Wesel. Wer in Wesel ein Haustier findet, muss den Fund den Behörden melden. Wer das nicht tut, macht sich unter Umständen strafbar. Hier gibt es Hilfe.

Immer wieder kann es passieren, dass einem ein verirrtes oder ausgebüchstes Tier über den Weg läuft – oder noch schlimmer, ein offensichtlich ausgesetzter Vierbeiner gefunden wird. So wie es kürzlich bei dem übel zugerichtete Katzenbaby der Fall war, das aus Dinslaken ins Tierheim nach Wesel gebracht wurde.

Was aber tun in einem solchen Fall? Bürgerinnen und Bürgern in Wesel stehen in einem solchen Fall zwei Handlungsoptionen offen. Das Fundtier einfach zu behalten, ist keine davon. Denn laut Gesetz ist ein Finder verpflichtet, den Eigentümer zu informieren beziehungsweise sofern dieser nicht bekannt ist, bei der Ordnungsbehörde eine Fundanzeige zu erstatten. Geschieht das nicht, ist es streng genommen eine Fundunterschlagung.

Fundtiere in Wesel: Ordnungsamt, Polizei oder gleich ins Tierheim

Zuständig ist immer die Ordnungsbehörde des jeweiligen Fundortes – wird also ein herrenloses Haustier in Wesel gefunden, sind entweder das Weseler Ordnungsamt oder die örtliche Polizei die richtigen Stellen, die den Vierbeiner dann erst einmal ins Tierheim bringen. „Das ist aber, glaube ich, den wenigsten Leuten bewusst“, erklärt Tierheim-Leiterin Gabi Wettläufer dazu. Lediglich bei gefundenen Hunden komme es gelegentlich vor, dass Menschen sich an die Behörden wenden, die meisten würden Fundtiere gleich ins Tierheim bringen.

Das ist die zweite Option, die Tierfindern in Wesel offensteht, darauf verweist auch die Stadt explizit auf ihrer Internetseite. In einem solchen Fall übernimmt das Tierheim dann die Meldung an die Behörden. Beide Wege sind grundsätzlich in Ordnung, kommt das Tier allerdings direkt ins Tierheim kann es dort auch entsprechend versorgt und gegebenenfalls tierärztlich behandelt werden. Oftmals ist das auch nötig, weiß Tierheimleiterin Gabi Wettläufer, besonders bei kleinen Katzen. „Das Kitten gefunden werden, ist kein Ausnahmefall. Sie sind oft in lebensbedrohlichem Zustand.“ Gerade im Herbst wird es für die jungen Katzen gefährlich, sie seien „oft kaum noch zu retten.“

Zur Wahrheit gehört aber auch: Nicht jedes Tier, das als Fundtier gemeldet wird, ist auch eines. Immer wieder komme es vor, dass Menschen freilaufende Katzen über Jahre anfüttern, aufnehmen, „und wenn das Tier dann krank wird, fällt ihnen auf einmal ein, dass es ja ein Fundtier ist“, berichtet Wettläufer. Richtig ist das nicht, das Tierheim kann die Aufnahme in solchen Fällen auch ablehnen.

Fundiere sind oft gechippt, aber nicht registriert

Zurück zu den tatsächlichen Fundtieren: Im besten Fall sind sie gechippt und registriert. „Dann können wir sie auf dem schnellsten Weg wieder nach Hause bringen“, erklärt Wettläufer. Oftmals sei es aber so, dass die Tiere zwar gechippt sind, die anschließende Registrierung bei Tasso aber fehlt – somit können Informationen über die Halterschaft nicht ausgelesen werden.

Gabi Wettläufer appelliert deshalb an Tierhalter, die Registrierung nicht zu vergessen: „Man muss sich selbst kümmern“, betont sie. Denn fehlen die Daten, wird die Suche nach dem Halter schwierig. Das Weseler Tierheim versucht in solchen Fällen zum Beispiel über Facebook fündig zu werden. Dennoch ist es so, dass nicht alle verloren gegangenen Vierbeiner wieder nach Hause kommen.

Bei Hunden ist die Quote am höchsten. Für rund 90 Prozent der Fundhunde, schätzt Wettläufer, ist der Aufenthalt im Tierheim tatsächlich nur eine Stippvisite, sodass sie schnell wieder zu Herrchen und Frauchen kommen. Bei Katzen sieht das schon anders aus: Fünf bis sechs gefundene Katzen am Tag sind im Weseler Tierheim nichts ungewöhnliches. Doch bei weniger als der Hälfte können Halterin oder Halter ermittelt werden. Noch seltener melden sich die Besitzer gefundener Kaninchen (gechippt sind die meist nicht), hier geht Wettläufer von höchstens einem Prozent aus, die wieder ins heimische Gehege kommen. Und bei Vögeln hatte die Tierheimleiterin bislang nicht einen einzigen Fall, der je wieder nach Hause geflattert wäre.

Übrigens: Hat sich ein Tierfinder in sein Fundtier verliebt, gibt es unter Umständen auch die Chance, es zu übernehmen. Das Tierheim hat eine sogenannte „Aufbewahrungsfrist“ von vier Wochen bei Fundtieren – wird kein Halter gefunden, könnte der Finder es aufnehmen. Doch erst nach insgesamt sechs Monaten kann der Besitzanspruch vom vorherigen Halter auf den Finder übergehen.