Wesel. Im Sommer hatte aus heiterem Himmel die Marktschänke in Wesel-Büderich geschlossen. Nun haben zwei weitere Betriebe ihre Schließung angekündigt.

Es ist eine regelrechte Schließungswelle, die gerade durch Wesel-Büderich schwappt. Im Sommer überraschte zunächst der Gasthof Marktschänke mit geschlossenen Türen, schon bald danach folgten Gerüchte, dass weitere Betriebe im Polderdorf schließen würden. Und diese stellen sich nun als wahr heraus – zum Jahresende geben sowohl das Schreibwarengeschäft als auch der Friseursalon auf.

Kein geeigneter Nachfolger in Sicht

„Die Schreibstube wächst uns über den Kopf“, erklärt deren Betreiber Herbert Weikamp die Gründe für das Aus. Mit seiner anderen Firma, dem Büro-Dienstleister „Büro NRW“, der direkt neben der Schreibstube ansässig war, hat Weikamp sich vergrößert und ist nach Wesel gezogen. Er und sein Sohn sind also nicht mehr jeden Tag in Büderich, eine Mitarbeiterin hält aktuell noch weiter vor Ort die Stellung in der Schreibstube. Spätestens zum 31. Dezember soll hier aber der Vorhang fallen, schon bald werde man mit Räumungsverkäufen beginnen, kündigt Weikamp an. „Für Büderich ist das natürlich schade“, räumt er ein. Denn ein Nachfolger werde zwar gesucht, bislang sei aber kein geeigneter Kandidat in Sicht.

Hefte, Stifte, Schulmaterial – das müssen sich Büdericher bald anderswo besorgen. Herbert Weikamp gibt die Schreibstube an der Marktstraße auf.
Hefte, Stifte, Schulmaterial – das müssen sich Büdericher bald anderswo besorgen. Herbert Weikamp gibt die Schreibstube an der Marktstraße auf. © FFS | Markus Weissenfels

Der Friseurbranche fehlt der Nachwuchs

Ebenfalls um einen Nachfolger bemüht sich Jana Wittig, die seit zehn Jahren den Friseursalon „Team B“ führt, übrigens direkt gegenüber der Schreibstube. Es habe Gespräche mit mehreren Interessenten gegeben, verrät sie im Gespräch mit der NRZ, neben vielen ungeeigneten Bewerbern gebe es auch zwei möglicherweise passende Interessenten. Noch gibt es also Grund zu hoffen, dass in der Salon unter neuer Leitung fortbestehen kann. Für Jana Wittig aber ist zum Jahresende Schluss.

Das liegt aber nicht an Büderich, wie die Friseurin betont. Denn zu tun gibt es hier genug. Mit seiner Größe und Lage ist der Salon der typische „Dorffriseur“, dem ein großer Teil der Büdericher ihr Haupthaar anvertraut. Allerdings muss die Betreiberin selbst aus gesundheitlichen Gründen die Branche wechseln, ein weiterer Kollege habe ebenfalls angekündigt, mit dem Haare schneiden aufhören zu wollen. Und zwei Altgesellen allein können den gut gehenden Betrieb nicht allein schmeißen. Es fehlt Personal, es fehlt vor allem Nachwuchs, erläutert Wittig.

Abgänge werden Lücke an der Marktstraße hinterlassen

Was derweil Grund für das plötzliche Aus der Marktschänke ist, bleibt bis heute unklar – bislang haben die Betreiber nicht auf die Anfrage dieser Redaktion reagiert, mittlerweile sind aber auch die Facebookseite und die Web-Präsenz des Restaurants nicht mehr abrufbar. Dass es mit dem Standort Büderich zusammenhängt, scheint allerdings unwahrscheinlich, schließlich gab es den Gasthof seit Generationen. Bei der Schließung der Schreibstube und der Aufgabe des Friseursalons ist indes klar: Mit dem Ort hat es nichts zu tun.

Dennoch kommen diese drei Abwanderungen für das Polderdorf zu einer unglücklichen Zeit – erst vergangenes Jahr ist die Weseler Straße aufgehübscht worden, nun sollen bald Marktplatz und Marktstraße folgen. Mit dem Weggang von Marktschänke, Schreibstube und Friseur entstehen ausgerechnet auf dieser Achse sichtbare Lücken.