Wesel. Die Droste Woy in Wesel-Bislich liegt seit Tagen komplett trocken. Nicht zum ersten Mal – ein Experte sieht das Gewässer dauerhaft bedroht.
Volker Dingebauer kann sich noch gut erinnern: „Als Kinder sind wir früher oft in der Droste Woy schwimmen gegangen. Das gab manchmal einen Ausschlag, denn besonders tief war sie nicht“, erzählt der Landwirt. Heutzutage würde das Schwimmen in dem Gewässer, das in einem Naturschutzgebiet in Wesel-Bislich liegt, wohl kaum mehr geduldet – und es wäre in diesem Sommer auch gar nicht möglich. Denn die Droste Woy liegt seit einigen Tagen komplett trocken, die Hitze und die lang anhaltende Trockenheit der vergangenen Woche haben ihr jegliches Wasser genommen.
Die Situation ist nicht zum ersten Mal so. Volker Dingebauer weiß, dass er das durch einen Deichbruch im 19. Jahrhundert entstandene Gewässer, immer mal wieder ausgetrocknet erlebt hat. Besonders dramatisch war die Lage im Dürresommer 2018, als unzählige Fische in der Woy verendeten. Angler schlugen damals Alarm, die Fischkadaver blieben in den letzten Pfützen liegen, es stank fürchterlich. Zwei Jahre später drohte sie erneut auszutrocknen, der Nabu-Kreisvorsitzende Peter Malzbender machte damals den Vorschlag, Wasser aus der nahe gelegenen Westerheide abzupumpen und die Woy damit zu füllen.
Die Droste Woy in Bislich wird von Grundwasser gespeist
Nun ist die Fläche vor einigen Tagen erneut komplett trocken gefallen. „Wenn man die Woy erhalten will, muss ein Wassermanagement her“, sagt Malzbender heute. Ohne eine Pumpenanlage, die regelmäßig Wasser in die Senke pumpt, ist das Gewässer aus seiner Sicht langfristig verloren. Liegt es länger im Trockenen, verkraute und verbusche irgendwann der Boden. Ohne einen Eingriff des Menschen glaubt Malzbender nicht mehr an eine dauerhafte Zukunft der Woy, die zudem nur ein Beispiel von vielen Gewässern in der Nähe des Rhein ist, denen ein ähnliches Schicksal drohe. Bedroht ist dabei ein ganzer Lebensraum, es geht nicht nur um Fische, sondern auch um Amphibien, Insekten und Pflanzen.
Gespeist wird die Droste Woy in erster Linie von Grundwasser, sie ist unterirdisch mit dem Rhein verbunden. Erst wenn der Pegel wieder deutlich steigt, werde sich auch das Gewässer in Bislich erholen, erklärt Gregor Alms vom Nabu. „Regen dürfte hingegen kaum etwas bewirken“, meint der Naturschützer. Er sieht die Zukunft der Woy allerdings nicht so kritisch wie Malzbender. „Im Winter ist dort viel Wasser drin“, sagt Alms. Ein Problem sei jedoch die Kiesabgrabung Westerheide, das Wasser aus dem Rhein fließe aus geografischen Gründen zunächst dorthin, bevor es in die Woy gelange.
Droste Woy ist nicht das einzige Gewässer im Kreis Wesel mit Problemen
Immerhin gibt es in diesem Jahr kein gewaltiges Fischsterben. Was allerdings auch daran liegt, dass sich die Zahl der Fische nach den schlimmen Ereignissen in 2018 massiv reduziert hat. Die wenigen toten Tiere werden schnell von Möwen oder Reihern weggeholt, sagt Alms, der sich allerdings Sorgen um die Wasserfroschpopulation macht. „Da wird einiges kaputt gegangen sein“, sagt der Nabu-Experte.
Die Senke ist Bislich ist längst nicht das einzige Gewässer, das in diesem Extremsommer kein Wasser mehr führt. Viele kleinere See, Flüsse oder Tümpel im gesamten Kreis Wesel sind in einem ähnlichen Zustand. „Durch den ungewöhnlich trockenen Sommer, sind es in diesem Jahr mehr als sonst“, sagt Anja Schulte, Sprecherin der Kreisverwaltung. Weitere Beispiele sind die Issel im Grenzgebiet zwischen Wesel, Hamminkeln, Schermbeck und Hünxe oder der Rotbach in Dinslaken.