Wesel. Während der Pandemie hat in Wesel-Büderich ein Schreibwarengeschäft eröffnet. Wie aus einer Notreaktion eine Erfolgsgeschichte wurde.
Mitten in der Corona-Pandemie hat sich Herbert Weikamp zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: An der Marktstraße in Büderich hat er ein Schreibwarengeschäft eröffnet. Ein Glücksfall für Büderich, füllt die „Schreibstube“ doch eine Lücke, die mit dem Weggang der „Schatzkiste“ vor einigen Jahren entstanden war. Die Bürgerinnen und Bürger mussten seitdem ihren Papierbedarf in Wesel oder einer der anderen Städte im Umkreis decken.
Schulbedarf und Grußkarten laufen in der Schreibstube besonders gut
Wie groß der war, bekamen Herbert Weikamp und sein Sohn Simon zu spüren, als sie die „Schreibstube“ eröffneten – pünktlich zum Start des aktuellen Schuljahres. „Wir wurden förmlich ausgeraubt“, erzählt Weikamp lachend. Hefte, Stifte, Zeichenblöcke– all das rissen ihm die Kunden dankend aus den Händen.
Und noch etwas läuft in Büderich besonders gut: Karten, insbesondere Trauerkarten. Von letzteren hat er mittlerweile 34 verschiedene im Angebot. „Wir sind mit einem Kartenständer angefangen“, bilanziert er. „Jetzt haben wir fünf.“ Noch dazu zu moderaten Preisen. Bei vielen Artikeln, so auch bei den Grußkarten, ist die Schreibstube etwas günstiger als die Konkurrenz.
Schreibwarengeschäft hat nur wegen der Corona-Pandemie eröffnet
Die Idee, in Büderich einen Schreibwarenladen zu eröffnen, ist wie viele andere in den vergangenen Jahren, aus der pandemiebedingten Not heraus geboren. Zuvor hatte Weikamp mit seiner Firma „Niederrhein Event“ am gleichen Standort Messen organisiert. Als das 2020 nicht mehr möglich war, weil im Herbst der zweite Lockdown das Messegeschehen lahmlegte, musste er umdenken.
Also steckten der gelernte Betriebswirt und sein Sohn die Köpfe zusammen, überlegten, welche Kompetenzen sie einsetzen können und welchem Bedarf begegnen. So entstanden zwei neue Firmen an der Marktstraße. Der linke Eingang führt zu „S&H Büro NRW“ – einem Dienstleistungsbetrieb für „alles, was mit Steuern zu tun hat“, beschreibt Weikamp. Links geht es zur „Schreibstube“.
Hefte, Stifte, Ordner – und ein bisschen was von allem
Als reines Schreibwarengeschäft gestartet, ist sie diesem Definitionskorsett aber längst entwachsen. Schnell wurde die Schreibstube auch Paketannahmestelle für DPD, UPS und GLS. Und auch die Lottozahlen können die Büdericher hier jetzt wieder tippen, ein großer Teil der Schreibstuben-Kunden kommt sogar nur, um die Kreuzchen zu machen.
Und weil viele Menschen mit einer Lotto-Annahmestelle auch Tabakwaren verbinden, gibt es die hier seit vier Wochen auch. „Angefangen haben wir mit der Sorte, die ich rauche“, erklärt Weikamp. Und jedes Mal, wenn ein Kunde eine bestimmte Sorte nachfragt, kauft er gleich eine Stange ein. So wächst das Angebot langsam.
Ins Programm kommt, was die Kunden brauchen
So übrigens hält er es mit allen Artikeln. Was die Kunden wollen, wird besorgt – rund 2000 Artikel hat die Schreibstube mittlerweile im Programm. Darunter Bonbons für die klassische gemischte Tüte, eine kleine Getränkeauswahl oder Corona-Selbsttests, Masken und Desinfektionsmittel. Und als einst eine ältere Dame eine neue Batterie für die Uhr brauchte, hat er diese extra beim Uhrmacher besorgt und sogar beim Einsetzen geholfen. Dieser Service ist Weikamp wichtig.
Zu Wahrheit gehört aber auch: Die Schreibstube allein rechnet sich noch nicht, das meiste Geld wird nebenan verdient. Doch Weikamp hat Zukunftspläne für das Geschäft. Gerade steht er mit Schulen und Kindergärten in Kontakt um Kooperationen zu gründen. Außerdem sind eigene Gruß- und Postkarten in Planung. Das diese gut angenommen werden, hat schon die erfolgreiche Gestaltung einer Büderich-Postkarte mit Ortswappen gezeigt. „Da war ich überrascht, wie heimatverbunden die Büdericher sind“, erklärt der gebürtige Westfale.