Rheinberg. Die FDP wollte mit Pop-Up-Stores und Ebay-Online-Marktplatz die Rheinberger Innenstadt beleben. Für beide Ideen gab es Kritik – und Alternativen.

Einkaufen ohne Test oder Termin: Das ist dank der niedrigen Inzidenz im Kreis Wesel auch in Rheinberg wieder möglich, doch viel los ist in der Rheinberger Innenstadt trotzdem nicht. Das ist nicht neu.

Seit Jahren wird über das Ausbluten der City diskutiert und der coronabedingte Zuwachs des Online-Handels, macht die Situation der stationären Einzelhändler nicht einfacher. „Kein Besucher kommt gerne in die Stadt, wenn es viel Leerstand gibt“, sagte Edeltraud Hackstein (FDP) im Ausschuss für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur.

Idee: Pop-Up-Stores in leerstehenden Läden

Ihre Fraktion wollte darauf reagieren und schlug vor, sogenannte Pop-Up-Stores in den leerstehenden Lokalen – davon gibt es derzeit vier in der Innenstadt – einzurichten. Die Läden wären auf Zeit vermietet worden, so dass verschiedene Händler die Flächen hätten nutzen können.

Dieses Geschäftsmodell hätte im Rahmen eines Sofortprogramms zur Stärkung der Innenstädte und Zentren vom Land NRW gefördert werden können – aber daraus wird nun nichts. Die Zeit, einen entsprechenden Förderantrag zu stellen ist abgelaufen, bevor die Rheinberger Politik darüber beraten hat. „Das ist sehr schade und eine vertane Chance“, so Hackstein.

Kein passendes Förderprogramm für Rheinberg

Bürgermeister Dietmar Heyde war da anderer Meinung. „Das war kein passgenaues Förderprogramm für unsere Stadt“, erklärte er. Unter anderem hätten die Eigentümer von leerstehenden Ladenlokalen ihre Miete auf mindestens 70 Prozent kürzen und die Stadt einen Eigenanteil von zehn Prozent der Gesamtkosten übernehmen müssen. „Das wäre auch mit Folgekosten verbunden gewesen.“

Zudem stellt sich aus Sicht der Verwaltung die Frage, ob zum jetzigen Zeitpunkt mitten in der Corona-Pandemie potenzielle Mieter für „Start-Ups“ hätten akquiriert werden können. Bei der Wirtschaftsförderung seien seit Beginn der Krise keinerlei Standortanfragen oder Gründungsinitiativen mehr eingegangen.

„Es wäre folglich im Falle der Bewilligung zusätzlich ein größerer Marketingaufwand zu betreiben, um dieses Angebot, in Rheinberg Ladenlokale vergünstigt anmieten zu können, überhaupt bekannt zu machen“, hieß es von der Verwaltung, die einen Alternativvorschlag machte: Der neue Fachbereich für Kommunikation wird ein Netzwerk aufbauen, in das insbesondere Eigentümer von Ladenlokalen eingebunden werden. Dieses Netzwerk könnte in eine Art Standortgemeinschaft pro Ortsteil münden, um in diesem Kreis kreative Möglichkeiten auch für Zwischen- oder Nachfolgenutzung von Ladenlokalen erarbeiten zu können. Der Ausschuss stimmte dieser Idee einstimmig zu.

Ebay-Online-Marktplatz für Rheinberg

Damit war das Thema Einzelhandel aber noch nicht vom Tisch. Die FDP schlug vor, einen Ebay-Online-Marktplatz für Rheinberg zu schaffen. Auf dieser digitalen Plattform können Kunden die Händler einer jeweiligen Stadt finden, ihre Produkte online kaufen und sie so unterstützen.

Jede Kommune kann solch einen Marktplatz in Zusammenarbeit mit Ebay einrichten, hat allerdings für die Marketingleistungen auch Kosten zu tragen. Die Stadt Moers nutzt aktuell schon diesen Online-Marktplatz. „Wir sollten alle Register ziehen, um Rheinberg und die Ortsteile zu stärken“, betonte Hackstein.

Lokale Kompetenz in Rheinberg statt Ebay-Plattform

Kritik gab es von den Grünen. „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, wenn es so viele Plattformen gibt“, sagte Ernst Barten. Mit der „Regionalen Pinnwand“ oder der Internetseite „Kreis Wesel Shopping“ gebe es schon zwei Online-Marktplätze. Zudem hätten viele Händler bereits einen Online-Shop. „Und wer im zweiten Jahr der Pandemie nicht online ist, hat die Notwendigkeit noch nicht erkannt“, sagte Andreas Sieske (CDU).

Das sah auch Renan Cengiz (Die Partei) so. Er schlug vor, lieber die Online-Kompetenz der Einzelhändler zu stärken, anstatt Global Playern wie Ebay Geld für die Nutzung ihrer Plattformen zu geben. Cengiz stimmte schließlich als einziger gegen den Beschluss, zu prüfen, ob eine eBay-Plattform generell geschaffen werden könnte. Zunächst soll das Interesse an dieser bei den Einzelhändlern abgefragt werden. Besteht das nicht, wird die Idee wieder verworfen.