Schermbeck. Ursula Heinen-Essen besichtigt den neugestalteten Mündungsbereich des Mühlenbaches. Lippeverband freut sich zudem über Erneuerung der Kläranlage.
„Wow, das ist ja irre! Wahnsinn, toll was für eine Entwicklung hier – ich bin jetzt völlig geplättet!“, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser, als sie zu ihrem Besuch am Montag-Mittag am Mündungsraum des Schermbecker Mühlenbaches eintraf. Als sie im Juni vergangenen Jahres zuletzt hier, stand die noch auf einer grünen Wiese und stelle das Millionen-Projekt vor. „Ich kam mich noch daran erinnern, wie es damals hier aussah“, so die CDU-Politikerin. Sie ließ sich kurz von Projektleiter Wolf Debus erklären, was in der zweiten Jahreshälfte 2021 hier alles bewegt wurde – unter anderem waren das 36.000 Tonnen Bodenmaterial.
Weite Bögen in Richtung Lippe
Statt einer gerade und steil abfallenden Mündung fließt der Mühlenbach jetzt mit zwei weit ausholenden Bögen Richtung Lippe. Dadurch gewinnt er rund 220 Meter an Länge.
Was heutzutage eher selten ist: Die Renaturierungs-Arbeiten des Mündungsbereiches nahe des Gietlingswegs konnten mit rund fünfeinhalb Monaten zügiger beendet werden als geplant und blieben mit 3,6 Millionen Euro auch noch unter der Kostenkalkulation von 4,2 Millionen Euro. Kein Wunder also, dass die Ministerin beim Ortstermin mit der Sonne um die Wette strahlte, denn das Land NRW hatte im Rahmen des Programms „Lebendige Lippe“ dem Lippeverband den Auftrag zur Umgestaltung dieses Bereichs gegeben,
Flora und Fauna werden davon profitieren
Sichtlich stolz waren logischerweise auch die Vertreter des Lippeverbandes: Zum Beispiel wird der Umbau der Flora und Fauna zugute kommen. „Statt wie noch den 70er Jahren nur 13 Insektenarten sind mittlerweile 150 an der Lippe zu Hause“, freut sich Uli Paetzel, der Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes.
Seine Kollege, Emanuel Grün, der Technische Leiter, ergänzte, dass sich bei solch einem Nahrungsangebot bald vermutlich auch Eisvögel im Mündungsraum des Mühlenbaches ansiedeln würden. Und den Fischen kommen die Umbaubauten in ganz besonderer Weise zugute, wie Projektleiter Debus erläutert: „Wir mussten ja 2,60 Meter Höhendifferenz überwinden, haben für die Fische aber Sohlgleiten gebaut, damit sie flussaufwärts wandern können.“ Er berichtet konkret von Fischsorten wie Döbel und Hasel, die im Mühlenbach nachwiesen wurden, aber auch von kleineren wie Groppe, Schmerle und Stichling – sie alle wandern nun über eine Fischtreppe demnächst Richtung Schermbecker Rathaus.
Mühlenbach ist die Lebensader von Schermbeck
Als Vertreter der Bürgermeisters danke im Nahmen der Gemeinde Gerd Abelt für die Verbesserung am Mühlenbach, die als Retentionsfläche auch dem Hochwasserschutz zugute komme. Und: „Der Mühlenbach ist die Lebensader von Schermbeck – er gibt der Gemeinde den Namen „Scirenbeke“, deshalb finden wir ihn auch auf unserem Wappen wieder.“
Zwei wichtige Meilensteine für die Gemeinde
Weitere 17,2 Millionen Euro investierte der Lippeverband in die Erneuerung in die Schermbecker Kläranlange. „Beides sind ganz wichtige Meilenstein für die Gemeinde Schermbeck“, bewertet es Abelt. Er betonte die Wichtigkeit einer Erweiterung, da die Gemeinde ja gerne weitere Neubürger begrüßen würde. Dafür müsste dann auch die Infrastruktur vorhanden sein: „Mehr Bewohner bedeutet auch mehr Abwasser – und das muss natürlich auch geklärt werden, so Abelt.
Wie Emanuel Grün ergänze, habe die Sanierung der Kläranlage aus den 70er Jahren aber energetische Gründe gehabt, denn 20 bis 30 Prozent des gesamten Energieverbrauchs einer Kommune entfalle auf die Kläranlage. Besondere Herausforderung: Das Sanierungsprojekt musste bei laufendem Betrieb umgesetzt werden. Jährlich reinigt die Anlage am Alten Postweg rund 1,3 Milliarden Liter Wasser – zum Vergleich: Das wären umgerechnet 15.000.000 gefüllte Badewannen.