Wesel. Der evangelische Pfarrer Albrecht Holthuis hat 29 Jahre in Wesel gelebt und gearbeitet. Nun verlässt er die Stadt in Richtung Niederlande.
29 Jahre lang war Pfarrer Albrecht Holthuis in der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel für den Bezirk Kirche am Lauerhaas tätig. Obwohl die Gemeindemitglieder geglaubt hatten, dass der mittlerweile 59-Jährige bis zur Rente am Lauerhaas bleiben würde, wird er Wesel nun doch verlassen. Auf ihn wartet ein neues Abenteuer in den Niederlanden. „Mit einem Schlag bin ich dann plötzlich Auslandspfarrer in einem völlig neuen Umfeld“, sagt Holthuis im Gespräch mit der NRZ über die neue Aufgabe, die er in Bälde antreten wird.
Es war 1993, als der nun scheidende Pfarrer die Gemeinde an der Kirche am Lauerhaas übernommen hat. Er verbindet mit der langjährigen Gemeindearbeit viele schöne Erinnerungen. In der Anfangszeit habe er damals vor allem gemeinsam mit seiner Frau und damaligen Pfarrerin Eva Holthuis die Arbeit mit Familien und die Kinder- und Jugendarbeit vorangebracht. Er erinnert sich etwa an Kinderbibeltage mit mehr als 100 Teilnehmern oder an volle Kirchen, wenn zum Beispiel Familiengottesdienste, Musicals und Konzerte stattfanden. Aber auch zuletzt, in der Corona-Pandemie, habe es viel Bewegung geben, etwa mit aufgezeichneten Gottesdiensten oder ein Video zu einem Friedenssong, den er beigesteuert hat. Immer war ihm dabei wichtig, dass man „als Gemeinde nicht nur religiös und kirchlich viel bewegen, sondern auch einen Beitrag für die Gesellschaft vor Ort leisten kann.“
Abschiedsgottesdienst fällt auf Pfingstsonntag
An Pfingstsonntag wird er in Anwesenheit von Superintendent Thomas Brödenfeld und vielen Weggefährtinnen und -gefährten aus seinem Dienst verabschiedet. Zu der Frage, worüber er dann predigen wird, meint er: „Pfingsten ist erst einmal Pfingsten und nicht in erster Linie der Tag meiner Verabschiedung.“ Im Mittelpunkt würde daher ein pfingstlicher Text stehen, aber „in dem Zusammenhang wird es sich nicht vermeiden lassen auch ein bisschen über mich zu sprechen“, verrät er schmunzelnd.
Außerdem hat er sich wieder verstärkt der Musik gewidmet und nach langer Zeit wieder einige Songs geschrieben. Unter anderem ein Lied über Paulus, das er vorträgt. Ein Vergleich mit ihm läge ihm zwar fern, aber immerhin sei Paulus auch ein Experte in Sachen „Abschied“ gewesen. „Der musste sich ja auch ständig bei seinen Reisen von liebgewordenen Menschen in den Gemeinden verabschieden“, sagt Holthuis.
Neue Aufgabe in den Niederlanden
Ab August wird Holthuis dann an seiner neuen Wirkungsstätte tätig. Von der Evangelischen Kirche Deutschland wird er als Pfarrer in die deutschen Gemeinden in Amsterdam und Rotterdam entsendet. Ihn erwarten also ein ziemlich großes Einzugsgebiet (die Städte liegen rund 80 Kilometer auseinander), dafür aber deutlich weniger Gemeindemitglieder. Waren in Wesel noch rund 2500 Schäfchen in seiner Obhut, sind es im Nachbarland noch etwa 400 bis 500.
Die Arbeit würde anders, aber sicher auch herausfordernd sein. Zum Beispiel seien die Ressourcen an der neuen Stelle mit denen in Wesel nicht zu vergleichen. „Hier gibt es über 50 Menschen, die hauptamtlich in der Kirchengemeinde tätig sind. Dort bin ich im Grunde der Einzige, der festangestellt ist. Ich werde mich also gewaltig umstellen müssen, was die Gemeindearbeit angeht.“ Aber er freut sich auf die neue Aufgabe und sagt: „Die Möglichkeiten in den Niederlanden sind enorm gut.“ Denn obwohl es dort weniger Gemeindemitglieder gebe, seien viele von denen ehrenamtlich aktiv.
„Ich hoffe, dass ich meinen Gaben entsprechend Dinge machen kann, die ich auch wirklich kann“, erzählt er lächelnd, „und dass ich nicht so stark in Gremienarbeit versinke.“ Hauptsächlich will er für die Menschen vor Ort da sein – und auch das wird eine Herausforderung: „Die leben zum Teil zwei Stunden entfernt und nicht wie hier in Fahrraddistanz rund um die Kirche.“ Dennoch hat er sich zur Fortbewegung bereits ein Klapprad gekauft, weil er mit Bahn und Rad in den Niederlanden zwischen Amsterdam und Rotterdam am Schnellsten unterwegs ist.
Für die Kirche am Lauerhaas wünscht er sich, dass es dort weiter geht und hofft, dass jemand seine Nachfolge bald antreten wird. Sie oder er möge dann mit neuem Elan und Inspiration an die schöne Aufgabe heran gehen.