Wesel. Viele Menschen sind verunsichert, was sie bei ihrem Haus am dringendsten sanieren sollten. Welche Tipps Handwerker und Experten aus Wesel geben.

Sanierungen von Immobilien sind oft aufwändige und teils auch kostenintensive Maßnahmen: Viele Hausbesitzer modernisieren daher ihr Gebäude im Laufe der Zeit kontinuierlich, sodass Maßnahmen wie Dacherneuerung, Austausch von Fenstern oder ein neuer Anstrich nicht auf einmal anfallen – aber womit soll man beginnen?

Schon seit jeher gelte die goldene Regel „Schadensbehebung hat immer Priorität und Sanierungsarbeiten erfolgen am besten von außen nach innen“, sagt Raphael Dymski. Er ist Elektromeister bei der Weseler Firma Elektro Flintrop: „Man sollte vor allem sinnvoll sanieren!“ Die Arbeiten müssten also am besten aufeinander aufbauen. Es nützt wenig, eine neue Heizungsanlage zu installieren, wenn die Fenster undicht sind. Dymski rät zudem: „Am besten wäre es natürlich, zukunftsorientiert zu denken. Die Verbrennertechnik wird aussterben – dafür wird die Politik schon sorgen.“

Immobilien in Wesel: Lage ist nicht mehr das alles Entscheidende

Auch Günter Mehring hat in jüngster Zeit beim Blick auf Immobilien Veränderungen festgestellt: „Früher guckte man: Hat das Haus schönes Parkett und wie ist die Lage der Immobilie – heute schaut man eher darauf, wie es um die energetische Ausstattung des Gebäudes aussieht“, sagt der Schornsteinfeger und Gebäudeenergieberater aus Wesel. Er berichtet von einer aktuell „großen Verunsicherung bei den Kunden“ – vor allem, was die Wahl der Energieversorgung angehe, die auch bei einer Sanierung eine immer größere Rolle spiele.

Auch an der Kellerdecke können Dämmplatten befestigt werden. Die Rohre kann man übrigens auch dämmen - und das spart noch mehr Heizkosten.
Auch an der Kellerdecke können Dämmplatten befestigt werden. Die Rohre kann man übrigens auch dämmen - und das spart noch mehr Heizkosten. © dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Die Immobilienbesitzer wollten von ihm als Fachmann häufig wissen, was denn zukunftsorientiert sei, doch der Weseler Schornsteinfeger erklärt dazu: „Auch ich kann nur in eine Glaskugel gucken – absolute Klarheit gibt es im Moment nicht.“ Und doch gibt der Experte leichte Entwarnung: „Wenn sich die ganze aktuelle Aufregung gelegt hat, das Karussell sich nicht mehr so schnell dreht, wird man hoffentlich auch wieder klarer sehen.“

Gas, Öl, Erdwärme oder Solar – in den vergangenen Jahren habe es immer neue Informationen über die Art der Technologie gegeben. Gas sei laut Günter Mehring in den vergangenen Jahren in Deutschland tendenziell zu günstig gewesen, der Strom für Wärmepumpen dagegen zu teuer – dies habe er erst kürzlich bei einem Aufenthalt in Schweden gemerkt, weil dort eine Wärmepumpe nicht unbedingt perfekt laufen müsse, um sich zu rentieren, weil der Strom für den Antrieb einfach günstiger sei.

Attraktive Förderung für die Dämmung eines Hauses

Norbert Hoffmann ist Dachdeckermeister in Hamminkeln und hat aktuell fast nur mit Altbauten zu tun, die saniert werden sollen. „Im Neubaubereich passiert nicht mehr so viel“, sagt der Chef des Betriebes aus Mehrhoog, der zurzeit jede Menge Aufträge für Dämmungsmaßnahmen entgegennimmt. Grund seien Förderungen, die zeitlich befristet sind – und durchaus attraktiv für Immobilienbesitzer, die jetzt schnell noch sanieren möchten.

Der Handwerker rechnet vor: „Wenn Sie für die Dämmung in einem normalen Einfamilienhaus beispielsweise 30.000 Euro zahlen müssten, die Kosten für die hochwertige Dämmung aber 50.000 Euro betragen und die Differenz über die Förderung abgedeckt wird, ist das doch sehr attraktiv.“ So könne man den Wert seiner Immobilie steigern – außerdem auf lange Sicht natürlich auch noch viele Heizkosten sparen.

In Hamminkeln und Hünxe wird laut der NRZ-Umfrage der Bedarf besonders hoch eingeschätzt (Alle Ergebnisse des großen NRZ-Immobilienchecks finden Sie hier). Was könnten die Gründe dafür sein? Dazu äußert sich Achim Raab von Rühl-Gebäudetechnik aus Wesel: „Ich könnte mir vorstellen, dass es mit der Finanzkraft der dort lebenden Bürger zu tun hat.“

Großer Sanierungs-Boom während des Lockdowns

Einen Sonderfall in Sachen Sanierung erwählt Elektromeister Raphael Dymski nebenbei: „In Zeiten des Lockdowns haben viele Leute, das Geld, das sie nicht für Urlaube ausgeben konnten, in ein neues Bad oder eine neue Küche gesteckt.“ Diese Trend habe habe nach der Pandemie wieder abgenommen, so der Handwerker aus Wesel.

Energieberater Akke Wilmes berät bei der Verbraucherzentrale auch Besitzer von Immobilien.
Energieberater Akke Wilmes berät bei der Verbraucherzentrale auch Besitzer von Immobilien. © FFS | (Archivfoto) Markus Weissenfels

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Akke Wilmes ist Energieberater der Weseler Verbraucherberatungsstelle – er hat eine paar grundsätzliche Tipps: „Als Faustformel gilt, dass 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter unterschritten werden sollten“, so der Experte, der zudem darauf verweist, dass eine Öl- Gas- oder Holz-Heizung nach 30 Jahres ausgetauscht werden müsse, dies sei gesetzliche Vorschrift. Zudem verweist Wilmes auf den „individuellen Sanierungsfahrplan“ (iSFP), für dessen Nutzung es ab 2024 sogar Fördermittel geben werde.