Schermbeck. Nach zweistündiger teils emotionaler Diskussion stimmt der Rat für 32-Millionen-Euro-Variante. Bürgermeister deutet eine Finanzierungsidee an.

Noch unmittelbar vor der Abstimmung über die Zukunft der Schermbecker Grundschule kochten die Emotionen während der Ratssitzung hoch. Vor allem, als Ratsherr Thomas Heiske (Zukunft Schermbeck) eine angeblich unkalkulierbare Kostensteigerung ansprach und konkret die Summe von 50 Millionen Euro ins Spiel brachte. Wollte er damit Ängste schüren? Das brachte den CDU-Fraktionsvorsitzenden Rainer Gardemann auf die Palme, der Heiske für diese „Nebenkerze“ scharf kritisierte: „Den Betrag von 50 Millionen Euro gibt es in keiner nachvollziehbaren Folie, nur in einem einzigen komischen Kopf!“

Trotz aller Vorbehalte und der klammen Gemeindekasse stimmte eine Mehrheit für die teuerste Variante, die mit 32 Millionen Euro quasi einem „Neubau auf der grünen Wiese“ an der Weseler Straße entspricht. Das sei auch deshalb die bevorzugte Lösung, weil sie „planungstechnisch deutlich mehr Sicherheit“ bringe, erklärte unter anderem Timo Gätzschmann (Die Partei).

Grundsteuer dürfte um 110 Hebesatzpunkte steigen

Wie häufig drehte sich zuvor der Streit vor allem ums liebe Geld: Die Kosten hatte ganz zu Beginn der Diskussion auch Stefan Steinkühler erneut thematisiert und auf die nötige Refinanzierung verwiesen, die zu einer Erhöhung der Grundsteuer um 110 Hebesatzpunkte führen werde.

Helga Boldt, pädagogische Expertin vom Schulbauberatungsteam, führte aus, dass sie in dem monatelangen Prozess in Schermbeck eine „hohe Bereitschaft, Schule anders zu denken“ erlebt habe – bei Eltern, Lehrern aber auch der Verwaltung. Sie würde den bisherigen Planungen zwei Überschriften geben: „Wir in Schermbeck sorgen gut für unsere Kinder“ und „Wir bringen ganz viel Qualität ein.“ Nach ihren Worten könne dieser Prozess in der 14.000-Seelen-Gemeinde damit als „Prototyp“ für ähnliche ländliche Gebiete im Land dienen.

Das Gebäude der ehemaligen Maximilian-Kolbe-Grundschule an der Schienbergstege soll ab Sommer 2026 nicht mehr als Schule benötigt werden.
Das Gebäude der ehemaligen Maximilian-Kolbe-Grundschule an der Schienbergstege soll ab Sommer 2026 nicht mehr als Schule benötigt werden. © FFS | Ulla Michels

Diesen Aspekt griff auch Bürgermeister Mike Rexforth auf: „Das Thema Schule wird auch in Zukunft ein roter Faden für die Gemeinde Schermbeck sein. Wenn wir zukunftsfähig und attraktiv für junge Familien werden und bleiben wollen, müssen wir uns schon abheben.“ Natürlich weiß er als ehemaliger Kämmerer auch, dass dies seinen Preis haben wird: „Wir reden hier natürlich über nicht wenig Geld, aber wir investieren das schließlich auch in die kommenden 50 oder 60 Jahre.“

Es bestehen offenbar Fördermöglichkeiten für den Bau

Allerdings hat der Bürgermeister auch offenbar schon Pläne für mögliche Förderungen erörtert. Er habe sich diesbezüglich in der vergangenen Woche mit zwei Ministerinnen besprochen und stehe mit dem Land in Kontakt wegen Finanzierungsmöglichkeiten.

Einen weiteren Aspekt merkte die CDU an: Was vor allem gegen die mit 26,2 beziehungsweise 28,3 Millionen etwas günstigen Varianten spräche, sei „das große Manko, dass dabei unsere Kinder dann etwa drei Jahre auf einer Baustelle leben müssten“, erklärte Gardemann. SPD-Fraktionschef Dieter Michalek sagte: „Wir waren ja von Beginn an für einen Neubau, möchten uns jetzt aber bei der CDU für deren Einsicht bedanken.“ Dass die Grünen einen weiteren Ratsbürgerentscheid ins Spiel brachten, nannte der Sozialdemokrat „zweifelhaft und sehr traurig“.

Dann soll die neue Schule in Betrieb gehen

Auch Mike Rexforth weiß um die besondere Aufgabe für seine Gemeinde, denn die neue Grundschule sei nicht nur ein architektonisch besonderes ambitioniertes Projekt: „Da werden noch große Herausforderungen auf uns alle zukommen, weil sich die gesellschaftlichen Verhältnisse verändern. Gerade der pädagogische und therapeutische Bereich wird immer mehr an Bedeutung gewinnen.“ Man darf also gespannt sein. Ziel sei, zum Schuljahr 2026/27 den neuen Schulstandort in Betrieb zu nehmen, so die Verwaltung.

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