Wesel. Die Weseler Gesamtschule am Lauerhaas arbeitet mit dem Jüdisch-Christlichen Freundeskreis zusammen. Die Erinnerung an den Holocaust wach halten.
Bereits 2009 wurde der städtischen Gesamtschule am Lauerhaas das Prädikat und der Titel „Schule gegen Rassismus - Schule mit Courage“ verliehen. Nun erneuert und erweitert die Schule ihre Ambitionen durch einen Kooperationsvertrag mit dem Jüdisch-Christlichen Freundeskreis Wesel.
Man freue sich, einen Kooperationspartner gefunden zu haben, der das schulische Engagement gegen jede Form von Gewalt gegen Mitmenschen, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus unterstütze, so Schulleiter Dirk Timmermann. Er sieht in der Unterschiedlichkeit der Kulturen an seiner Schule eine zusätzliche Herausforderung.
Aktive Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus
Der Freundeskreis, gegründet 1994, gestaltet und unterstützt eine aktive Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere an den Holocaust. Hierzu zählen unter anderem die Organisation des Gedenktages zur Reichspogromnacht am 9. November, die Unterstützung der Schulen bei der Durchführung des Gedenktages zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar, die Organisation von Vortragsveranstaltungen und Fahrten zu Gedenkstätten.
Wolfgang Jung, der Vorsitzende des Freundeskreises, verweist auf die „Verpflichtung zur Erinnerung“ an die Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust. Hier seien Aufklärung und Bildung erforderlich. Die Erkenntnis, dass neue Formen der Herangehensweise an dieses Thema notwendig seien, finde ihren Niederschlag in der Ausgestaltung des Vertrages.
Eine Bibliothek der Geschichte der Juden in Deutschland für die Gesamtschule
So wollen die Kooperationspartner den Aufbau einer Bibliothek der Geschichte der Juden in Deutschland am Standort der Gesamtschule umsetzen. Erste Bücher und auch moderne Medien zur Geschichte der jüdischen Kultur und der Stadt Wesel werden der Schule zur Verfügung gestellt.
Die stellvertretende Schulleiterin Tanja Mennighaus beklagt, dass Schüler häufig nur über ein dürftiges Halbwissen verfügten, auch einen Input von zu Hause zur nationalsozialistischen Vergangenheit gebe es kaum mehr. Deshalb setzen die Akteure die „Planung und Durchführung von Gesprächsrunden und Zeitzeugengesprächen“ auf ihre Agenda.
Halbjährlich wollen die Partner darüber hinaus gemeinsame Aktionen zur Umsetzung des Vertrages, der auch die Förderung des interreligiösen Dialogs, Besuche und Kontakte zu Synagogen, Kirchen und Moscheen enthält, vereinbaren. Gerade diese niederschwelligen Angebote, die auf die Lebenswelt der Kinder eingehen, seien notwendig, so Schulleiter Dirk Timmermann.
Ein Miteinander ohne Gewalt, Beleidigungen und Aggrassion
Aber auch im täglichen Umgang miteinander dürfe es keinen Platz für Gewalt, Beleidigungen und Aggression geben, so der Pädagoge, der nicht verschweigt, dass es auch andere Formen der Konfliktbewältigung im häuslichen Bereich seiner Schüler und Schülerinnen gibt.
Besondere Unterstützung sagten auch die anwesenden Vertreter der christlichen Kirchen, Kreisdechant Stefan Sühling und Superintendent Thomas Brödenfeld zu. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, die trotz Coronakrise der Unterzeichnung beiwohnte, lobte das Engagement, es sei „wichtiger, denn je“.