Wesel. Fünf Monate nach Baustart feiert das Logistikzentrum am Hafen Wesel Richtfest. Die Firma investiert 100 Millionen Euro, es entstehen neue Jobs.

Man bleibt erst mal staunend stehen und blickt überrascht in die Höhe, wenn man in diesen Tagen das riesige Baugebiet am Ölhafen betritt: Meterhohe Betonwände strecken sich in den blauen Himmel, drei Hallen sind schon so gut wie fertig. Und daneben deuten breite Pfeiler schon darauf hin, was hier in naher Zukunft noch erwächst: Nämlich eines des größten Logistikzentren der Region, mit einer Gesamtfläche von 86.000 Quadratmetern.

Das so genannte „Green Gate to Europe“, nimmt konkrete Formen an. Und so konnte am Donnerstagmorgen gerade einmal fünf Monate nach dem ersten Spatenstich schon Richtfest im „Grünen Tor nach Europa“ gefeiert werden. Bereits im Frühsommer kommenden Jahres soll das hochmoderne und nachhaltige Vorzeigeprojekt fertiggestellt sein - dann kann der global agierende Logistikdienstleister Rhenus als Mieter die insgesamt zehn Hallen übernehmen.

Der Zimmermann spracht den Richtspruch.
Der Zimmermann spracht den Richtspruch. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Mehr als 100 Millionen Euro lässt sich die Schweizer Firma Swiss Life Asset Managers das Vorhaben zusammen mit ihrem Partnerunternehmen Beos Logistics kosten. Auf dem Areal des Hafenverbunds Deltaport werden rund 400 neue Arbeitsplätze entstehen. Und so waren die Gäste aus Politik und Wirtschaft gestern auch voll der Lobes über den logistischen Meilenstein am Niederrhein.

„Richtfest hat für mich auch immer etwas mit Demut zu tun“, sagte Ingo Steves, Geschäftsführer von Beos. Trotz der derzeit bekannten Schwierigkeiten in der Branche, trotz der hohen Temperaturen und bei all den Anforderungen eines so hochkomplexen Gebäudes habe die Firma List Bau „einen tollen Job“ gemacht. „Diese Neuansiedlung in der Rhein-Ruhr-Region besticht nicht nur durch ideale Standortbedingungen und höchste Standards im Umweltschutz, sondern stärkt auch den Wirtschaftsstandort nachhaltig.“

Perfekte Anbindung zur B 8 und zur A 3

Auch Bürgermeisterin Ulrike Westkamp zeigte sich „sehr erstaunt“ darüber, dass der Bau in der sehr kurzen Zeit nach dem Spatenstich schon so weit fortgeschritten ist. Gespannt sei sie nun darauf, ob es mit der Fertigstellung im Sommer 2023 klappt. „Im Umfeld vieler Häfen bietet sich hier eine wertvolle Logistik-Drehscheibe mit dem Zugang zum Ruhrgebiet und die Region Köln/Bonn. Der Standort ist hochattraktiv.“ Hinzu komme die perfekte Anbindung zur B8 und A3. Mit der Firma Rhenus habe man einen Global Player an Bord. „Und auch die 400 neuen Arbeitsplätze sind ein positiver Aspekt.“ Neben dem bisherigen Einzelmieter Rhenus eignen sich die Flächen auf dem insgesamt 165.000 Quadratmeter großen Greenfield-Grundstück auch grundsätzlich für eine Aufteilung in bis zu zehn Einheiten.

Andreas Brockhaus, Geschäftsführer von List Bau, erinnerte an die besondere Bauweise im Big Box-System, einem der größten Projekte dieser Art europaweit und an die nachhaltige Bauweise, mit der neue Maßstäbe gesetzt werden. Denn dank Geothermie, Photovoltaik und Wärmepumpen sei die Immobilie unabhängig von fossilen Energieträgern. „Wir haben hier etwas Großes, fast Revolutionäres geschaffen, ein Leuchtturmprojekt in Sachen Nachhaltigkeit. Etwas Vergleichbares gibt es nicht.“ Der Bauablauf sei „bilderbuchmäßig“ gelaufen, der Fertigstellung blicke er „maximal optimistisch“ entgegen.

Deltaport betont den Aspekt der Nachhaltigkeit

Andreas Stolte Geschäftsführer von Deltaport, lobte die enorme Geschwindigkeit beim Bau und den Aspekt der Nachhaltigkeit: „Es ist wichtig, den Verkehr auf Binnenschiff und Bahn zu verlagern. Das entspricht auch unserer Nachhaltigkeitsstrategie.“ Die Stadt Wesel sei zudem außerordentlich schnell im Genehmigungsverfahren gewesen. Landrat Ingo Brohl blickte derweil auf den Wirtschaftsstandort als Ganzes. „Es wird uns hier bewusst, welchen Schatz wir mit dem Rhein haben. Das Richtfest ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Drehscheibe Ruhrgebiet und Rhein.“ Blieb dem Zimmermann beim Richtspruch in luftiger Höhe nur noch treffend festzustellen: „Doch geht das nicht so einerlei, dazu gehören immer zwei: Der eine, der die Pfosten stellt, der andere mit dem nötigen Geld.“