Wesel. Gas wird bei den Stadtwerken in Wesel ab September teurer. Geschäftsführer schließt nicht aus, dass sich die Preise weiter nach oben entwickeln.
Die Energiekrise macht vor den Stadtwerken in Wesel nicht Halt: Die Kundinnen und Kunden müssen sich ab Herbst auf teureres Gas einstellen. Wie Geschäftsführer Rainer Hegmann auf Nachfrage der Redaktion mitteilte, werden die Preise zum 1. September auch für Bestandskunden angepasst. Die Infoschreiben des Versorgers dazu sind bereits verschickt worden.
Wie groß die Erhöhung ausfällt, hängt vom bisherigen Preisniveau der Kunden ab. Die Stadtwerke errechnen nun einen neuen Abschlag für die Gasrechnung. „Bei den Großkunden hat die Erhöhung sogar schon weitgehend stattgefunden“, sagt Hegmann. Bei allen Verträgen, die in den vergangenen Monaten ausgelaufen sind, gelten bereits die neuen Preise. Einige wenige Privatkunden und letzte Großabnehmer hätten zwar noch Preisgarantien, aber auch die werden in Zukunft auslaufen.
Neukunden nehmen die Stadtwerke zwar weiterhin auf – nach einer Übergangszeit von drei Monaten in der Ersatzversorgung können sie allerdings nur noch den Grundversorgungstarif beziehen. Günstigere Tarife bietet der Versorger derzeit nicht an. „Vor Kriegsbeginn haben wir versucht, marktgerechte Angebote zu entwickeln und teilweise für ganz kurze Zeit auch Angebote herausgeben können, aber der Markt überholte uns hier ständig und wir mussten die Angebote schnell wieder einstellen“, sagt Hegmann. Seit dem Beginn des Ukrainekrieges gibt es gar keine speziellen Neukundentarife mehr. „Wir haben unsere Ressourcen stattdessen zur Absicherung unserer Bestandskunden verwendet“, so der Geschäftsführer.
Grundversorgung für Gaskunden der Stadtwerke Wesel wird teurer
Die Gaspreise entwickeln sich bereits seit einiger Zeit rasant – und nur noch in eine Richtung. Laut Hegmann sind die Angebotspreise am Endkundenmarkt innerhalb eines Jahres von etwa sechs Cent auf aktuell mehr als 25 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Die Bundesnetzagentur befürchtet massive Auswirkungen auf Verbraucher und Verbraucherinnen, die Jahresrechnung fürs Gas könnte demnach bald dreimal so hoch liegen wie bisher. „Leider erscheint dies durchaus realistisch“, meint Hegmann. Noch würden die Kunden von langfristigen Beschaffungen profitieren, aber: „Sollte der Einkaufspreis weiterhin so hoch bleiben, wird die Erhöhung auf Dauer auch bei uns durchschlagen.“
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Schon ab Herbst wird die Rechnung besonders für einen Teil der Stadtwerke-Kunden deutlich höher ausfallen. Ab dem 1. September kostet die Kilowattstunde in der Grundversorgung 13,50 Cent plus 16,90 Euro Grundpreis im Monat beziehungsweise bei größerem Verbrauch 14,30 Cent je Kilowattstunde ohne Grundpreis. Bei einem durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies monatliche Mehrkosten von knapp 100 Euro.
Notfallstufe beim Gas: Stadtwerke Wesel sind vorbereitet
Nicht nur die Preissteigerungen beschäftigen die Stadtwerke derzeit, auch die Vorbereitungen für eine Gasmangelversorgung laufen auf Hochtouren. Schließlich ist es nicht auszuschließen, dass die Bundesregierung die Notfallstufe ausruft. Dann werden nur noch bestimmte Gruppen mit Gas versorgt, unter anderem private Haushalte und Teile der sogenannten kritischen Infrastruktur, dazu gehören etwa Krankenhäuser. „Hierzu sind wir gut vorbereitet“, sagt Hegmann. Bereits im März sei die interne Krisenorganisation in Kraft gesetzt geworden.
Die Kunden, die bei einer Mangelversorgung kein Gas mehr erhalten würde – das sind beispielsweise gewisse Industriebetriebe – seien frühzeitig informiert und eingebunden worden. „Dadurch konnten individuelle Belange hinsichtlich Vorlaufzeiten und potenziellen Schäden bei einer Abschaltung der Gasversorgung bestmöglich berücksichtigt werden“, betont Hegmann. Anhand dieser Erkenntnisse und Absprachen sei dann eine Prioritätenliste erstellt worden, die im Ernstfall greift.
Hintergrund: Die Stadtwerke sind der Grundversorger
Die Stadtwerke sind in Wesel der Grundversorger für Gas und haben rund 11.000 Kundinnen und Kunden. Laut Hegmann haben sich bisher insbesondere Großkunden gemeldet, die massiv Energie einsparen wollen. Grundsätzlich sei im gesamten Weseler Netz in diesem Jahr bisher weniger verbraucht worden, als sonst üblich. Die genauen Gründe konnten die Stadtwerke dafür aber nicht ausmachen. Von dem ins Schleudern geratenen Gas-Lieferanten Uniper beziehen die Stadtwerke direkt kein Gas. „Unsere Vorlieferanten aber haben unter anderem auch Geschäfte mit Uniper getätigt“, so Hegmann. „Eine Kostenwälzung würde somit auch unsere Vorlieferanten und im nächsten Schritt auch uns treffen.“