Wesel. Im Tierheim Wesel werden derzeit kaum Tiere abgeholt – aber viele abgegeben. Schrecken die hohen Energiepreise viele Tierfreunde ab?
Das Tierheim in Wesel kämpft derzeit mit mehreren finanziellen Herausforderungen. Eine davon wird auch Haustierbesitzer treffen, denn sie werden bei medizinischen Problemen ab Oktober tiefer in die Tasche greifen müssen. Zum Monatswechsel tritt nämlich die neue Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) in Kraft. Sorgen bereitet das nicht nur vielen privaten Tierhaltern, sondern auch dem Weseler Tierheim.
Wie in den meisten kleinen Tierheimen gibt es hier keinen angestellten Tiermediziner, sondern einen Vertrags-Tierarzt, der einmal die Woche für alle anfallenden Behandlungen ins Haus kommt. Abgerechnet wird im Viertelstunden-Takt. „Wir haben das jetzt mal durchgerechnet“, erklärt Leiterin Gabi Wettläufer im Gespräch mit der NRZ. „Je nach dem, was er macht, steigen die Kosten um 20 bis 40 Prozent.“
Das ist nicht nur prozentual viel, sondern auch in absoluten Zahlen ein enormer zu erwartender Anstieg. Bereits jetzt – noch mit der alten Gebührenordnung – liegen die Tierarzt-Kosten des Weseler Tierheims bei rund 3500 bis 4000 Euro im Monat. Mit der Erhöhung, schätzt Wettläufer, werden es künftig um die 6000 Euro werden. „Da kann der Tierarzt auch gar nichts dran machen“, betont sie. Schließlich muss er sich an die Gebührenordnung halten.
Energiepreise stellen das Weseler Tierheim vor Probleme
Und das sind nicht die einzigen Ausgaben, die das Tierheim künftig in finanzielle Bedrängnis bringen könnten. Sorgen bereiten Gabi Wettläufer vor allem auch die Strom- und Gasrechnung. „Bei uns laufen jeden Tag die Waschmaschinen“, illustriert sie den energie-intensiven Betrieb in der Einrichtung. Allein für den Strom zahlt das Tierheim schon jetzt monatlich rund 500 Euro, sollten sie sich – wie erwartet – verdoppeln, wären es 1000 Euro. Die Heizung läuft aktuell noch mit Gas und schlägt ebenfalls mit mehreren hundert Euro zu Buche. Nun hofft Wettläufer darauf, mit Stadt und Stadtwerken Sonderkonditionen für das Tierheim aushandeln zu können.
Denn das ist gleichzeitig so voll wie nie zuvor, immer wieder rufen Menschen an, die ihre Haustiere abgeben wollen. „Die Gründe sind die gleichen, wie immer“, sagt Wettläufer. Die Klassiker: Allergie, keine Zeit mehr oder ein Baby im Haus. Dass diese zum Teil vorgeschoben werden und in auch die gestiegenen Kosten (in allen Lebensbereichen) dazu führen, dass sich Menschen von ihrem Haustier trennen, kann man nur vermuten.
Tiervermittlung in Wesel gerät ins Stocken
Auffällig ist allerdings: Auch in der Vermittlung hapert’s. „Fast 14 Tage hatten wir keinerlei Anfragen mehr für Katzen“, wundert sich Gabi Wettläufer. Dabei gibt es im Tierheim „ganz tolle, liebe, verschmuste Katzen“, sogar Katzenbabys, die kurz vor der Vermittlung stehen: „Normalerweise stehen die Leute Schlange, wenn wir Kitten in der Vermittlung haben.“
Nachdem das Tierheim-Team sich im Frühjahr noch über die wenigen Katzen gewundert hatte, die abgegeben wurden, sind es nun umso mehr. Alle 15 Katzenhäuser sind derzeit belegt, rund 70 Katzen leben hier. „Ich kann jetzt keine Abgabe-Katzen mehr aufnehmen“, betont Wettläufer. „Ich hab nur noch drei Plätze auf der Krankenstation.“ Diese minimalen Kapazitäten müssen für Fundtiere vorgehalten werden, zu deren Aufnahme das Tierheim ja verpflichtet ist.
Und auch 15 Hunde warten derzeit im Tierheim auf ein neues Zuhause, leider aktuell mit mäßigen Aussichten. Zu hoch sind die Ansprüche derer, die beim Tierheim deswegen anfragen, sagt Gabi Wettläufer. Denn am besten sollen die Hunde weder bellen, noch haaren, fünf Stunden allein bleiben können und garantiert niemals krank werden. Dass das Tierheim eine solche Garantie nicht geben kann, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
Hintergrund: So kann man dem Tierheim helfen
Wer den Tieren im Weseler Tierheim helfen will, kann das derzeit am besten mit einer Spende für die gestiegenen Kosten tun. Das geht nicht nur per Überweisung, sondern auch per Paypal oder vor Ort. Spendenquittungen werden ausgestellt.