Hünxe. Bei Wolfsangriffen auf seine Herde wurden im letzten Jahr 40 Schafe verletzt oder gar getötet. Nun schützen Herdenschutzhunde Maik Dünows Schafe.
„Bitte Abstand halten“ warnt das Schild – doch wer sich der Schafherde an der A3 in Hünxe nähert, hält auch ohne Warnhinweis Sicherheitsabstand. Kräftige weiße Hunde springen mit mit großen Sätzen auf den mobilen Weidezaun zu, ihr tiefes Gebell sagt deutlich: „Hier geht’s nicht weiter“. Doch als sie merken, dass die Besucher ihren Schafen nicht an den Kragen wollen, drehen sie ab.
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Zwei von ihnen spielen Minuten später entspannt auf der Wiese, beißen sich gegenseitig in die Beine. „Sie machen es wie der Wolf, der versucht, die Sehnen zu durchtrennen“, sagt Schäfer Maik Dünow. Doch der Wolf – oder besser: die Wölfin „Gloria“ – hat hier keine Chance. Nach zwei Angriffen auf seine Herde im Dezember 2018 hat der Berufsschäfer aus Wesel tierisch aufgerüstet. Aus vier Pyrenäenberghunden sind 20 geworden – durch eigene Zucht. Sie halten den Beutegreifer ab, seine Sorgen ist Dünow dennoch nicht los.
Angriffe mit 40 verletzten und toten Schafen
Die jüngsten Hunde sind gerade drei Monate alt und leben noch daheim auf dem Hof, um ihr „Handwerk“ zu erlernen. „Die kann ich in diesem Winter noch nicht einsetzen“, sagt Dünow. Rund 1000 Muttertiere und Lämmer in fünf Herden besitzt er, vier müssen eine Herde bewachen. Bei den Angriffen im vergangenen Jahr mit rund 40 verletzten und toten Schafen waren nur zwei Herdenschützer vor Ort – das reichte nicht. Die beiden sechs Monate alten Jungtiere auf der Weide in Hünxe machen ihre Sache jedoch schon gut.
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Die Rasse hat Dünow ausgewählt, weil sie „eine längere Zündschnur“ haben, wie er es nennt. „Sie geben Gas, entspannen sich aber sofort wieder“. Spaziergängern werden sie nicht gefährlich, „das können wir am wenigsten gebrauchen“. Wer außerhalb der Weide bleibt, hat nichts zu befürchten, versichert Dünow. „Der Zaun ist für sie wie eine Mauer“.
Die Herdenschutzhunde werden im Schafstall geboren
Hundehalter sollten ihre Vierbeiner unbedingt an der Leine halten. Denn wenn ein Tier den Zaun überwindet, verstehen die vier Schwergewichte keinen Spaß. „Selbst eine Krähe würden sie attackieren“. Tatsächlich hat Dünow in letzter Zeit keine Schafe mehr an die Wölfin verloren. Schaut sie nachts manchmal vorbei? Der Schäfer kann es nur vermuten. „Man sieht es ihnen an, wenn nachts etwas war. Dann gucken sie beim Fressen immer hoch“.
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Auf der Weide stehen vier Eimer für das Futter. Die Hunde sind Sommer wie Winter bei der Herde, werden sogar im Schafstall geboren. Dass der Weseler die Hunde selbst zieht, hat auch finanzielle Gründe. Dennoch belasten die Hunde den Betrieb. 600 Euro im Monat gehen für Futter drauf – plus Versicherung und Tierarzt. 2500 Euro im Jahr könne so ein Hund kosten. Aber ohne sie geht es nicht. „Wir Wanderschäfer können uns nur mit Hunden schützen. Alles andere hat keinen Sinn“.
90 Zentimeter hohe Zäune – mit Strom geladen
Die Zäune sind 90 Zentimeter hoch und mit Strom ausgestattet – 8000 Volt. Doch das hält den Wolf nicht ab. Dünow ist Sprecher der Berufsschäfer NRW, ein Zusammenschluss mit 30 bis 35 Mitgliedern. Er beklagt, dass er auf einem Großteil der Kosten sitzen bleibt. Seine Forderung: Wer den Wolf will, muss für den Schutz bezahlen. „Auf Herdenschutzhunde lässt sich das Land nicht ein. Das ist fahrlässig“, kritisiert er.
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Die Förderrichtlinien passen nicht zu den Ausgaben, die er als Berufsschäfer hat, die Bürokratie arbeite zu langsam. „Gegen den Wolf habe ich grundsätzlich nichts“, versichert er. Doch das Zusammenleben könne nur funktionieren, wenn der Herdenschutz ausreichend finanziert werde. Und: Es ginge nicht „mit einem Wolf, der alles weiß“.
Auch wünscht sich der Schäfer Akzeptanz für seine Hunde. In der Rheinaue in Walsum habe es Beschwerden gegeben, weil die nachtaktiven Hunde bellen. Er kenne Kollegen, die haben aufgegeben. Mit ausreichender Unterstützung könnte der Herdenschutz gelingen, glaubt Dünow. Dann merkt der Wolf, „dass Schafe fressen weh tut. Der Wolf muss lernen, so wie der Fuchs“.
Schäfer: 20 Hunde reichen für sicheren Schutz nicht aus
Seine 20 Hunde reichen noch nicht aus für einen sicheren Schutz – die Tiere können krank werden oder sich verletzen. Die Hunde arbeiten im Team, drei greifen den Eindringling an, einer bleibt bei den Schafen. „Ich brauche eine Auswahl an Hunden“. Und was ist, wenn aus der einsamen Wölfin ein ganzes Rudel wird? Dann wird auch der Schäfer noch einmal nachrüsten müssen…
Für Dünow ist klar: Die Sorgen der Weidetierhalter müssen ernst genommen werden. Nur dann hat der Wolf eine Chance.