Wesel. In der Innenstadt entsteht zurzeit auf 180 Quadratmetern ein Gemälde aus der Zeit des Mittelalters – mit Bezügen zu heute und einer Überraschung.
Ab diesem Freitag weht wieder einmal mittelalterliches Flair durch die Hansestadt, wenn das 27. Historische Hansefest in der Weseler Innenstadt startet. In diesem Jahr gibt es dabei eine besondere Attraktion, die sicher viele staunende Blicke auf sich ziehen wird. Denn nur ein paar Schritte abseits der Fußgängerzone entsteht zurzeit auf 180 Quadratmetern ein riesiges Hanse-Wandbild am NRZ-Pressehaus. Die 12 mal 15 Meter große Hauswand an der Schmidtstraße wird schon seit mehreren Tagen mit einer Sondergenehmigung künstlerisch gestaltet, denn normalerweise sind solche Riesenbilder in der Innenstadt verboten.
Dieses Kunstwerk ist allerdings auch kein „normales“ Bild, sondern eine Hommage an die Zeit der Hanse – und zugleich ein Kunstwerk mit Bezügen zur Neuzeit, denn in dem Gemälde „versteckt“ sich ein modernes Accessoire, das aus dem Wesel der Neuzeit stammt.
Und auch die in der Hansestadt sehr aktive Hansegilde spielt beim Motiv eine maßgebliche Rolle: Stadtführer Ludwig Maritzen und Hanse-Gilde-Mitglied Hannes Halbsguth haben bei einem Fotoshooting vor der Historischen Rathausfassade am Großen Markt mit historischen Gegenständen posiert – diese Szenerie wird zurzeit überlebensgroß auf die Hauswand gepinselt.
Anlaufpunkte für den Hanse-Radweg
Zum Hansefest lädt Wesel-Marketing die Besucher der Stadt ein, einen Blick auf den Entstehungsprozess des Gemäldes zu werfen, das etwa zur Hälfte fertiggestellt ist: „Passender könnte der Zeitpunkt für die Umsetzung des grenzüberschreitenden Interreg-Projektes mit niederländischen und deutschen Hansestädten gar nicht gewählt sein“, erklärt Eike Schultz von Wesel-Marketing: „Die Hauswand an der Schmidtstraße wird am Rande des Hanse-Radweges eine Verbindung zur mittelalterlichen Hansestadt Wesel in die heutige Zeit schaffen.“
Mithilfe einer Beamer-Projektion wurde das wandhohe Motiv durch niederländische Künstler auf die Wand übertragen und wird nun per Hubwagen in luftiger Höhe auf die Fläche gepinselt. Wer dabei zuschauen möchte, ist dazu eingeladen: Am Freitag kann den Künstlern bis zum frühen Abend über die Schulter geschaut werden.
„De strakke Hand“ (also „Die feste Hand“) heißt das Kollektiv aus Malern, Designern und Künstlern aus den Niederlanden, das schon dutzende Häuser und auch andere Gebäude mit überdimensionalen Bildern verschönert hat. Wenn das Wetter mitspielt, wird die Gestaltung bis zum Ende der nächsten Woche abgeschlossen sein – mindestens zehn Jahre werde die Farbe halten, garantieren die Künstler, deren Arbeit unter anderem aus EU-Fördermitteln finanziert wird.
Vergleichbare Bilder in Emmerich und Kalkar
Die Niederländer haben zuletzt unter anderem in Emmerich und Kalkar ebenfalls Hanse-Wandbilder gemalt, die in den Hansestädten nicht nur ein Hingucker für Passanten geworden sind: „Ich bin mir sicher, dass viele Leute demnächst den Hanseradweg bewusst fahren, um sich die Hanse-Wandbilder dabei anzuschauen“, ergänzt Eike Schultz.
Unter anderem wird ein QR-Code später an dem Gemälde scannbar sein und ein Video anbieten, das noch viel mehr über die erfolgreiche Geschichte der Hanse in Wesel verrät. Übrigens: Geplant war auch noch ein ähnliches Hanse-Wandbild in Neuss, der der vierten deutschen Hansestadt des Interreg-Projektes, doch es fand sich dort leider keine passende Hauswand.
Wandbilder entlang des Hanseradwegs
Das ist der Hanseradweg: Die grenzüberschreitende Radroute führt auf acht Etappen über 450 Kilometer in insgesamt 14 verschiedene Hansestädte. „Diese Perlen sind es auf jeden Fall wert, entdeckt zu werden“, wirbt der Verbund der Hansestädte. Nach dem Start in Neuss radelt man am Niederrhein über Wesel, Kalkar und Emmerich bis zur niederländischen Grenze. Weiter geht es in die Kaiserstadt Nijmegen, die die älteste Stadt der Niederlande ist. Dann ist es an der Zeit, die Senfstadt Doesburg und die Turmstadt Zutphen zu bewundern. Auch das schrullige Deventer wird nicht fehlen. Der Hanseradweg führt weiter entlang der IJssel nach Hattem, danach erreichen die „Fietser“ Zwolle, Hasselt und Kampen, die relativ nahe beieinander liegen. Elburg und Harderwijk, am Veluwemeer gelegen, sind die letzten Hansestädte auf dieser facettenreichen Route – die meisten dieser Städte sind in jüngster Zeit bereits mit einem ähnlichen Hanse-Wandbild verschönert worden, wie es nun gerade in Wesel entsteht.