Rheinberg. Bekämpfung der Pandemie: In jeder Impfdosis von Biontech-Pfizer steckt ein kleines bisschen Rheinberg. Das Salz aus Borth ist somit Gold wert.

Ein Jahr ist es nun her, dass es den ersten bestätigten Corona-Fall im Kreis Wesel gab. Seitdem dominieren die Lockdowns mit ihren vielen negativen Auswirkungen das Leben. Natürlich gibt es Lichtblicke: Solidarität, Hilfsbereitschaft und andere Aspekte.

Einen davon liefert ausgerechnet K+S. Denn bekanntlich steht das Unternehmen wegen der Buddelei und der vielfach als defizitär empfundenen Kommunikation mit den betroffenen Bürgern in der Kritik. Doch mit dem Salz aus Rheinberg schürft es quasi das Gold für weltweit eingesetzte Corona-Impfstoffe.

Darauf blicken wir nochmals zurück: Damit das Serum von Biontech-Pfizer wirkt, muss es mit einer Kochsalzlösung vermischt werden. Das Salz dafür stammt aus Rheinberg. In fast jeder Impfdosis, die gegen das Corona-Virus verabreicht wird, landet auch ein bisschen Salz aus Borth im Körper. Denn erst mit der Beimischung von hochreiner Kochsalzlösung ist der Impfstoff des Pharmakonzerns Biontech-Pfizer beim Menschen anwendbar. Und genau dieses benötigte Salz wird im Steinsalzbergbau des Unternehmens K+S in Borth gewonnen.

Die Dosis verdünnen

K+S ist einer der weltweit größten Hersteller des dafür benötigten Natriumchlorids in Pharmaqualität. „Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass wir einen wichtigen Beitrag für die systemrelevante Grundversorgung wichtiger Industrien und die Gesundheit der Bevölkerung leisten“, sagt Dr. Burkhard Lohr, Vorstandsvorsitzender der K+S Aktiengesellschaft. „Gerade die Produktion von Wirkstoffen für die Pharmaindustrie haben viele nicht auf dem Schirm, wenn sie an K+S denken. Unsere Spezialitäten umfassen eine breite Palette an Anwendungen, die unser Leben nicht nur tagtäglich bereichern, sondern die auch lebenswichtig sind.“

Deutschlandweit baut das Unternehmen das Pharmasalz nur am Standort in Borth ab. Im vergangenen Jahr wurden rund 50.000 Tonnen gewonnen. Nachdem das Salz also abgebaut und an die Erdoberfläche befördert wurde, wird es vor Ort in einer speziellen Anlage gereinigt. „Das Salz hat dann einen Reinheitsgehalt von 99 Prozent“, erklärt Pressesprecher Michael Wudonig. In fester Form wird das gewonnene Pharmasalz abgepackt und an große Pharmazulieferer ausgeliefert.

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Diese lösen das Salz unter sterilen Bedingungen auf. Dabei entsteht die Kochsalzlösung, die man als Infusion aus dem Krankenhaus kennt. Der darin enthaltene Grundstoff, hochreines Kochsalz oder fachmännisch Natriumchlorid genannt, wird dafür in Deutschland hauptsächlich von K+S produziert. Bei der aktuell anlaufenden flächendeckenden Verabreichung des Impfstoffs von Biontech-Pfizer kommt diesem Produkt nun eine wichtige Bedeutung zu: Der Impfstoff muss vor der Injektion zunächst mit 1,8 Milliliter Kochsalz pro Dosis verdünnt werden, bevor er verabreicht werden kann.

Vom Organismus aufgenommen

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Das in der Kochsalzlösung enthaltene, hochreine Natriumchlorid ist das Transportmittel für den Impfstoff, damit dieser vom menschlichen Organismus aufgenommen werden kann. „Unser Salz ist das Taxi für den Wirkstoff“, sagt Holger Bekemeier, Leiter des Kundensegments Industry bei K+S. „Bei vielen Corona-Impfungen ist somit ein Anteil K+S-Produkt enthalten. Das macht uns stolz und zeigt, wie wichtig unsere Produkte sind.“

1,8 Milliliter Salz pro Injektion klingt – auf die Summe der benötigten Impfdosen gerechnet – vielleicht viel, sei in der Realität für das Unternehmen aber kaum spürbar. „Es handelt sich um ein paar Tonnen Salz mehr. Das ist für uns händelbar. Es ist vorerst nicht nötig, dass wir die Kapazitäten erhöhen und mehr Salz abbauen müssen“, betont Wudonig.

Neben der Anwendung als Infusionslösung in Krankenhäusern wird hochreines Natriumchlorid unter anderem auch in der Dialyse sowie zur Herstellung von Medikamenten gebraucht. Außerdem produziert K+S in Deutschland Kaliumsalze, die von der Pharmaindustrie ebenfalls zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden. Das Pharmasalzgeschäft gehört bei K+S zum Kundensegment Industry+, in dem auch Salze für die Chemie, Lebensmittelindustrie sowie zur Wasserenthärtung und Tierernährung weltweit vertrieben werden.

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