Schermbeck. Wie dringend braucht die GGS Schulsozialarbeit? Muss es eine zusätzliche Vollzeitstelle sein? Was der Schulleiter im Schulausschuss dazu sagt.
Erschreckend und zutiefst beunruhigend fanden mehrere Ausschuss-Mitglieder im Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialausschuss die Darstellung der Probleme an der Grundschule in Schermbeck. Der neue Schulleiter Tobias Basse hatte zuvor an Schulen in Duisburg und Köln gearbeitet – er malte ein alarmierendes Bild der Situation an seiner Gemeinschaftsgrundschule mit den beiden Standorten an der Weseler Straße sowie an der Schienebergstege: „Ich bin nach Schermbeck gekommen und habe nicht damit gerechnet, dass ich in den ersten vier Wochen mindestens sechsmal mit dem Jugendamt telefonieren musste. Ich habe nach zwei Wochen hier eine Kindeswohlgefährdung herausgegeben, was ich vorher nicht einmal gemacht habe.“
Aus Elterngesprächen habe er erfahren, dass es in Schermbeck sehr viele Konflikte in den Familien gebe. Das Kreis-Jugendamt habe bestätigt, dass es fast nicht hinterherkomme mit der Bearbeitung der Fälle. Sein Fazit nach wenigen Monaten: „Man geht erstmal davon aus, dass hier die Welt noch in Ordnung ist. Aber ich stelle einfach fest, dass in einigen Klassen immer wieder Kinder aufploppen mit Problemen, womit man nicht unbedingt rechnet.“ Er habe an seiner vorherigen Stelle sehr gute Erfahrungen mit einem Schulsozialarbeiter gemacht, der für die Kinder einfach da gewesen sei, viel soziales Training gemacht und somit auch die Lehrer entlastet habe, warb Basse für die Einrichtung.
Der Schulleiter ergänzte, er habe gemerkt, dass auch die Lehrer „sehr unzufrieden und sogar frustriert seien mittlerweile, was die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt“ angehe. „Die Lehrer hier sind sehr engagiert, aber auch an manchen Tagen echt gut beschäftigt und fertig. Sie wünschen sich einfach die Säulen der Schulsozialarbeit von Netzwerkarbeit über Anwalt fürs Kind bis Elternberatung, was hier fehlt – das können die Lehrer einfach im Moment nicht leisten.“
„Ein Hilferuf der Schule“
Grünen-Ratsfrau Ulrike Trick antwortete direkt auf Schulleiter Basse: „Ihre Schilderung erschreckt mich zutiefst, das gibt mir sehr zu denken.“ Auch Hildegard Franke von der CDU zeigte sich sehr besorgt: „Das ist ja auch ein Hilferuf der Schule. Und ich finde: Wehret den Anfängen!“ Die Christdemokratin rät zum sofortigen Handlen: „Wenn die Kinder jetzt in Schwierigkeiten geraten, müssen wir denen doch irgendwie helfen. Die Schule sagt ja, das ist nötig – Herr Basse weiß wovon er spricht. Auch wenn wir hier in Schermbeck immer an unsere kleine heile Welt glauben - ich glaube, die kleine heile Welt hat auch Risse hier.“
Elke Langenbrink (Grüne) fragte beim Grundschulleiter nach, ob nicht erstmal eine halbe Stelle für die Schulsozialarbeit reichen würde – sie wisse von Schulen mit wesentlich mehr Schülern, die mit einer halben Stelle auskommen würden. Daher plädierte sie – und auch Ulrike Trick – für die Einrichtung einer 50-Prozent-Stelle, die sich „erstmal auf das Wesentliche beschränken“ solle.
Große Mehrheit für eine Vollzeitstelle
Alle anderen waren für eine volle Stelle. Also beschloss der Kultur-, Schul-, Sport- und Sozialausschuss mit großer Mehrheit die Schulsozialarbeit trägerorientiert zu vergeben und die finanziellen Mittel für eine Vollzeitstelle im Haushalt bereit zu stellen.