Wesel/Dinslaken. Die Niederrheinische Sparkasse Rhein-Lippe hat laut Vorstand ein „schwieriges Jahr gut gemeistert“, sieht aber einige Entwicklungen mit Sorge.

Das Jahr 2023 war aus Sparkassen-Sicht „nicht ohne“. So drückte es Friedrich-Wilhelm Häfemeier bei der Jahrespressekonferenz aus. Die Inflation und die Zinsen liegen auf einem hohen Niveau, die Baupreise sind enorm gestiegen – das alles habe die Kunden sehr verunsichert, stellte der Vorstandsvorsitzende der Nispa fest. Gleichwohl kann die Sparkasse Rhein-Lippe mit den Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres zufrieden sein, erklärte er: „Es war aus unserer Sicht recht ordentlich.“

Die Bilanzsumme von 3,5 Milliarden Euro liegt auf Vorjahresniveau und kann sich laut den beiden Vorständen Friedrich-Wilhelm Häfemeier und Sascha Hübner ebenso sehen lassen wie weitere Eckdaten: der Jahresüberschuss von 3,1 Millionen Euro, der Anstieg der Wertpapierbestände von Kunden um 12 Prozent, das Plus von 3000 Girokonten in den sechs rechtsrheinischen Kommunen des Kreises Wesel (auf 120.000 Konten insgesamt) und eine Steigerung im Kreditgeschäft um zwei Prozent zum Beispiel. Der Bestand von 276.000 Kunden ist 2023 nahezu gleich geblieben.

Die Sparkassen-Vorstände Sascha Hübner (l.) und Friedrich-Wilhelm Häfemeier stellen fest, dass sich viele Kunden die Kosten für einen Hausneubau nicht mehr leisten können.
Die Sparkassen-Vorstände Sascha Hübner (l.) und Friedrich-Wilhelm Häfemeier stellen fest, dass sich viele Kunden die Kosten für einen Hausneubau nicht mehr leisten können. © Wesel | Markus Joosten

„Die Sparkasse hat an Attraktivität gewonnen“, ist Häfemeier überzeugt, weil die Nispa im Gegensatz zu Direktbanken mit ihrer Anwesenheit im Geschäftsgebiet punkten könne. Es gibt noch immer 19 Kunden- und 16 SB-Center (drei weniger als im Vorjahr), bei denen aktuell keine weitere Reduzierung geplant ist, wie es heißt. Zudem unterstützte die Sparkasse wieder Vereine, Veranstaltungen und Organisationen mit Zuschüssen in Höhe von 1,3 Millionen Euro. „Wir sind für die Region da“, versicherte Hübner. 850 Einzelspenden sind laut Bilanz 2023 geflossen. In Dinslaken plant die Nispa die Modernisierung der Hauptstelle inklusive einer neuen Kundenhalle, das Projekt soll bis 2027 realisiert werden. Außerdem soll in der kommenden Wochen ein neues SB-Center auf dem ehemaligen Zechengelände in Lohberg öffnen.

Hausbau ist kaum noch zu finanzieren

Es gibt aber auch Entwicklungen, die Sorgen bereiten – nicht nur den Sparkassen-Vorständen, sondern auch den privaten und geschäftlichen Kunden. Eine davon ist bei den Hypothekenzinsen zu beobachten: Sie sind zwischenzeitlich für zehn Jahre Laufzeit von einem auf 4,5 Prozent in die Höhe geschnellt und zuletzt nur leicht gesunken. „Das Neubaugeschäft stand abrupt still“, so Häfemeier. Dafür nennt er einen weiteren Grund: Die Bauvorschriften sorgten für eine zusätzliche Verteuerung von Neuimmobilien. Ein Effizienzhaus der Stufe 40 (KfW 40) koste als Doppelhaushälfte rund 450.000 Euro, die Belastung für die Familien liege schnell bei monatlich 2000 Euro. Das sind rund 30 Prozent mehr als vor Corona, so der Nispa-Vorstand. „Für die Kunden ist das fast nicht zu leisten.“

Auch Bauunternehmen fahren aufgrund der Kosten ihre Kapazitäten zurück: „Das wird später noch ein Problem.“ Das Immobiliengeschäft beschränke sich bei der Nispa derzeit in erster Linie auf gebrauchte Häuser und Wohnungen. Dieser Markt habe sich inzwischen wieder normalisiert. Für 120 Immobilien wurden 2023 laut Bilanz neue Eigentümer gefunden, in erster Linie waren das Mehrfamilienhäuser und Gewerbeimmobilien.

Kundenberater der Nispa raten zur Rentenvorsorge

Ein wichtiges Thema für die Kundenberater ist das Thema Rente. „Wir versuchen, die jungen Menschen dazuzubekommen, privat vorzusorgen“, so Häfemeier. Denn die gesetzliche Rente ist bekanntlich alles andere als sicher. Eine Altersvorsorge auf Aktienbasis ist aus Sicht der Nispa-Fachleute der beste Weg, auch das Risiko lasse sich steuern. „Das ist auf jeden Fall lukrativer als Zinsprodukte.“ Es sei eine „Riesenaufgabe“, den jungen Menschen zu vermitteln, dass die gesetzliche Rente nicht für den Lebensabend reichen werde.

Wer sich für das Thema Immobilien interessiert, kann sich am 6. und 7. April wieder bei der Messe „Immobilia & Energie“ in der Weseler Hauptstelle an der Wilhelmstraße und am Berliner Tor von 11 bis 16 Uhr beraten lassen. Vor Ort sind auch örtliche Handwerksbetriebe, die zu den verschiedensten Themen rund ums Bauen und Sanieren informieren.