Wesel. Margarete Funken-Schneider findet es reizvoll, Verwaltungs- und richterliche Tätigkeit zu verbinden. Früher gab es wenige Frauen bei der Justiz.
Margarete Funken-Schneider muss schmunzeln, als sie auf ihre jetzige Führungsposition angesprochen wird: „Als Kind habe ich jedenfalls nicht davon geträumt, Direktorin eines Amtsgerichts zu werden“, sagt der 62-Jährige und ergänzt: „Das hat sich erst im Laufe der Ausbildung so ergeben.“ Wenn man wie sie Justiz studiere, stünden einem später viele Wege offen – unter anderen hätte sie auch Rechtsanwältin werden oder für die Staatsanwaltschaft arbeiten können.
Doch während ihrer Ausbildungsstation beim Amtsgericht in Nettetal habe sich ihre Berufsvorstellung konkretisiert: „Da kam bei mir der Wunsch auf Richterin zu werden.“ Viele weitere Gerichte lernte Margarete Funken-Schneider in den Folgejahren kennen und kam dann beim Landgericht in Duisburg auch mit Verwaltungstätigkeit in Berührung, als sie zur Dezernentin aufstieg.
Eine Frau macht Karriere und erreicht ihre Wunschstelle
Und siehe da: Ab diesem Moment habe sie gemerkt, dass die Kombination von Verwaltungs- und richterlicher Tätigkeit für sie wie maßgeschneidert war. „Ich finde es bis heute reizvoll, beides miteinander zu verbinden und würde das auch gerne so weiterführen“, erklärt die Juristin, die Ende der 90er Jahre nach Wesel umgezogen ist und sich von da an für die Direktorenstelle des dortigen Amtsgerichts interessierte. Zuvor war sie bereits stellvertretende Direktorin des Amtsgerichts Duisburg und sammelte dort Erfahrung in der Verwaltung. Als sie sich dann in Wesel bewarb, war ihr klar, dass sie gute Chance auf ihre „Wunschstelle“ hatte: „Bei gleicher Qualifikation wird eine Frau bevorzugt“, habe es damals geheißen.
Seit 2009 hat sie nun diese Stelle in dem ehemaligen Gymnasium am Herzogenring inne – und übt offiziell weiterhin zu 30 Prozent richterliche Tätigkeit aus, leitete unter anderem solch spektakuläre Strafprozesse, wie kürzlich die Verhandlung zu dem Unfall mit drei Toten im Rhein.
Vier Weseler Behörden fest in Frauenhand
Als Frau habe sie nie eine Benachteiligung bei ihren Karriereschritten erlebt, sagt die 62-Jährige, die allerdings auch von einem deutlichen Wandel der Geschlechterverteilung der Justiz berichtet: „Vor ein paar Generationen war das noch ganz anders, da gab es hier etwa 80 Prozent Männer. Dann hat man aber immer mehr Frauen ermutigt, bei der Justiz einzusteigen“, erinnert sie sich und ergänzt: „Ich kann allerdings auch verstehen, wenn Frauen wegen Familie und Kindererziehung sich zum Beispiel nicht für Führungspositionen entscheiden.“
Trotzdem freut sich die Amtsgericht-Direktorin, dass neben der Stadtverwaltung mit Bürgermeisterin Ulrike Westkamp auch die Arbeitsagentur Wesel mit Barbara Ossyra – also insgesamt drei wichtige Behörden der Hansestadt – von Frauen geleitet werden. Sie selber sei jedenfalls glücklich über ihre aktuelle Position: „Ich darf noch bis 2027 so weitermachen!“