Wesel. In der Apotheke um die Ecke soll es bald Covid-19-Impfungen geben. Grundsätzlich sind Apotheker nicht abgeneigt, es sind aber noch Fragen offen.

Um die Impfkampagne voranzutreiben, sollen nun auch die Apotheken ins Impfgeschehen eingreifen und ihren Kunden die Spritze verabreichen dürfen. So haben es Bund und Länder beschlossen. Damit sollen Impfwillige noch schneller an ihre Erst-, Zweit oder Auffrischungsimpfung kommen können. Die Apotheken stehen – soweit sie die räumlichen Voraussetzungen erfüllen können - grundsätzlich bereit, sagt Nils Hagedorn, Sprecher der Weseler Apotheker. Doch bevor es losgehen kann, müssen noch einige grundsätzliche Fragen geklärt werden. In diesem Jahr werden die sich die Kunden daher die Impfung noch nicht beim Pharmazeuten um die Ecke holen können.

In den USA und in Frankreich ist das heute schon möglich. Hierzulande laufen die Vorbereitungen. „Wir warten noch auf weitere Informationen“, sagt der Büdericher Apotheker Hagedorn. Zum Beispiel sind rechtliche Voraussetzungen zu klären: Wer haftet, falls es zu bleibenden Schäden bei Patienten kommen sollte? Und beim Auftreten von allergischen Reaktionen gilt derzeit, dass der Apotheker das Gegenmittel zwar vorrätig hat, es aber nicht verabreichen darf. Der Patient müsse sich das Gegenmittel mit Hilfe des Allergie-Pen selbst in den Oberschenkel spritzen – doch was, wenn die Person im Falle eines zugegeben seltenen anaphylaktischen Schocks nicht mehr bei Bewusstsein ist? Das sind Fragen, die geklärt werden müssten, so Hagedorn.

Impfung in Apotheken: Mehr Personal notwendig

Er geht auch davon aus, dass viele seiner Kollegen, so wie er selbst, für die Impfung weitere Mitarbeiter benötigen. „Mit unserem Personal könnten wir das nicht leisten.“ Das laufende Geschäft plus die Coronatests lasten die Mitarbeiter derzeit komplett aus. Er geht davon aus, dass es bis Anfang kommenden Jahres dauern wird, bis die Voraussetzungen geklärt sind. Auch werden nicht alle Apotheken mitmachen können, denn nicht jede hat – wie die in Büderich – einen geforderten separaten Raum für die Impfungen zur Verfügung.

Es gibt aber einige Apotheken in Wesel, die diese Voraussetzung bereits erfüllt haben, weil sie seit dem vergangenen Jahr an dem Modellprojekt in Zusammenarbeit mit der AOK teilnehmen und gegen die Grippe impfen. Zu ihnen gehört Hektor Gerbzst von der Apotheke an Berliner-Tor-Platz. Auch er plant, Covid-Impfungen anzubieten, sobald die Bedingungen geklärt sind. So fragt er sich, ob die Schulungen, die er und zwei Kolleginnen für die Grippe-Impfung absolviert haben, auch für die Corona-Immunisierung gültig sind.

Apotheken können längere Öffnungszeiten bieten als Arztpraxen

Das Interesse bei den Kunden an dem geplanten Angebot ist jedenfalls schon da, berichtet er. „Wir hatten schon Anfragen, hauptsächlich von Kunden, die sich boostern lassen möchten.“ Er rechnet damit, dass wie beim Grippeschutz vor allem Berufstätige von der Möglichkeit Gebrauch machen werden, da Apotheken längere Öffnungszeiten als Arztpraxen anbieten und auch samstags impfen könnten.

Auch Markus Heringer von der Rosen-Apotheke an der Hohe Straße bietet Grippe-Impfungen an und ist mit Blick auf den Coronaschutz „nicht abgeneigt“, wie er sagt, benötigt aber noch auf weitere Informationen: „Ich warte ab, wie das ausgestaltet wird.“ Der Notstand beim Impfen sei ja auch derzeit nicht mehr so groß, gibt er zu Bedenken: „Wer motiviert ist, kann sich impfen zu lassen.“ Bisher hätten sich die Kunden in seiner Apotheke vereinzelt nach der Impfmöglichkeit erkundigt.