Wesel. Grüne Spitzenkandidatin informiert sich übers Weseler Millionen-Bauprojektes und bestärkt den Ortsverband, die Energieversorgung zu hinterfragen.

„Ich finde es am Rhein so schön“, sagte die Grüne Spitzenkandidatin Mona Neubaur zur Begrüßung und strahlte an der Weseler Rheinpromenade mit der Frühlingssonne um die Wette. Wenige Minuten später jedoch war sie nicht mehr ganz so fröhlich, als ihr Vertreter der Weseler Ortsverbandes deren Bedenken gegen die Energieversorgung für das im Bau befindliche Kombibad direkt an der Großbaustelle erläuterten.

Jüngste Entwicklungen berücksichtigen

Zwar hätten sich die Weseler Grünen eigentlich schon damit abgefunden, sagte deren Fraktionschef Ulrich Gorris, dass ihr Ansatz einer CO2-sparenden Energieversorgung per Wärmepumpe plus Photovoltaik für das neue Kombibad keine Mehrheit im Rat gefunden habe. Doch gerade die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine erforderten nun ein Umdenken, zumindest aber eine Neuberechnung der Energieversorgung mit dem aktuell geplanten gasbetriebenen Blockheizkraftwerk.

Sorge vor weiter steigenden Betriebskosten

Grünen-Sprecher Horst Münnich rechnete vor, dass sich die Gaskosten im Vergleich zur Ursprungsplanung nach aktuellen Stand in 15 Jahren auf 317 Prozent erhöhen würden. Da stelle sich die Frage: „Soll Wesel wirklich hier ins offene Messer reinlaufen mit den Betriebskosten? Oder sollte da nicht lieber die Notbremse gezogen werden?“

Großer Empfang für die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl, Mona Neubaur (Mitte).
Großer Empfang für die Spitzenkandidatin der Grünen für die Landtagswahl, Mona Neubaur (Mitte). © Johannes Kruck

Mona Neubaur sprang den Weseler Grünen unterstützend zur Seite: „Die Planung muss wirklich jetzt hinterfragt werden! Wer es ernst meint, dass der Angriffskrieg von Putin dazu führen muss, dass wir die Unabhängigkeit von fossilen Energien jetzt umsetzten, der muss auch die Energieversorgung für dieses neue Kombibad ernsthaft prüfen.“

Sie glaube, dass mit heutigen Planungen „die Stadt Wesel sicher davon ausgehen kann, dass bei einer Verdreifachung der Kosten für den Unterhalt des Bades in Gefahr läuft, hier eine Investitionsruine zu bauen.“ Stattdessen solle die Kommune jetzt noch mal neu rechnen, um zu schauen, ob die jetzige Situation wirklich noch mit den Antworten der Vergangenheit zu lösen sei – auch wenn es den Prozess noch mal verzögere.

Bäder sind Teil der Daseinsvorsorge

Die 44-Jährige betonte aber ausdrücklich die Wichtigkeit eines neuen Kombibades: Nach ihren Worten seien Bäder für die Allgemeinheit „Teil der Daseinsvorsorge“.

Investitionen für die Zukunft der Bäder sind wichtig für die Gesellschaft, auch wenn sie sich nie rechnen werden, ergänzte die Grüne. Neubaur: „Die Rendite, die diese Investition bringt, ist trotzdem sehr hoch: Sie lässt sich aber nicht in Euros ausdrücken, sondern als Soziotop für Begegnungen.“

Die Grünen hatten ein Transparent aufgehängt.
Die Grünen hatten ein Transparent aufgehängt. © Johannes Kruck

Die Weseler Grünen sollten aber bei der örtlichen Politik nochmals intervenieren: „Jetzt hießt es anpassen an die momentane Realität!“

Ulrich Gorris will die Notbremse ziehen

Dass dies leichter gesagt ,als getan ist, weiß auch Grünen-Fraktionsvorsitzender Ulrich Gorris: „Die anderen aber auch davon zu überzeugen, das ist jetzt mein Job! Wenn ich eine völlig neue Situation habe, die sich dramatisch geändert hat, muss ich dann trotzdem mit dem Kopf durch die Wand? Oder ist nicht sinnvoller zu sagen, wir ziehen jetzt die Notbremse, selbst wenn wir schon viel Geld ausgegeben haben.“

Laut Gorris gebe ihm die neue Lage nun auch wieder neue Hoffnung.