Wesel. Dorothee Lindekamp aus Hünxe ist zur ehrenamtlichen Richterin für Landwirtschaftssachen ernannt worden. Das Gericht setzt auf Fachkenntnis.

Betont herzlich empfängt die Direktorin des Amtsgerichts Wesel, Margarete Funken-Schneider, ihre Gäste: den ehemaligen ehrenamtlichen Richter in Landwirtschaftssachen, Günter Dames, und seine Nachfolgerin, Dorothee Lindekamp. Beide kommen aus Hünxe. Der Hintergrund: Über Streitigkeiten auf dem Gebiet des Landwirtschaftsrechts entscheiden neben Berufsrichtern auch Vertreter aus der Landwirtschaft als ehrenamtliche Richter.

Eigentlich können die Landwirte stolz darauf sein, dass der Gesetzgeber den Rechtsstreitigkeiten ihres Berufsstandes solche Bedeutung beigemessen und dafür ein besonderes Gericht geschaffen hat. Die vom Gesetzgeber erkannte Notwendigkeit besonderer Sachkunde der Richter zur Entscheidung über landwirtschaftliche Streitigkeiten waren das Motiv hierfür.

Neue ehrenamtliche Richterin in Wesel ist selbst Landwirtin

Dorothee Lindekamp, die von der Landwirtschaftskammer vorgeschlagen wurde, und vom Präsidenten des Oberlandesgerichts, Dr. Werner Richter, bereits im Vorfeld ihre Ernennungsurkunde erhalten hat, ist nun für fünf Jahre berufen. Sie bringt die entscheidenden Voraussetzungen mit: Sie hat die deutsche Staatsbürgerschaft und übt im Landgerichtsbezirk Duisburg die Landwirtschaft im Hauptberuf aus. Sie freue sich auf die neue Aufgabe, erzählt die passionierte Landwirtin aus Hünxe: „Das ist schon eine interessante Herausforderung.“

Dennoch, so Margarete Funken-Schneider, erfordere das Amt eine gewisse juristische Grundbildung. „Aber,“ beruhigt die Direktorin des Amtsgerichtes, „die Landwirtschaftskammer bietet dazu immer mal Schulungen an.“ Bereits am 18. Januar wird Dorothee Lindekamp ihren ersten Fall übernehmen. Verhandelt wird dann die Übertragung eines Hofes. „Hier geht es um ein Sondererbrecht, das in der Höfeordnung festgelegt ist“, erklärt Funken-Schneider. Sie sei, so ergänzt sie, sehr froh, dass sie auf die besondere Sachkunde der Landwirte zurückgreifen könne.

Günter Dames hat die Aufgabe 18 Jahre lang übernommen

Dorothee Lindekamp weiß um die teils sehr spezifischen Sachverhalte. Immerhin hat sie selbst mit ihren Geschwistern eine Hofübernahme regeln müssen. Heute hat sie über sechzig Milchkühe, die mit einem Roboter gemolken werden. Das Futter für die Tiere, die sie alle beim Namen kennt, baut sie selbst auf ihrem Hof an.

Günter Dames war bis zu seinem 70. Lebensjahr ehrenamtlicher Richter. Nach vier Amtszeiten mit insgesamt 18 Jahren ist er der Meinung, es sei nun genug. Zwar werden am Amtsgericht Wesel ungefähr einhundert Verfahren pro Jahr bearbeitet, häufig nur nach Aktenlage. Dennoch habe es bisweilen auch knifflige Fälle gegeben, berichtet der Landwirt: „Wenn sich zum Beispiel zwei Kiesfirmen streiten, ob oder wer in einem Gebiet tätig sein darf,“ berichtet er. Oder ob eine Pachtgebühr angemessen oder völlig überzogen und eine Bodenverfüllung mit dem vorgesehenen Material erlaubt sei.

Nach einem Gedankenaustausch dankt Margarete Funken-Schneider Günter Dames für seine langjährige Mitarbeit und überreicht ihm eine Urkunde vom Präsidenten des Oberlandesgerichts mit den Worten: „Es war eine schöne Zeit, und wir waren ein gutes Team.“

Hintergrund: Wesel ist für weitere Amtsgerichte zuständig

Den Amtsgerichtsbezirk Wesel bilden die Städte Wesel und Hamminkeln sowie die Gemeinden Hünxe und Schermbeck. Bei Landwirtschaftssachen ist das Weseler Gericht aber über diese Grenzen hinaus gefragt, weil es ihm hierfür eine Sonderzuständigkeit übertragen wurde.

Wesel ist zuständiges Landwirtschaftsgericht für die Amtsgerichte Dinslaken, Duisburg, Duisburg-Hamborn, Duisburg-Ruhrort, Mülheim und Oberhausen. Zu den Aufgaben gehören etwa die Erteilung von Hoffolgezeugnissen nach dem Tod der Eigentümer oder Streitigkeiten im Zusammenhang mit Pachtverträgen.