Dinslaken/Wesel. Besonders grausamer Fall von Tierquälerei: Ein frisch geborenes Katzenbaby wurde mit Bier übergossen und in einer zugeknoteten Tüte weggeworfen.
Was geht in Menschen vor, die so etwas tun? Ein Unbekannter hat ein frisch geborenes Katzenbaby der Katzenmama entrissen, mit Bier übergossen, in eine Hundekot-Tüte gesteckt, zugeknotet und in einen Mülleimer an der B8 in Dinslaken in der Nähe des Platzes von Wacker Dinslaken weggeworfen. Ein Passant hat das halbtote Katzenbaby gefunden. Jetzt ist der kleine Kater im Tierheim Wesel – niemand weiß, ob er die Nacht überlebt.
Es fiept und maunzt im Hintergrund, als wir Gabi Wettläufer im Büro des Tierheims erreichen. Sie hat das Kleine vorerst adoptiert. Das rote Katzenbaby ist winzig, eine Handvoll. Gerade liegt es in Gabi Wettläufers Arm und wird gefüttert. „Es muss erst noch lernen, aus der Flasche zu trinken“, sagt die Mitarbeiterin der Tierheims.
Kurz nach der Geburt muss es der Mutter weggenommen worden sein, Nahrung nimmt es nur tröpfchenweise auf. Jede Stunde wird der Winzling gefüttert, in der Hoffnung, dass es stärker wird. „Es war ziemlich kalt, als es gefunden wurde“, berichtet Gabi Wettläufer. Wenn Frischgeborene auskühlen, sei das nie gut – und man wisse auch nicht, wie lange das Kätzchen keine Nahrung bekommen habe. Gabi Wettläufer nimmt das Findelkätzchen abends mit nach Hause, füttert bis spät abends stündlich. Dann soll das Kleine eine Pause von zwei, zweieinhalb Stunden bekommen.
Finder: Das Ordnungsamt erklärte, es sei „nicht zuständig“
Marcel B. (Name ist der Redaktion bekannt) hat das Katzenbaby gefunden. Er war auf der B8 auf dem Weg zum Einkaufen und habe etwas in die Mülltonne am Gassi-Weg neben dem Sportplatz von Wacker Dinslaken geworfen, berichtet Marcel B. „Daraufhin habe ich dieses Miauen gehört.“ Sofort hat er das städtische Ordnungsamt angerufen und um Hilfe gebeten. „Daraufhin wurde mir gesagt, die sind dafür nicht zuständig, ich müsse mich an den Tierschutz halten“. Er wurde telefonisch an den Tierschutz Wesel vermittelt. Dort sei ihm ebenfalls gesagt worden, man sei nicht zuständig und habe zudem auch keine Zeit. Also alarmierte Marcel die Polizei. Auch die Polizei habe zunächst ans Ordnungsamt und den Tierschutz verwiesen – dann seien aber doch „zwei nette Kollegen der Polizei Dinslaken gekommen und haben das Tier gerettet und ins Tierheim Wesel gebracht.“
Tierheim Wesel sorgt sich um die Geschwister
Gabi Wettläufer ist froh, dass die Polizei geschaltet hat. Die Fahrt zum Vertragstierheim der Stadt Dinslaken in Moers hätte das Kätzchen wohl nicht überlebt, meint sie. Auch jetzt stünde es nicht übermäßig gut um das Katzenbaby, weiß die Expertin. Das Tierheim habe sich schon häufiger um neugeborene Katzen gekümmert, die von Menschen „entsorgt“ wurden.
Neben der Sorge um den kleinen Kater treibt sie auch die Sorge um eventuelle Geschwister um. Ein Wurf hat meist mehr als ein Katzenbaby. Wurden die Geschwister auch weggeworfen? Und die Katzenmama wird sicher ihren Nachwuchs suchen.„Was stimmt mit manchen Menschen nicht?“ fragt das Tierheim auf seiner Facebookseite und bittet seine Follower dennoch, sachlich zu bleiben. Viele Kommentatoren sind fassungslos und wütend. Einige bieten ihre Hilfe an. Wie Dani Hoch aus Dinslaken, die eine Katzenmama mit eine Woche alten Babys hat. Und alle drücken dem kleinen Katzenkind kräftig die Daumen. Allen voran Marcel B.: „Ich hoffe, er schafft es!“