Wesel/Hamminkeln. Die Gastronomiebetriebe haben mit steigenden Kosten zu kämpfen. Deshalb müssen auch die Restaurantchefs in Wesel ihre Preise erhöhen.

„Ich weiß nicht, was die Gastronomie noch alles aushalten soll“, kommentiert Ullrich Langhoff die geplante Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie. Er betreibt das Restaurant Lippeschlößchen in Wesel und ist besorgt um die Zukunft der Branche. Durch seine Arbeit im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) steht er mit zahlreichen Gastronomen in Kontakt – und befürchtet deutliche Preissteigerungen auf den meisten Speisekarten.

Um die Betriebe zu entlasten, wurde die Mehrwertsteuer auf Speisen vor Ort während der Coronapandemie von 19 auf sieben Prozent herabgesetzt. Als durch die Energiekrise dann unter anderem Heiz- und Lebensmittelkosten stark anstiegen, wurde die Maßnahme mehrmals verlängert. Mit Beginn des neuen Jahres müssen Gastronomen jetzt wieder 19 Prozent abführen. „Das werden sich die meisten Betriebe nicht leisten können und müssen daher die Preise erhöhen“, vermutet Langhoff.

Wesel: So teuer wird es im Restaurant 2024

Rechnen solle man mit mindestens zehn Prozent, auch Preiserhöhungen von 20 Prozent schließt der Restaurantchef nicht aus. „Die Mehrwertsteuer ist schließlich nicht das einzige, was für Gastronomen nächstes Jahr teuer wird.“ Auch die Steuersenkung auf Gas läuft im März 2024 aus. Hinzu kommen die weiterhin hohen Lebensmittelkosten und der jährlich steigende Mindestlohn.

„Viele Betriebe werden sich aber eine direkte Erhöhung um 20 Prozent nicht erlauben können, denn viele Kunden sind verständlicherweise nicht dazu bereit, so viel mehr zu bezahlen“, begründet Langhoff, dass die Gastwirte jetzt besonders bedacht handeln müssen. Eine weitere Möglichkeit sei daher, selbst Kosten einzusparen. So könne man die Portionen verkleinern, die Öffnungszeiten reduzieren oder nur noch nach Reservierung öffnen. Alles sind Optionen, die dem Restaurantchef überhaupt nicht gefallen. „Das sind sehr sensible Entscheidungen. Aber wenn wir nicht aufpassen, wird es zu zahlreichen Schließungen kommen.“ Sein eigenes Restaurant sieht Langhoff aber erstmal nicht in Gefahr.

Gastronomen in Wesel müssen sparen

Ähnlich sieht es Adam Adamski, Inhaber des Weseler Restaurant Art. „Auch wenn wir schon damit gerechnet haben, ist die Rückkehr zur alten Mehwertsteuer eine Katastrophe“, erklärt Adamski im Gespräch mit der Redaktion. Eigentlich müsse man die Preise im kommenden Jahr um 15 bis 20 Prozent erhöhen, „aber dann kommt kein Kunde mehr.“ Der Gastronom will also auch versuchen, so viele Kosten zu sparen wie möglich. Am Personal solle aber keinesfalls gespart werden. „Wir wollen auf jeden Fall alle Mitarbeiter halten, das ist uns sehr wichtig.“

Essen zum Mitnehmen bleibt bei sieben Prozent

Essen zum Mitnehmen wird grundsätzlich mit sieben Prozent besteuert. Als Entlastung während der Coronapandemie wurde der Steuersatz für Speisen vor Ort vorübergehend von 19 auf sieben Prozent gesenkt. Für Getränke musste weiterhin 19 Prozent Mehrwertsteuer abgeführt werden. Nach neusten Beschlüssen gilt das ab Januar 2024 auch wieder für die Mahlzeit im Restaurant.

Etwas entspannter zeigt sich Clemens Hartmannn, der den Marienthaler Gasthof in Hamminkeln betreibt. „Dass die Mehrwertsteuer irgendwann zu den 19 Prozent zurückkehrt, war uns klar“, erklärt er. Dennoch müsse sich sein Restaurant auf herausfordernde Monate einstellen – allein durch die Mehrwertsteuer entstehen hier Mehrkosten im sechsstelligen Bereich. Um sich das leisten zu können, sucht Hartmann in seinem Betrieb derzeit nach Sparpotenzial.

Die Beträge auf der Speisekarte direkt um 20 Prozent zu erhöhen, will er vermeiden. „Man muss sich hier langsam herantasten.“ Einen Teil könnte man durch höhere Getränkepreise neutralisieren. Hier wurde der Mehrwertsteuersatz ohnehin nicht reduziert, bei Getränken ändert sich für die Gastwirte also nichts.