Wesel. Die neue Wesel-Marketing-Chefin Dagmar van der Linden möchte Wesel als Reiseziel bekannter machen und will den Veranstaltungskalender ergänzen.
Seit Anfang Juni ist Dagmar van der Linden als neue Geschäftsführerin von Wesel-Marketing im Dienst, nachdem sich ihr Vorgänger Thomas Brocker in Richtung Krefeld verabschiedet hat. Wie die 42-jährige Marketing-Fachfrau die Stadt einschätzt und wo sie weitere Potenziale sieht, um Wesel für auswärtige Gäste attraktiv zu machen, darüber sprach Rita Meesters mit ihr im NRZ-Interview.
Als Chefin von Wesel-Marketing sind Sie unter anderem dafür zuständig, Wesels schönste Seiten nach außen zu präsentieren. Haben Sie selbst schon einige von diesen Seiten entdeckt?
Ja eigentlich täglich, wenn ich hier auf den Großen Markt komme. Ich finde, das ist ein ganz toller Ort, insbesondere die Wochenmarkt-Atmosphäre und der Feierabendmarkt gefällt mir besonders gut. Und auch den Auesee finde ich ganz toll als Naherholung, ich war dort schon das ein oder andere Mal.
Welche Stärken hat die Stadt aus Ihrer Sicht?
Ich finde, es ist eine tolle Kombination aus zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten in einer wie ich finde sehr sauberen Stadt und gleichzeitig auch Naherholung. Mit dem Rad oder auch zu Fuß ist man schnell am Rhein, man kann zum Auesee fahren. Es ist einfach ein tolles Arrangement aus einer gut ausgestatteten Stadt und einer landschaftlich wunderschönen Umgebung.
Und welche Schwächen gibt es?
Bis jetzt habe ich noch keine großen Schwächen entdeckt.
Sehen Sie im Bereich Tourismus/Marketing Potenziale, die stärker genutzt werden könnten?
Ich glaube tatsächlich, die Vermarktung der Stadt als touristisches Ziel birgt noch Potenzial. Wir haben die Viking-Gäste, die hier von März bis November anlegen, das ist ein Zeichen dafür, dass Wesel auch überregional als Reiseziel attraktiv ist. Aber ich glaube, wir können tatsächlich noch mehr anbieten, um die Stadt für zu längere Aufenthalte attraktiv zu machen.
Bei Ihrer Vorstellung in Februar haben Sie gesagt, Sie bringen eine Reihe von Ideen mit, die Sie erst mit den Akteuren vor Ort besprechen wollen. Können Sie uns schon ein paar Ideen verraten?
Tatsächlich nutze ich die ersten Monate zum Kennenlernen. Ich habe mich zunächst mit dem Team ausgetauscht. Ich mache Vorstellungsrunden bei den Akteuren in der Stadt, sodass ich mir in den ersten drei Monaten ein gutes Bild machen kann, um dann in die Planung für das nächste Jahr zu gehen und zu schauen, was von meinen Ideen umgesetzt werden kann.
Die Gastronomie hat es durch die Corona-Pandemie und den aktuellen Personalmangel schwer. Was kann Wesel-Marketing tun, um die Restaurant- und Gaststättenbesitzer zu unterstützen?
Insbesondere geht es darum, die Gastronomie mit einzubeziehen. Da ist ja unter anderem das Format des Feierabendmarktes, wo Gastronomen davon profitieren, dass auf dem Großen Markt eine Veranstaltung stattfindet. Aber auch bei anderen Veranstaltungsformaten wie zum Beispiel KulturGenussKultur oder auch Kultur vor Ort, dort werden lokale Gastronomen mit integriert. Auch bei anderen Veranstaltungen versuchen wir, allen eine Plattform zu bieten. Ich plane in den kommenden Wochen auch, mit den Gastronomen ins Gespräch zu gehen.
Auch der Einzelhandel muss sich nach den Corona-Beschränkungen wieder erholen. Wie können Kunden verstärkt in die Stadt gelockt werden?
Beispielsweise Anfang September ist „Wesel erleben“ mit dem verkaufsoffenen Sonntag, da haben wir ein ganz tolles Rahmenprogramm, damit sprechen wir Weseler Bürger und Bürgerinnen an, aber auch überregionale Gäste. Es gibt auch weitere Formate wie am 6. August die Familienrallye durch die ganze Weseler Innenstadt, sodass die ein oder andere Pause auch zum Shoppen genutzt werden kann.
Familienrallye – ist das ein neues Format?
