Wesel. Sauber und satt ist nicht genug. Hunde brauchen Rückzugsorte und soziale Kontakte. Das Tierheim Wesel saniert die Hundehalle - ein teures Projekt

Was ist von dem fremden Besucher zu erwarten? Die Aufregung unter den zehn Hunden in der alten Hundehalle des Weseler Tierheims ist schlagartig hör- und spürbar, die Anspannung der Tiere greifbar. Sie suchen Kontakt, klettern am Zaum hoch oder ducken sich schüchtern und verängstigt weg. Sie reagieren unterschiedlich, aber gemeinsam leiden sie doch unter den baulichen, nicht mehr zeitgemäßen Verhältnissen der Halle.

Klar, alle Zwinger sind sauber, verfügen über ein Körbchen oder eine Decke, Näpfe mit Wasser stehen bereit, auch kleine Spielsachen liegen herum. Dennoch ist Gabi Wettläufer, die Leiterin des Weseler Tierheims, nicht ganz glücklich über die Zustände der Hundewohnungen. Die Tierheimleiterin zeigt auf die nicht ungefährlichen Drahtzäune und verweist nachdrücklich darauf, dass der Hund in diesem Zwinger überhaupt keine Möglichkeit hat, sich dem Besucher oder dem Personal einmal zu entziehen. Er ist dem Menschen auf der anderen Seite des Zauns gänzlich ausgeliefert. Das erzeugt sofort einen hohen Stresspegel.

Heizung, ein Rückzugsort und Besuchsrecht beim Nachbarn

Tierpflegerin Daniela Möllmann putzt die Hundehalle. Die entspricht nicht mehr modernen Standards.
Tierpflegerin Daniela Möllmann putzt die Hundehalle. Die entspricht nicht mehr modernen Standards. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Nun sollen die Einzelzwinger renoviert und baulich verbessert werden: Ein gemauerter Teil soll dem Tier ermöglichen, Sichtkontakt zu vermeiden, ein Fenster in größerer Höhe aber auch dem Personal den Blick in den Zwinger erlauben. Zusätzlich soll in der Behausung eine Infrarotheizung installiert werden, die kostengünstig ist, da sie nur das Tier wärmt.

Eine besondere Verbesserung sieht Gabi Wettläufer aber darin, dass in Zukunft zwei Einzelzwinger durch eine Verbindungstür jeweils begehbar werden, so dass Hunde sich gegenseitig besuchen können. Ob das denn alles nötig sei? Würden die Tiere nicht sehr verwöhnt?

Gabi Wettläufer verneint eher behutsam: „Es ist nicht damit getan, die Hunde einzusperren und ihnen etwas zu fressen zu geben. Das Tierwohl erfordert soziale Kontakte untereinander. Diese Form der Zwinger mit Verbindungstür ist mittlerweile auch Standard.“

Tiergerechte Unterkunft und Zuwendung sorgen für ausgeglichene, vermittelbare Hunde

Mit Nachdruck allerdings verweist sie auf das primäre Anliegen des Tierheims: Tiere zu vermitteln. Dieses Ziel sei nur zu erreichen, wenn der Hund möglichst pflegeleicht sei. Das erfordere aber auch von Anfang an im Tierheim eine freundliche und tiergerechte Zuwendung. Nicht umsonst liege ihre erfolgreiche Vermittlungsquote daher bei deutlich über 90 Prozent.

Bisher habe Hausmeister Hans Nordmann viele handwerklichen Arbeiten erledigt, erzählt die Leiterin, die weiß: „Der Umbau und die Renovierung der Hundehalle ist ohne externe professionelle Unterstützung nicht zu leisten.“ Bei der Frage nach den Kosten runzelt sie die Stirn. Vierzig- bis fünfzigtausend Euro werde man wohl insgesamt benötigen.

Man habe natürlich auch gespart. Das sei aber nur bei Aktionstagen oder bei außerordentlichen Spenden möglich. Wie bei dem Wochenendhäuschen, das das Tierheim überraschenderweise geerbt habe. Der Verkauf könnte schon die Hälfte der Kosten decken. Dennoch hofft Gabi Wettläufer auf weitere Spenden; auch Sachspenden für den Umbau oder handwerklich geschickte Personen seien sicher eine wertvolle Hilfe und immer willkommen. Kontakt: 0281 56699,