Wesel/Hamminkeln. In Wesel und Umgebung ist die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine groß. Mehrere Privatleute und Unternehmen starten Hilfsaktionen.

Nicht nur die große Anteilnahme an der Friedensdemo auf dem Großen Markt zeigt, wie solidarisch sich die Menschen aus Wesel und Umgebung mit der Ukraine zeigen. Auch die ersten Hilfsaktionen haben bereits begonnen.

Schreibstube in Büderich sammelt Hygiene- und Pflegemittel

So sammelt Herbert Weikamp, der unter anderem die Schreibstube in Wesel-Büderich betreibt, Spenden für die Menschen in der Ukraine. Über Mund-zu-Mund-Propaganda ist innerhalb weniger Tage bereits der erste 1,5 Tonnen-Anhänger voll mit Sachspenden zusammengekommen. Sie lässt Weikamp über die Hilfsorganisation Blau-Gelbes Kreuz in die Kriegsregion schicken.

„An Hygiene- und Pflege-Material fehlt es eigentlich immer“, erläutert der Geschäftsmann, der früher als Entwicklungshelfer in Afrika gearbeitet hat. Mullbinden, Desinfektionsmittel, Handschuhe, aber auch Windeln oder Damenhygieneartikel werden permanent vor Ort gebraucht. So hat er zunächst große Teile des eigenen Bestands für die Hilfe in der Ukraine zusammengepackt, der Kundenkreis sammelte eifrig mit.

Und auch weiterhin sind Pflege- und Hygienemittel willkommen. Sie können direkt in der Schreibstube, Marktstraße 14, abgegeben werden. Dort werden sie gesammelt bis der Anhänger voll ist, der dann wieder ans Blau-Gelbe Kreuz übergeben wird. Was ausdrücklich nicht gesammelt wird: Kleidung, Medikamente und sperrige Dinge.

Firma Ixet aus Hamminkeln baut Kommunikationszentrum auf

Auch die Firma Ixet in Hamminkeln hat nicht lange gezögert und ihre Kompetenzen für Hilfe in der Ukraine bereitgestellt. „Wir verlegen unseren Übertragungswagen an die Grenze zur Ukraine und errichten dort ein Kommunikationszentrum, um den Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben“, kündigt dessen Betreiber Mario Teschke an, der neben seinem privaten Engagement auch Vize-Präsident der International Search and Rescue (Isar) ist. Diese ist bereits am Wochenende zur polnisch-ukrainischen Grenze aufgebrochen, um dort zu ermitteln, welche Hilfen benötigt werden. Das Team hat bereits 150 Schlafsäcke, Babynahrung und Spielzeug dabei, um sie an die Wartenden auf der ukrainischen Seite der Grenze zu verteilen.

Teschke und sein Übertragungswagen werden zum Ende der Woche folgen. Mit diesem Wagen kann dort ein Netzwerk errichtet werden, sodass die Menschen WLAN haben. Aber auch Spenden sind in diesem Zusammenhang willkommen: „Unterwegs hat in dieser schlimmen Situation natürlich niemand Zeit und auch nicht die Gelegenheit, sein Mobiltelefon nachzuladen“, illustriert er in einem Video-Aufruf, der bereits in den sozialen Netzwerken geteilt wird. „Das bedeutet, Tausende Flüchtlinge haben nach dem Grenzübertritt keine Möglichkeit, ihren Angehörigen eine Nachricht zu senden oder sich einfach nur in den Medien online, über die aktuellen Geschehnisse zu informieren.“

Benötigt werden deshalb Ladekabel und (idealerweise aufgeladene) Powerbanks. Sie können entweder postalisch an die Firma Ixet, Königsberger Straße 13c, gesendet werden oder in einem Sammelkorb bei der Naturheilpraxis Sauerbier, Königsberger Straße 13a, abgegeben werden. Ebenso braucht das Unternehmen Steckdosenleisten, um die Powerbanks, die noch nicht aufgeladen sind, mit Strom zu füllen. Dies geschieht im Hamminkelner Rathaus. Abgesehen von diesen technischen Mitteln, wird auch warme Kleidung an den Grenzen benötigt. Diese können ebenfalls an den Sammelkörben am Firmengelände abgegeben werden. Diese werden stündlich geleert.

Privat organisierte Sammlung auf dem Feldmarker Marktplatz

Dieser Aspekt ist auch für Daniel Wenkler besonders wichtig. Am Montagnachmittag steht er auf dem Feldmarker Marktplatz und sammelt Decken, warme Kleidung, Jacken, Bettzeug und was sonst noch helfen kann, den Menschen, die an der Grenze in der Kälte ausharren, Wärme zu verschaffen. Noch in der Nacht wird er in Richtung Ukrainisch-Ungarische Grenze aufbrechen, um sie dort abzuliefern.

Etwa 14 bis 16 Stunden Fahrt liegen vor ihm, doch die Aktion ist ihm eine Herzensangelegenheit. Denn sein Vater ist Ukrainer, und in Kiew leben noch Cousinen. Wenn er denen schon nicht helfen kann, so dachte sich der 27-Jährige, möchte er wenigstens die Flüchtlinge an der Grenze unterstützen. Mit ein paar Leuten aus Dortmund und Recklinghausen hat er sich zusammengeschlossen, organisiert wird alles privat.

Bereits am Mittwoch will Wenkler ein zweites Mal Richtung Grenze fahren, mit einer weiteren Fuhre Hilfsgüter. Ob er es bis dahin schafft noch einmal eine Sammlung in Wesel zu organisieren, weiß er nicht. Hilfreich wäre, so sagt er, wenn sich eine Spedition finden würde, die einen Lkw zur Verfügung stellen kann.