Wesel. Für einige Hunde, Katzen und Kaninchen sucht das Weseler Tierheim vergeblich Interessenten. Wir stellen Tierschicksale wie das des Husky-Mix vor.
Sie heißen Azrael, Sissi oder Lilie und sie haben eines gemeinsam: Wenn potenzielle Frauchen und Herrchen ins Weseler Tierheim kommen, um nach einem Hausgenossen zu suchen, gehen sie leer aus. Es gibt Hunde, Katzen und Kleintiere, die schon lange vergeblich auf eine menschliche Bezugsperson warten. Weil sie Geduld einfordern, schüchtern sind oder dem Menschen aus seiner Sicht zu viel Arbeit machen würden. Dabei sind auch sie wunderbare Hausgenossen, versichert Tierpflegerin Daniela Möllmann. Wir stellen einige der tierischen Dauerbewohner und ihre Schicksale vor.
Der langjährigste Dauergast in der Hundeabteilung strotzt vor Energie, obwohl er nicht mehr der Jüngste ist. Azrael ist ein hübscher Husky-Schäferhund-Mix und lebt schon seit fünf Jahren im Tierheim. Nach einem Sterbefall wollte ihn niemand übernehmen, das ist bis heute so geblieben. Warum? Vermutlich, weil man Geduld mitbringen muss, um sein Herz zu gewinnen, meint Daniela Möllmann: „Er braucht etwas länger, um Vertrauen zu fassen.“ Gerade bei Männern bleibt er zunächst reserviert. Hat er einen Menschen aber akzeptiert, ist er lieb und verschmust. Azrael ist mit seinen fast 12 Jahren noch sehr agil. Er benötigt hundeerfahrene, konsequente Menschen ohne kleine Kinder.
Seit vier Jahren wartet Sissi, ein achtjähriger American-Bulldog-Mix, schon auf ein neues Zuhause. Ältere Leute mussten sie abgegeben, weil sie mit der Hündin überfordert waren. Auch Sissi braucht ein bisschen länger, um Vertrauen zu fassen. Aber: „Wenn sie einen Menschen einmal kennt, ist sie ein Super-Hund“, versichert die Tierpflegerin. Ein Problem für viele Interessenten ist allerdings ihre Rasse. Sissi zählt zu den Listenhunden, das schreckt ab. Die Rasse spielt bei der Vermittlung häufig eine Rolle, weiß die Tierfachfrau. Ein Labrador findet schneller ein neues Heim als ein Listenhund. Dabei ist Sissi verspielt und schmust gerne. Ideale Besitzer sind hundeerfahrene Menschen, bei denen sie Einzelprinzessin sein kann. Möllmann: „Sie braucht Leute, die sich Zeit für sie nehmen.“
Warum Katze Lilie im Weseler Tierheim ein Sorgenkind ist
Unter den Dutzenden Katzen, die aktuell im Tierheim versorgt werden, ist auch Lilie ein Sorgenkind. Wenn sich Interessenten unter den Artgenossen umschauen, wird die schwarz-weiße, etwa drei Jahre alte Katzendame stets übersehen. Denn sie ist sehr schüchtern und fällt nicht auf, sie ist eine sogenannte „Schattenkatze“. Sie taut aber schnell auf und lässt sich anfassen. Woher sie stammt, ist unbekannt. Sie wurde gefunden, keiner vermisst sie. Die Farbe spielt bei der Vermittlung ebenso eine Rolle, weiß Daniela Möllmann. Schwarze Katzen wie der etwa zweijährige Poseidon haben es ebenfalls schwer, obwohl der Kater lieb und zutraulich ist.
Die Tiervermittlung ist zurzeit generell ein schwieriges Geschäft, berichtet Daniela Möllmann. Es gibt wenig Nachfrage und gerade leben sehr viele Katzen im Tierheim. Erst vor einigen Tagen sind gleich neun Samtpfoten hinzugekommen. „Der Markt ist gesättigt“. Ob das mit der Coronazeit zusammenhängt, in der sich viele Menschen ein Tier zugelegt haben, lässt sich nur vermuten. Und immer wieder erreichen das Tierheim neue Anfragen von Menschen, die ihren Vierbeiner loswerden möchten. Zum Beispiel, weil er anstrengend geworden ist und mehr Arbeit macht als gedacht.
Zu viel Aufwand: Viele Kaninchen landen im Tierheim Wesel
Das treffe häufig auf die Kaninchen zu, berichtet die Tierpflegerin. Im Zoogeschäft sind die niedlichen Langohren schnell gekauft. Leider bedenken viele Menschen nicht, dass die Tiere alt werden, ausreichend Platz und Pflege benötigen. Ein Beispiel dafür ist das Trio Lilly, Lotta und Leon. Die Angora-Widder-Mix-Kaninchen leben seit vier Jahren im Tierheim. Sie stammen vermutlich aus einem ungeplanten Wurf.
Weil sie eine stattliche Größe haben, benötigen sie mehr Platz als ein handelsüblicher Käfig bieten kann. Zwei bis drei Quadratmeter Fläche pro Kaninchen sollte man grundsätzlich einplanen, empfehlen Fachleute. Das Problem bei dem Trio ist das Fell. Es muss regelmäßig gebürstet oder gar geschoren werden, sonst verfilzt es. Das ganze Jahr draußen leben können sie nicht, ideal wäre ein Besitzer, der Platz im Haus hat.
Diese Tiere sind nur einige von vielen, die ein Zuhause suchen. Im Tierheim warten derzeit rund 50 Kaninchen, an die 80 Katzen und mehr als ein Dutzend Hunde. Dazu kommen Vierbeiner aus der privaten Vermittlung, die noch bei ihren Besitzern leben, aber dort nicht bleiben können.
Weitere Informationen gibt es unter tierheim-wesel.de. Wer sich für einen der oben beschriebenen Dauerbewohner oder andere Vierbeiner interessiert, kann sich mit ein paar kurzen Angaben zur Person und den Kontaktdaten per Mail melden unter info@tierheim-wesel.de.