Wesel. . Zur Woche der Brüderlichkeit gibt es einen Gottesdienst. Es könnten noch Veranstaltungen hinzukommen, so der Jüdisch-Christliche Freundeskreis.
Bereits seit 1952 gibt es sie, die Woche der Brüderlichkeit, die der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit immer im März ausrichtet.
Wesel macht zum dritten Mal mit, bislang mit einem ökumenischen Gottesdienst. Es ist der Jüdisch-Christliche Freundeskreis, der zusammen mit der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde aktiv wird. Das Jahresthema 2019 lautet „Mensch, wo bist Du? Gemeinsam gegen Judenfeindschaft“.
Steigender Antisemitismus und Verrohung der Sprache
Mit dem Termin zum Beginn der Fasten- und Passionszeit gibt es in der Kreisstadt einen weiteren Beitrag zur Pflege der Erinnerungskultur, wie Wolfgang Jung vom Jüdisch-Christlichen Freundeskreis voranschickt. Mit Sorge sehe man, dass wichtige Gespräche nicht mehr im Austausch, sondern in der Konfrontation geführt würden.
Paul Borgardts, ebenfalls vom Freundeskreis und als Vertreter der Stadt Wesel, lenkt den Blick auf den ansteigenden Antisemitismus und Rassismus sowie die Fremdenfeindlichkeit in Taten und Worten. Dies zeige sich unter anderem in der Verrohung der Sprache.
Zivilcourage jedes einzelnen ist gefragt
„Wir müssen uns dem entgegenstellen“, sagt er, „das dürfen wir nicht dulden.“ Nicht nur die Stadt müsse klar Flagge zeigen, ohne Kompromisse, sondern auch die Bürger. Es sei die Zivilcourage jedes Einzelnen gefragt. Die Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten.
In Wesel versucht man auf vielfältige Art und Weise die Erinnerung an den Holocaust zu bewahren. Das Stadtarchiv koordiniert die Verlegung der Stolpersteine vor den Häusern, in denen einst jüdische Familien wohnten. Immer wieder kommt der Kölner Künstler Gunter Demnig, um die kleinen, beschrifteten Messingtafeln in den Bürgersteig einzulassen. Mittlerweile liegen in 1265 Kommunen Deutschlands und in 21 europäischen Ländern solche Erinnerungssteine. In Wesel findet man sie an 27 Stellen in der Stadt.
Geld für Besuche von Gedenkstätten für junge Leute
Kürzlich trat die Hansestadt zudem dem Deutschen Rigakomitee bei, denn die meisten Weseler Juden, die während der Nazizeit ermordet wurden, kamen in Riga ums Leben. Dort erinnert eine Gedenkstätte an die Opfer. Zuletzt wurde ein Fonds aufgelegt, aus dem Fahrten zu Gedenkstätten finanziert werden können. Er ist in erster Linie für junge Leute gedacht.
Dass man mit Ernest Kolman, der aus Wesel stammt, einen engagierten ehemaligen jüdischen Mitbürger hat, der seine Heimat noch regelmäßig besucht, ist zudem ein Glücksfall. Immer wieder spricht der Ehrenbürger öffentlich zum Holocaust, vor allem in Weseler Schulen.
Woche der Brüderlichkeit soll fester Termin werden
Seit vielen Jahren wird auch der Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar und der so genannten Reichspogromnacht am 9. November gedacht. Hier werde vorbildliche Arbeit unter Einbeziehung der weiterführenden Schulen geleistet.
Der Jüdisch-Christliche Freundeskreis möchte nun auch die Woche der Brüderlichkeit zum festen Termin in Wesel machen. Neben dem Gottesdienst soll es dazu demnächst weitere Veranstaltungen geben.