Wesel. Im Weseler Hafen ist das gigantische Logistikzentrum offiziell eröffnet werden. Betreiber Rhenus erklärt, wie viele Lastwagen hier nun fahren.
Wer durch die riesigen Hallen läuft, kann die Dimensionen erst so richtig greifen: Unzählige Mehrfamilienhäuser würden Platz finden, wo nun Waren angekommen und verladen werden. Am Freitagnachmittag ist das gigantische Logistikzentrum im Rhein-Lippe-Hafen in Wesel mit einer feierlichen Zeremonie offiziell eröffnet. Einziger Miete der auf zehn Hallen verteilten 86.000 Quadratmeter ist die Firma Rhenus, deren Betrieb schon seit einigen Monaten läuft.
Die Anlage ist trotz ihrer flachen Bauweise weithin sichtbar in der Landschaft – bei diesen Dimensionen unvermeidlich. Dass solche riesigen Logistikansiedlungen durchaus Bedenken in der Bevölkerung auslösen können, erwähnte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp in ihrer Rede. Sei es durch hohes Verkehrsaufkommen oder durch das Verhältnis von der Fläche zu geschaffenen Arbeitsplätzen. Dennoch sei die Logistik ein „unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor“ und die Ansiedlung für Wesel überaus wichtig, so Westkamp.
Neues Logistikzentrum in Wesel: 400 Menschen sollen hier bald arbeiten
Zwischen 40 und 50 Lastwagen steuern im Vollbetrieb täglich das Zentrum an, berichtete Niederlassungsleiter Henning Brands im Gespräch mit der Redaktion am Rande der Eröffnungsfeier. Eingesetzt werden sollen nur große Lastwagen, die viele Waren auf einmal transportieren können – und keine kleinen Transporter. Zu den Kunden von Rhenus in Wesel gehört unter anderem das Salzbergwerk in Rheinberg, ein Pumpenhersteller, der Textildiscounter Kik oder der Tankstellen- und E-Ladesäulen-Betreiber Total Energies. Für die Lastwagenfahrer gibt es Duschen, Toiletten und Pausenmöglichkeiten direkt beim Pförtnerhäuschen, zudem viele Parkplätze.
Derzeit sind in dem Logistikzentrum 90 Menschen beschäftigt – perspektivisch soll die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf 400 wachsen. Gesucht wird dabei nicht nur Personal für das Lager, sondern beispielsweise auch Projektmanager für verschiedene Bereiche, Disponenten, Mechatroniker oder Kaufleute. „Rhenus trägt aktiv zur Stärkung der Region bei, indem wir neue Arbeitsplätze sowohl im gewerblichen als auch kaufmännischen Bereich schaffen“, betont Brands.
Für die Weseler Hafengesellschaft Deltaport ist die Ansiedlung ein wichtiger Baustein in der eigenen Nachhaltigkeitsstrategie, schließlich ist die Energieversorgung der Gebäude durch eine riesige Photovoltaik-Anlage und den Einsatz von Geothermie nach Angaben von Rhenus komplett klimaneutral. „Wir wollen ökonomische und ökologische Ziele vereinen“, sagt Hafenchef Andreas Stolte.
Eines der großen Ziele des Hafens: Die Verlagerung des Warenstroms – weg von der Straße, hin zu Schiene und Schiff. „Nur noch die sogenannte letzte Meile soll von Lastwagen übernommen werden“, so Stolte. Da der Rhein-Lippe-Hafen über keinen eigenen Bahnanschluss verfügt, können Waren per E-Lkw nach Emmelsum gebracht und dort auf Züge verladen werden – zumindest theoretisch. Denn seit dem Emscher-Hochwasser ist die dortige Zugstrecke außer Betrieb. Die Deutsche Bahn habe dem Hafen jedoch zugesichert, dass bis Mitte 2024 wieder Züge dort fahren können.
Für etwas Verstimmung bei einigen Beteiligten hatte im Vorfeld die Namensgebung für das Logistikzentrum durch den Immobilienentwickler Swiss Life Asset Managers gesorgt – das Unternehmen vermietet die Anlage an Rhenus und führt sie unter dem Namen „Duisburg Nord I“. Bei den Reden wurde dann am Freitag mehrfach betont, wie wichtig die Ansiedlung in Wesel sei und was alles für die Hansestadt spreche. „Unser Standortvorteil ist eine funktionierende Infrastruktur“, fasste es Andreas Stolte zusammen. Nicht weit entfernt von den wichtigen Ballungsräumen, aber ohne die staugeplagten Autobahnen und kaputten Straßenbrücken, mit denen Rheinland und Ruhrgebiet zu kämpfen haben.
Hintergrund: Das ist die Firma Rhenus
Die Rhenus Gruppe ist nach eigenen Angaben einer der führenden, weltweit operierenden Logistikdienstleister mit einem Jahresumsatz von 8,6 Milliarden Euro. Sie hat rund 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 1120 Standorten. Am Standort in Wesel ist die Rhenus Warehouse Solutions aktiv, die insgesamt mit 180 Standorten in 23 Ländern aktiv ist. Firmensitz ist Holzwickede. Rhenus hat schon länger eine enge Verbindung in den Kreis Wesel – seit 2006 gehören dem Unternehmen 51 Prozent der Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG, kurz Niag.