Wesel. Karnevals-Fans konnten sich freuen: Endlich ist wieder ein Rosenmontagszug durch Wesel gefahren. Besonders drei Dinge sind dabei aufgefallen.

Zwei Jahre haben die Karnevalisten in Wesel auf ihren Rosenmontagszug verzichten müssen – da kam es auf ein paar Minuten Verspätung auch nicht mehr an: Erst gegen 12.50 anstatt wie geplant um 12.30 Uhr setzte sich der Tross an der Kolpingstraße in Bewegung, um die bekannte Schleife durch die Innenstadt zu fahren. Doch gestört hat das die Jecken an der Strecke nicht – wer ein ein wahrer Karnevals-Fan ist, stand sowieso schon an seiner Stammstelle parat, auch bevor „et Trömmelsche jeht“.

So zum Beispiel Barbara Brink und ihr Sohn Kevin, die an der Ecke Korbmacherstraße/Flesgentor warteten und schon gegen 11.30 Uhr einen flotten Discofox zu kölschen Karnevalshits hinlegten. „Seit 20 Jahren stehen wir hier“, berichtet die als Clownin verkleidete Weselerin – und ja, immer komme sie schon früher: „Damit wir auch vorher schon Spaß haben.“

Barbara Brink und ihr Sohn Kevin warten tanzend auf den Zug.
Barbara Brink und ihr Sohn Kevin warten tanzend auf den Zug. © NRZ | Melanie Koppel

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Offenbar sind nicht alle Weselerinnen und Weseler ihrem Karnevalszug so treu. In diesem Jahr säumten augenscheinlich deutlich weniger Närrinnen und Narren die Zugstrecke, als es in früheren Jahren der Fall war. Am Berliner-Tor-Platz beispielsweise, der üblicherweise richtig voll ist, war selbst während der Zug hier gegen 15 Uhr vorbeifuhr, noch ziemlich viel Platz.

Von schlechter Beteiligung zu sprechen wäre aber auch falsch. An den neuralgischen Punkten, wie an der Kreuzstraße im Bereich des Kaufhofs, wo der närrische Lindwurm ja gleich zweimal entlang fährt, waren die Bürgersteige durchaus menschengefüllt.

Das Prinzenpaar, Prinz André I. und Prinzessin Susanne II. – darf natürlich nicht fehlen beim Rosenmontagszug in Wesel.
Das Prinzenpaar, Prinz André I. und Prinzessin Susanne II. – darf natürlich nicht fehlen beim Rosenmontagszug in Wesel. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Sparsame Kostümierung

Was außerdem auffiel: Kostümiert waren bei weitem nicht alle Zugbesucher und wenn, dann waren es häufig nur Teilkostümierungen: Eine bunte Blumenkette, ein lustiger Hut oder Teufelshörner zum Beispiel, haben vielen in diesem Jahr ausgereicht.

Dafür stachen dann natürlich die ‘richtig’ Kostümierten besonders heraus. Frank Höpken zum Beispiel: Er hatte sich in ein grünes Corona-Virus-Outfit mit quietschbunter Lockenfrisur geworfen: „Weil ich als Arzt drei Jahre nichts anderes gemacht habe, bin ich jetzt eine jecke Virus-Variante“, erklärte er am Rande des Zugs.

<Als jecke Virus-Variante war Frank Höpken unterwegs.
© NRZ | Melanie Koppel

Dieser war in dieser Session etwas kürzer als 2020 – damals waren 45 Wagen und Fußgruppen dabei, in diesem Jahr gab es 15 Prunkwagen und genauso viele Fußgruppen. Eine der letzteren, die der Firma Globus, umfasste allerdings 130 Teilnehmer, war also außergewöhnlich groß.

Für so manches verwundertes Gesicht am Streckenrand sorgte außerdem das Wurfmaterial. Die typischen Kamelle, also Süßigkeiten unterschiedlichster Art, flogen natürlich von den Wagen in fröhlich fangende Kinderhände, allerdings wurden auch zuweilen praktische Dinge geworfen: Haarspangen zum Beispiel, Halloween-Streudeko und – besonders kurios – Leckerchen für Haustiere.

Gute Stimmung beim Zug

Für besonders viel Stimmung am Streckenrand sorgte ein Wagen aus der Nachbarschaft: Die Voerder Glücksbärchis hatten mit Abstand die lauteste Musik im Gepäck, besonders farbenfroh war indes eine Fußgruppe der Kolpingfamilie, die ihre Wölkchenkostüme mit bunten Poolnudeln als Regenbogen ausgestattet hatten. Ein Wagen oder eine Fußgruppe mit einer explizit politischen Botschaft hingegen war nicht zu sehen, wohl aber hatte die Kolpingsfamilie das Thema „Fachkräftemangel“ für ihren Wagen aufgenommen.

Regenbogenfarben bei der Kolpingsfamilie.
Regenbogenfarben bei der Kolpingsfamilie. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Am Ende des Tages zeigten sich die Weselerinnen und Weseler aber glücklich mit ihrem Karnevalszug: „Der Karnevalszug war grandios! Alle Menschen hier waren sehr nett und die Musik fand ich auch gut“, sagte zum Beispiel die 17-jährige Anastasia Tissen. Und auch Roman Lenk (ebenfalls 17) fand: ,,Die Stimmung war wirklich super.“

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