Wesel. Es ist fraglich, ob beim Kombibad-Bau in Wesel die Kosten von 40 Millionen Euro eingehalten werden. Kritik aus der Politik, Bäder-Chef beruhigt.
Angesichts der Hitze der vergangenen Tage hätten sich viele Menschen in Wesel über eine Abkühlung im Freibad sicher gefreut. Doch daraus wird in diesem und im nächsten Sommer bekanntlich nichts, weil das alte Rheinbad längst dicht ist und das Kombibad gerade gebaut wird. Während die Arbeiten für das Vorzeigeprojekt, das 2024 fertig werden soll, im Plan liegen – entflammt derzeit erneut eine Diskussion um die Kosten dafür. Wie teuer wird das neue Rheinbad wirklich?
Die Folgen der Corona-Krise, aber noch viel stärker der Krieg in der Ukraine lassen die Preise explodieren – das gilt nicht nur für die Energie, sondern unter anderem auch für die Baustoffe. Welche Auswirkungen das auf öffentliche Bauprojekte haben kann, zeigte sich erst kürzlich in neuen Kalkulationen für das ambitionierte Schulbauprogramm der Stadt. Demnach könnten die Kosten für die Sanierung allein von vier Grundschulen von etwa 19 Millionen Euro auf gut 42 Millionen Euro steigen. Berücksichtigt sind darin allerdings nicht nur die steigenden Baukosten, sondern auch zusätzliche Corona-Schutzmaßnahmen wie Lüfter. Ob es am Ende tatsächlich doppelt so teuer wird, ist zwar nicht ausgemacht – die Preise könnten in der Zwischenzeit wieder sinken – aber die Tendenz ist klar: Womit noch vor wenigen Jahren gerechnet wurde, hat zumindest im Fall der Schulen keine Gültigkeit mehr.
Der Bau des Kombibades soll rund 40 Millionen Euro kosten, es ist das teuerste Einzelbauprojekt in der jüngeren Weseler Geschichte. Diese Finanzierungssumme hatte der Stadtrat im vergangenen Sommer beschlossen und ist im Haushalt eingeplant – schon damals gab es Stimmen, die daran zweifelten, ob es dabei bleibt. Von explodierenden Energiepreise und einer nie dagewesenen Inflation war damals noch gar keine Rede.
Kritik von WfW: Das Kombibad in Wesel wird viel zu teuer
Vor allem die WfW-Fraktion hat gehörige Zweifel daran, dass der Plan eingehalten werden kann, die Wählergemeinschaft befürchtet am Ende Baukosten von mehr als 60 Millionen Euro. „Wir haben von Anfang an kritisiert, dass die Planungen völlig am Bedarf für ein Bad in Wesel vorbeigehen“, schreiben die Ratsherren Thomas Moll und Jürgen Lantermann in einer Mitteilung. „Man hat sich von Anfang an schön gerechnet, dass jährlich über 240.000 Besucher ihre Freizeit im Kombibad verbringen.“ Woher diese Besucherströme kommen sollen, sei bis heute schleierhaft.
Nicht nur die WfW, auch die zum Jamaika-Bündnis gehörenden Grünen haben mittlerweile öffentlich Zweifel an der 40-Millionen-Grenze geäußert. Es sei nun klar, dass der Bau teurer werde, sagte Fraktionschef Ulrich Gorris vor dem Beginn der Sommerpause, nachdem über die künftige Energieversorgung des Bades im Rat hinter verschlossenen Türen entschieden wurde, was den Grünen übel aufstieß. Ein konkrete Summe nannte Gorris nicht.
Baukosten für das Kombibad: Was sagt die Bädergesellschaft?
Martin Christoph, Geschäftsführer der städtischen Bädergesellschaft, wird auf Anfrage der Redaktion ebenfalls wenig konkret. Er betont, dass sich das Projekt derzeit noch im Kostenrahmen befindet – dabei ist ein Puffer von zehn Prozent bereits eingerechnet. Viele Ausschreibungen an die Baufirmen seien bereits gelaufen, wie sich die Preisentwicklung auswirkt, werde man erst bei weitere Ausschreibungen genau wissen. „Wo die Reise hingeht, muss man im Projektverlauf sehen“, sagt Christoph. Zudem gebe es noch Potenziale, um einige Kosten einzusparen, etwa bei den verwendeten Materialien.
Um einen Eindruck zu bekommen, wohin die Reise bei öffentlichen Bauten gehen kann, reicht ein Blick auf zwei Projekte in der Weseler Nachbarschaft: In Schermbeck war kürzlich bekannt geworden, dass der Anbau am Hallenbad für die Gemeinde aufgrund der Baukostensteigerung rund 500.000 Euro teurer wird. Als Reaktion darauf wird in der Gemeinde nun künftig grundsätzlich mit 20 Prozent Zuschlag gerechnet. In einer anderen Größenordnung spielte die Sanierung der Kathrin-Türks-Halle in Dinslaken: Sie kostete am Ende 34 Millionen Euro statt zunächst geplanter 26 Millionen Euro. Das lag allerdings auch daran, dass der Zustand der Stadthalle maroder war, als zunächst angenommen.