Wesel. Der Rohbau des Kombibades wird 2023 fertig und liegt derzeit im Kostenrahmen. Das lässt sich jedoch nicht für das gesamte Bauprojekt voraussagen.
- Der Neubau des Kombibades am Rhein in Wesel kommt gut voran
- Weil das Energiekonzept für das Rheinbad nachgebessert wurde, erhöht sich das Budget auf 43 Millionen Euro
- Laut Bädergesellschaft gibt es beim Innenausbau jedoch Unwägbarkeiten
Ein wenig Phantasie ist notwendig, um sich vorzustellen, dass aus der Baustelle am Rhein bis 2024 ein Schwimmbad werden soll. Becken sind im Untergeschoss, das gerade gegossen wird, noch nicht erkennbar. Doch die Arbeiten gehen gut voran und Martin Christoph, Chef der Bädergesellschaft, erwartet, dass 2023 Richtfest gefeiert werden kann. Der Neubau ist das derzeit prominenteste Bauprojekt der Stadt und das am meisten diskutierte. 39,7 Millionen Euro waren ursprünglich veranschlagt, das Gesamtbudget wurde aber nach einer Änderung im Energiekonzept auf 43 Millionen erhöht.
Kritiker wie die WfW warnten wiederholt vor einer deutlich höheren Kostensteigerung, am Ende könnten 60 Millionen Euro unterm Strich stehen, so ihre Befürchtung. Bis zum Ende des Bauprojekts kann Martin Christoph nicht in die Zukunft schauen, doch für den Abriss der Altgebäude und den Rohbau liege es finanziell im Plan, betont er. Das Material stünde zur Verfügung – was im Baubereich keine Selbstverständlichkeit ist. „Bei allem, was wir bisher beauftragt haben, liegen wir im Kostenrahmen.“
Energiekonzept fürs Kombibad in Wesel geändert: Das sind die Gründe
Der Rohbau wird 2023 fertig sein. Danach ist der Innenausbau an der Reihe, also zum Beispiel Technik, Umkleiden, Saunaausbau, Fliesen und Gastronomiebereich, später folgen die Außenanlagen. Wie sich die Kosten bis dahin entwickeln, sei schwer abzuschätzen, so Christoph. „Wenn die Preise sich erhöhen, schauen wir, ob wir an dieser Stelle andere Materialien verwenden, ohne an der Wertigkeit zu sparen.“
In einem Bereich wird das Rheinbad schon teurer: Die Politik hat in der letzten Ratssitzung mehrheitlich für eine Änderung im Energiekonzept gestimmt. Um energetisch besser aufgestellt zu sein, beschloss der Rat, die Versorgung um so genannte PVT-Module und zwei große Wärmepumpen zu ergänzen. PVT-Module sind Solaranlagen, die nicht nur Strom, sondern auch Wärme produzieren.
So kann der Gasverbrauch gesenkt werden, laut Planung rechnet sich die Änderung langfristig. Die Investition steigt aber um 3,1 Millionen Euro an. Das Gesamtbudget für den Neubau wurde also auf 43 Millionen Euro erhöht. Finanziert werden die Mehrkosten von der Bäder GmbH, heißt es in der Ratsvorlage. Sollten die Mittel (inklusive Kalkulationspuffer und zwei Millionen Euro Förderung) nicht ausreichen, übernimmt die Stadt die Ausgaben.
Badneubau am Rhein wird vor Hochwasser geschützt
Der Bau so nah am Rhein erfordert besondere Maßnahmen: Im Boden müssen so genannte Zuganker befestigt werden, die mit der rund 3000 Quadratmeter großen Bodenplatte verbunden sind – denn sonst droht das Gebäude bei Hochwasser nach oben gedrückt zu werden. Der Bau ist so geplant, dass ein Hochwasser, wie es statistisch gesehen nur alle 500 Jahre vorkommt, keinen Schaden anrichten kann, erklärt Christoph. So gibt es keine Öffnungen unterhalb dieses Pegels, durch die Wasser dringen könnte.
4,70 Meter tief ist das Kellergeschoss – und ebenso tief wird das Sportbecken unterhalb des Drei-Meter-Sprungturmes sein. Neben dem 25 Meter langen Sportbecken mit sechs Wettkampfbahnen wird es ein Familienbecken geben plus ein Lehrschwimm- und ein Kursbecken mit verstellbarem Boden. Für die jüngsten Besucher ist ein Babybereich geplant, für Kinder und Jugendliche eine 80 Meter lange Außenrutsche. Das Gebäude selbst hat eine Grundfläche von rund 5000 Quadratmetern. Im Sommer sind die Badegäste in wenigen Schritten im Freibad.
Das bietet das neue Kombibad in Wesel
Ein großer Teil der Gesamtfläche ist für die Saunagäste reserviert: Im 1220 Quadratmeter großen Innenbereich sind auf zwei Etagen drei Saunen, ein Dampfbad und Ruheräume vorgesehen, dazu eine über 4200 Quadratmeter große Außenfläche mit Bootshaussauna und 245 Quadratmetern Dachterrasse. Erstes Zwischenziel bis zum Jahresende ist es, das Kellergeschoss und die Bodenplatte fertigzustellen. „Das wird wohl klappen“, sagt Martin Christoph. Die Außenwände des Unterschosses sind nächste Woche fertig gegossen.
Ob Anfang 2024 die ersten Schwimmer ihre Bahnen ziehen können oder erst später im Jahr, darauf will sich der Bäder-Chef lieber nicht festlegen. Neben einem Hochwasser könnte längerer Frost die Arbeiten zeitweise stoppen. Tatsache ist: Große Verzögerungen kann sich Wesel nicht leisten, denn die Tage des in die Jahre gekommen Heubergbades sind gezählt. 2018 wurde es nochmals renoviert, damit es für etwa fünf Jahre weiter genutzt werden kann. Die Zeit läuft also...
Grüne kritisieren Energiekonzept fürs Rheinbad
Kritik am Energiekonzept kommt nach wie vor den Weseler Grünen. Sie bemängeln, dass das Schwimmbad auch nach der jüngsten Nachbesserung noch gut 70 Prozent des Wärmebedarfs aus einem gasbetriebenem Blockheizkraftwerk deckt. Die Partei hält eine vollständige Versorgung über Wärmepumpen für machbar. Nur für wenige extrem kalte Wintertage sei noch ein gasabhängiger Spitzenlastkessel notwendig, erklärt der Fraktionsvorsitzende Ulrich Gorris.
Den Baufortschritt an der Rheinpromenade können Bürgerinnen und Bürger übrigens per Webcam verfolgen, die unter baeder-wesel.de/kombibad abrufbar ist. Dort gibt’s zudem weitere Informationen zum Neubau und ein Video.