jüngsten Vorfall – ohnehin kein Interesse.
Immer mehr Vandalismus-Vorfälle im Kreis Wesel
Die Vorfälle am Bücherschrank waren nicht die einzigen Fälle von Vandalismus, mit denen der Heimatverein an dieser Stelle zu kämpfen hat. Die Scheibe des Schaukastens am Trafoturm wurde eingeschlagen, kurz nachdem er für 2000 Euro angeschafft worden war. Sie fehlt bis heute, denn der Verein fürchtet, dass sie nach teurer Reparatur wieder zerstört werden könnte. Auch die Sitzgarnitur unter der Regenschutzhütte ist nach Vandalismus-Vorfällen nicht mehr vollständig. „Erst war der Tisch ramponiert, nachher auch die Bänke“, berichtet Tepass. „Eine Bank haben wir jetzt restauriert für die, die ernsthafte Absichten haben.“ Bald soll auch wieder die Beleuchtung am Turm eingeschaltet werden und wegen der vielen Sachbeschädigungen wird darüber nachgedacht, eine Echtzeit-Kameraüberwachung zu installieren.
Probleme mit Vandalismus hat der Büdericher Heimatverein übrigens nicht als einziger. Aus vielen Dörfern im Kreis kommen immer wieder Nachrichten, dass Dinge, die Ehrenamtliche mit viel Fleiß und Mühe für die Öffentlichkeit schaffen, sinnlos zerstört werden. So beklagten ebenfalls Mitte April der Heimatverein Gahlen und der TuS Gahlen, dass ihr gemeinschaftlich betriebenes Tretbecken beschädigt wurde. Und vor zwei Jahren wurde ein Schild am Geschichtspfad in Brünen beschädigt, nur ein halbes Jahr nachdem der Pfad eröffnet worden war.
Das sagt die Polizei zum Vandalismus-Problem
Man verzeichne „in den letzten Jahren eine Steigerung von Sachbeschädigungen“, bestätigt Björn Haubrok von der Weseler Kreispolizei. Die Täter beschränken sich dabei nicht auf das Eigentum von Vereinen, sondern lassen sich an allem aus, was öffentlich zugänglich ist. Mal sind es beschädigte Mülltonnen, mal Garagentore, mal werden Bushaltestellen, Zigarettenautomaten oder Hauswände mit Graffiti beschmiert.
Wichtig ist, so Haubrok, dass alles zur Anzeige gebracht wird, mögen der (finanzielle) Schaden und die Wahrscheinlichkeit, die Täter zu schnappen, auch noch so gering erscheinen. „Es geht beim Anzeigen auch darum, ein Lagebild zu haben“, so Haubrok weiter. Werden zum Beispiel in einem Bereich viele Sachbeschädigungen gemeldet, „kann man die Kollegen vermehrt abends dahin schicken.“