Schermbeck. Auch die Wählervereinigung BfB Schermbeck meldet sich nach den tagelangen Überschwemmungen zu Wort. Welche Konsequenzen sollten jetzt gezogen werden?

Wie umgehen mit dem Hochwasser an der Lippe über Weihnachten und den Jahreswechsel? Zumindest drei Parteien des Schermbecker Rates wählten den Weg über die Öffentlichkeit: Nachdem sich schon an Silvester Stefan Steinkühler für die Grünen überaus kritisch geäußert hatte (dabei unter anderem Vorwürfe gegen die Verwaltung erhob), melden sich jetzt die Schermbecker CDU sowie Wählergemeinschaft BfB Schermbeck zu Wort.

„In dieser Situation mutet es schon makaber an, wenn Herr Dr. Steinkühler von den Grünen schon am 31. Dezember eine Sondersitzung des Rates fordert“, urteilt Rainer Gardemann, der Fraktionsvorsitzende der CDU. Unter anderem fordere der Grünen-Fraktionschef erste Antworten, warum angeblich in den letzten 20 Jahren nicht passiert sei. Darauf kontert Gardemann seinem Ratskollegen Steinkühler ungewöhnlich scharf: „Vielleicht hat er in dem Drang der Selbstdarstellung vergessen, dass seit Jahren der Lippeumbau durch den Lippeverband – auch zur Vermeidung von derartigen Hochwasserständen – in Arbeit ist.“ Einige Teilbereiche seien abgeschlossen, einige in Arbeit und für andere Bereiche laufen die Planungen. Ein kleines Teilchen dieser großen Umbauaktion sei die abgeschlossene Umgestaltung des Schermbecker Mühlenbaches, aber weitere Maßnahmen würden geplant, so der Christdemokrat.

Die Lippe hat ihr Flussbett verlassen: Blick von der Brücke an der Maassenstraße auf den Fluss am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2023
Die Lippe hat ihr Flussbett verlassen: Blick von der Brücke an der Maassenstraße auf den Fluss am Zweiten Weihnachtsfeiertag 2023 © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Gardemann ergänzt, Stefan Steinkühler müsse eigentlich wissen, dass die Bezirksregierung Düsseldorf und der Lippeverband für den Fluss in Gahlen und Bricht zuständig sei – und nicht die Gemeinde Schermbeck. „Am Scherenbach und An der Vosskuhle, wurden in gemeinsamer Arbeit der Anwohner, der Verwaltung und des Lippeverbandes Lösungen gefunden, die eine Überschwemmung der Keller bisher verhindert haben“, lobt der CDU-Mann eine konkrete Kooperation. Gleichzeitig macht er deutlich, was er von der sehr schnellen Grünen-Kritik hält: „Die Grünen als zweitgrößte Fraktion im Rat der Gemeinde Schermbeck scheinen sich im Dauerwahlkampf zu befinden. Das verhindert die konstruktive Zusammenarbeit an den erheblichen Problemen in den Kommunen und auch in Schermbeck.“

Klaus Roth regt Anschaffung mobiler Schutzelemente an

Für die Wählervereinigung „Bürger für Bürger“ (BFB) Schermbeck äußert sich deren Ratsherr Klaus Roth ebenfalls ablehnend zu Steinkühlers Vorstoß einer Sonderratssitzung: „Besser wäre aus meiner Sicht ein öffentliches Hearing zum Thema ,Hochwasserschutz im Bereich der Lippe‘ mit Vertretern des Lippeverbandes, dem Gemeindebrandmeister und der Gemeinde Schermbeck (Tiefbau- und Ordnungsamt).“ Die Begründung von Roth: In einer Ratssitzung hätten die Bürger lediglich ein Fragerecht vor Eintritt in die Tagesordnung des öffentlichen Teils. In einer Bürgerversammlung können sie sich dagegen mit Fragen und Anregungen während der gesamten Veranstaltung beteiligen.

Laut Klaus Roth habe der Lippeverband bereits 2005 den Einsatz von mobilen Bauelementen als Schutz vor dem Lippe-Hochwasser angeregt. „Leider hat sich die Politik wegen der hohen Aufwendungen (laut Verwaltung 50.000 Euro) und der mangelnden Lagermöglichkeiten nicht dazu entschlossen“, so der BfB-Vorsitzende. Sonst hätten die Anwohner an der Alten Fährstraße und die Jugendfreizeitstätte Gahlen jetzt einen größeren Schutz erfahren.

Dann unterbreitet Klaus Roth einen Vorschlag: „Inzwischen gibt es mobile Deiche aus Frankreich, die zurzeit in Winsen eingebaut werden. Die Verwaltung sollte prüfen, ob diese mobilen Deiche auch in den zuvor angeführten Bereichen größeren Schutz in Zukunft bieten können.“ Er fordert (ähnlich wie Stefan Steinkühler) die Schermbecker Verwaltung auf, darzustellen, welche Lehren aus den Hochwasser-Lagen 2003 und 2005 gezogen wurden und welche damals angeregten Maßnahmen zum Hochwasserschutz umgesetzt wurden.

Sondersitzung des Schermbecker Rates am 31. Januar

Offensichtlich hat am Montag die Gemeindeverwaltung der Forderung der Grünen nach einer außerplanmäßigen Ratssitzung zum Thema Hochwasser entsprochen. Zwar wurde das Thema zunächst noch nicht genannt, jedoch informierte ein Gemeindesprecher, dass am Mittwoch, 31. Januar, um 16 Uhr im Schermbecker Rathaus eine Sondersitzung des Rates der Gemeinde Schermbeck stattfinde. Weitere Informationen dazu würden zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.