Ja, das ist tatsächlich neu. Familien können sich am 6. August bei der Stadtinformation Rallyehefte und einen Proviantbeutel abholen und dann durch die Stadt eine Familienrallye machen, Fragen beantworten und an tollen Aktionen und dem Gewinnspiel teilnehmen. Dazu wird es noch eine Presseinformation geben.
Wesel hat einen festen Veranstaltungskalender mit Highlights wie zum Beispiel die Kulturnacht, das Hansefest oder den Weseler Winter. Wird es diese Veranstaltungen weiter geben?
Ja. Das Jahr ist bis jetzt gut durchgeplant. Die Kulturnacht am 17. September findet natürlich auch statt genauso wie die Kinderkulturnacht. Das Hansefest ist auch ein festes Format, was Ende Oktober wieder stattfinden wird, und wir arbeiten gerade an der Umsetzung vom Weseler Winter. Da werden wir nach den Sommerferien konkreter.
Werden denn alle diese Veranstaltungen wieder stattfinden können? Auf das Hansefest mussten wir zwei Jahre verzichten, der Weseler Winter wurde ja kurzfristig eingeschränkt. Wie planen Sie die Veranstaltungen?
Wir planen aktuell, dass wir die Veranstaltungen durchführen werden, aber haben die aktuelle Coronalage und die entsprechenden Verordnungen immer im Blick. Aber wir hoffen einfach, dass wir nach diesen Jahren der Durststrecke wieder die bekannten Formate für die Weseler Bürgerinnen und Bürger anbieten können.
Wird es zum jetzigen Veranstaltungskalender Ergänzungen geben, weil Sie ja von Ideen sprachen?
Wir planen, dass wir in den Monaten, in denen wir jetzt noch nichts anbieten, ein Programm für die Bürger aufstellen werden. Aber dieses Jahr ist schon durchgeplant, die neuen Ideen werden erst im nächsten Jahr umgesetzt.
Sie sind ja selbst Mutter von zwei Kindern im Alter von fünf und acht Jahren. Haben sie ein verstärktes Augenmerk auf Angebote für Familien?
Ja absolut. Natürlich setze ich häufig die Familienbrille auf und frage mich, was kann man in Wesel noch für Familien anbieten? Ich glaube, das Format Familienrallye ist ganz toll, es richtet sich an Familien mit jüngeren und älteren Kindern. Das Thema möchte ich in Zukunft noch weiter spielen. Ich glaube, man kann noch das ein oder andere im nächsten Jahr für die Familien umsetzen.
Gibt es andere Themenbereiche wo Sie meinen, da könnte Wesel noch stärker einsteigen?
Ich würde gerne auch das touristisches Angebot erweitern.
In welche Richtung könnten solche Angebot gehen? Es wird bei uns am Niederrhein ja gerne der Fahrradtourismus genannt…
Im Bereich Fahrradtourismus sind wir insgesamt schon ganz gut aufgestellt. Aber ich glaube, wir könnten Touristen vorab oder auch während des Aufenthaltes beispielsweise noch mehr über die Vorzüge und Möglichkeiten Wesels informieren, um zu bewirken, dass sie eine längere Aufenthaltsdauer planen.
Also sehen Sie die Potenziale sehr stark im touristischen Bereich?
Unter anderem ja, aber nicht nur, denn alle Bereiche wie Veranstaltungen, Stadtmarketing, Citymanagement bleiben wichtige Themen für Wesel-Marketing. Ich denke aber, dass wir alle Themenbereiche noch stärker über die Social Media Kanäle spielen könnten um Wesel auch überregional zu bewerben. Da ist durchaus auch noch Potenzial. Und auch die Webseite sollte noch ein bisschen klarer strukturiert werden, damit Bürgerinnen und Bürger, aber auch Touristen sich schneller zurechtfinden und die notwendigen Informationen finden.
Neue Wesel-Marketing-Chefin ist am Niederrhein zu Hause
Dagmar van der Linden wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Alter von fünf und acht Jahren in Kalkar-Appeldorn und ist am Niederrhein zu Hause. Geboren wurde sie in Bedburg-Hau. Sie bringt Erfahrung im internationalen Marketing mit. Nach dem BWL-Studium mit der Fachrichtung Hotel- und Tourismusmanagement arbeitete sie unter anderem bei den Lufthansa-Töchtern Eurowings und Germanwings, wo sie schon für das Marketing zuständig war. Wesel kannte sie bereits vor ihrem Amtsantritt von diversen Besuchen in der Stadt. Vorgänger Thomas Brocker ist im März nach 16 Jahren in Wesel zur Stadt Krefeld gewechselt und leitet dort die neu gegründete „Stabstelle Innenstadtkoordination“.