Schermbeck. An mehreren Tagen in Folge wurden in Gahlen Tiere gerissen. NRW-Umweltministerin Heinen-Esser spricht von Häufung, die es noch nicht gegeben hat.
Für Christiane Rittmann und ihren Mann Matthias ist das Maß voll. Als die Gahlenerin am Donnerstagmorgen auf die Weide am Meesenmühlenweg kam, lag dort wieder ein totes Schaf. Schon am Vortag hat sie drei Tiere verloren, zwei Damwildkälber staben in der Nachbarschaft bei Stefan Neuhaus und ein paar Häuser weiter wurden in den vergangenen Tagen zwei Kamerunschafe getötet. Christiane Rittmann ist ratlos, ihr Zaun ist 1,40 Meter hoch und steht unter Strom, „10.000 Volt“, sagt sie. „Wenn nicht bald etwas passiert, werde ich meine Schafe verkaufen.“
Zwei Mitarbeiterinnen des Lanuv untersuchen am Donnerstag den Kadaver und den Zaun. Mehrere Schafzüchter und Tierhalter haben an der Weide versammelt, auch Bürgermeister Mike Reforth wurde informiert und ist erschienen, ebenso wie Dr. Stefan Steinkühler (Grüne). „Es ist ein Stadium erreicht, wo alle Maßnahmen ergriffen wurden“, sagt Rexforth. „So geht es nicht weiter“. Stefan Steinkühler ergänzt mit Blick nach Düsseldorf: „Die Schafhalter fühlen sich im Stich gelassen. Es gibt keine verbindlichen Parameter“. NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser habe verkündet, wenn die Wölfin 1,20 Meter überspringt, müsse etwas passieren. „Das hat sie nun wiederholt getan“.
Herdenschutzhunde haben gegen den Wolf geholfen
Zwar ist noch nicht belegt, dass GW954f am Werk war, doch für diejenigen, die sich in Gahlen versammelt haben, ist die Sache eindeutig. Auch für die Rittmans, die in den vergangenen zwei Jahren zwölf Tiere verloren haben. In zehn Fällen ist der Wolfsriss bewiesen.
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Doch was kann man tun? Christiane Rittmann hat für ihre derzeit 50-köpfige Herden, seltene ostfriesische Milchschafe, ein Lösung entdeckt: Sie hatte sich für vier Monate beim Weseler Kollegen Maik Dünow Herdenschutzhunde ausgeliehen. Das funktionierte. Doch nun sind die Hunde wieder weg und vier Schafe tot.
Die Züchterin hat einen Antrag beim Ministerium auf Förderung von Hunden gestellt. Doch der wurde abgelehnt, sagt sie. Ihre Herde ist zu klein. In einem Gespräch beim Kreis Wesel mit Vertretern des Ministeriums und der Bezirksregierung in dieser Woche wurde ihr signalisiert, „dass man etwas machen will“, erzählt sie, weil Gahlen im Kerngebiet des Wolfrevieres liegt.
Höhere Zäune sind nicht praktikabel
Darauf hofft die Züchterin nun, betont aber: „Jeder einzelne Betrieb muss anders unterstützt werden“. Hunde seien nicht für jeden geeignet. Auf jeden Fall brauchen die Tierhalter Hilfe. Das sagt auch Maik Dünow. „Wenn man einen Wolf behalten will, der über Zäune geht, dann muss man das auch tragen.“
Wo der Beutegreifer auf die Weide gekommen ist, bleibt fraglich. Die Inspektion des Zaunes ergab erst einmal keine Mängel. Ihn noch höher zu bauen, sei nicht praktikabel, sagt Christiane Rittman. Ihre Tiere sollen nun erst einmal in den Stall, doch das ist keine Dauerlösung. Die Züchterin hofft nun auf das Ministerium: „Die sollen mir mal eine Lösung anbieten.“
NRW-Umweltministerin Heinen-Esser will die Wolfs-Angriffe prüfen
NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser reagierte mit einer Pressemitteilung: „Eine derartige Häufung von Übergriffen wurde bisher noch nicht beobachtet“. Man werde die Vorfälle genau prüfen und bewerten. Dabei werde auch untersucht, ob es sich um Übergriffe der bereits im Gebiet bekannten Wölfe handelt „Wir prüfen daher aktuell, ob in einzelnen Fällen auch dann Herdenschutzhunde finanziert werden können, wenn sie in kleinen Schafherden von weniger als 100 Schafen eingesetzt werden“, heißt es.
Die Ministerin stellt aber auch klar, dass man den Wolf „so gut es geht schützen“ müsse. „Im engen Dialog mit allen Betroffenen und Beteiligten, den Experten des Lanuv und den vor Ort zuständigen Behörden bemühen wir uns nach Kräften, die Bedürfnisse bestmöglich zu vereinen und das Leben mit dem Wolf zu managen.“