Wesel. Die Preise für gebrauchte Einfamilienhäuser in Wesel sind gesunken. Wie sich die Zahlen genau entwickeln und was ein Experte dazu sagt.

Wer gerade auf der Suche nach einem Eigenheim ist, der dürfte sich über diese Entwicklung freuen: Die angebotenen Preise für gebrauchte Häuser und Wohnungen sind in Wesel im Vergleich mit dem Vorjahr gesunken. Das hat eine Auswertung der Landesbausparkasse (LBS) ergeben, die der Redaktion vorliegt. Demnach gingen die Angebotspreise für gebrauchte, frei stehende Einfamilienhäuser in der Hansestadt im ersten Halbjahr 2023 um neun Prozent zurück, bei Reihenhäusern und Doppelhaushälften betrug der Rückgang ein Prozent, bei Eigentumswohnungen waren es zwei Prozent.

Diese Entwicklung auf dem Immobilienmarkt betrifft nicht nur Wesel, sondern auch die umliegenden Kommunen. „Ein Trend, der sich grundsätzlich auch im Umland zeigt“, sagt der für Wesel zuständige LBS-Gebietsleiter Thomas Stachowski. Am gesamten Niederrhein sind die Preise für gebrauchte Wohnimmobilien über alle Objektarten hinweg im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 den Auswertungen zu Folge um sechs Prozent günstiger geworden. Wichtig: Berücksichtigt werden bei der Analyse die angebotenen Preise, wie sie in Zeitungs- oder Onlineanzeigen von Maklerbüros oder Privatverkäufern veranschlagt werden – die tatsächlich ausgehandelten Kaufpreise können noch darunter liegen.

Häuser und Wohnungen in Wesel: Das sind die Durchschnittspreise

Nach Angaben der LBS wurde ein gebrauchtes Einfamilienhaus in Wesel im ersten Halbjahr für durchschnittlich 395.000 Euro angeboten – und war damit deutlich günstiger als im Niederrhein-Vergleich (448.000 Euro). Für Reihenhäuser und Doppelhaushälften wurden in Wesel 313.500 Euro (Niederrhein: 350.000 Euro) verlangt, der Quadratmeterpreis für eine gebrauchte Eigentumswohnung betrug im Schnitt 1957 Euro pro Quadratmeter (Niederrhein: 2408 Euro). Über eine vergleichbare Entwicklung hatte im Juni auch das Online-Portal „Immobilienwelt“ berichtet, demnach waren die angebotenen Preise für Eigentumswohnungen im gesamten Kreis Wesel um 9,6 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr.

Thomas Stachowski erklärt den Rückgang der Preise mit dem starken Zinsanstieg Anfang des vergangenen Jahres, der Inflation sowie der Verunsicherung der Kaufinteressenten über die künftige Energieversorgung – und bestätigt einen Trend, der sich zunehmend zeigt: Vor allem ältere Häuser und Wohnungen sind immer weniger gefragt und erleiden einen entsprechenden Wertverlust.

„Das Alter der Immobilie und der damit verbundenen Modernisierungsbedarf spielen eine immer größere Rolle“, sagt Stachowski. Da zunehmend Eigenheime der 70er und 80er Jahre auf den Markt kommen, müssen Interessenten immer häufiger die energetische Modernisierung mit einplanen. „Nach den derzeit geplanten EU-Sanierungsvorschriften besteht für viele ältere Gebäude bereits im Laufe der nächsten zehn Jahre Handlungsbedarf“, betont der Immobilienexperte. Das schaffe andererseits Käuferinnen und Käufer mehr Spielraum bei den Kaufverhandlungen. Wie viel Prozent noch drin sind, hänge vom Einzelfall ab – je nach Anbieter könne sich ein Nachverhandeln mal mehr mal weniger lohnen.

LBS erwartet weiterhin sinkende Preise bei Häusern und Wohnungen

Die neuen Zahlen der LBS bestätigen eine Entwicklung, die Maklerbüros und Immobilienfachleute auch in Wesel schon länger erwartet haben – die Preise für gebrauchte Häuser und Wohnungen sinken. Sie liegen allerdings häufiger weiterhin über ihrem eigentlich Wert, wenngleich die Boom-Zeit der Corona-Jahre längst vorbei ist, als die Preise aufgrund der niedrigen Zinsen in immer extremere Höhen schnellten.

Dennoch dürfte der Wunsch nach einem Eigenheim für viele Menschen ein Traum bleiben, nicht zuletzt aufgrund der wieder deutlich gestiegenen Zinsen. Die LBS erwartet, dass die Folgen des Zinsanstiegs bis zum Ende des Jahres wohl noch offensichtlicher zu Tage treten: Weil Immobilienfinanzierungen durch das Zusammentreffen von hohen Preisen und Zinsen für private Haushalte kaum noch zu stemmen sind, gehen die Vermittler erstmals seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr von einer steigenden Nachfrage nach Wohnimmobilien aus, sondern im Gegenteil von einer kräftigen Abnahme.

Heißt im Umkehrschluss: Die Preise könnten sinken, mit einem Wert um die sechs oder sieben Prozent wird deutschlandweit gerechnet – auch für Wesel und Kommunen wie Hamminkeln, Schermbeck oder Hünxe scheint so ein Wert realistisch. Deutlich stärker zurückgehen dürften die Preise demnach eher in besonders abgelegenen ländlichen Regionen, so die LBS. „Es würde dem Markt gut tun, wenn die Preise noch ein Stück weiter runtergehen. Denn bisher sind sie zu langsam gesunken“, sagt Thomas Stachowski, der trotz der Zurückhaltung vieler Interessierter schon wieder einen leichten Anstieg bei der Nachfrage spürt. Immerhin erwartet der Weseler Immobilienexperte, dass sich die Bauzinsen mindestens auf einem stabilen Niveau von um die vier Prozent einpendeln – und langfristig auch wieder fallen könnten.