Kamp-Lintfort. Zwei Mitarbeiterinnen des St. Bernhard-Hospitals berichten von ihrem Alltag auf der Isolierstation. Der weckt nach einem Jahr auch Wünsche.

Am 28. Februar 2020 gab es im St. Bernhard-Krankenhaus in Kamp-Lintfort den ersten stationären Coronfall im Kreis Wesel. Die Pflegefachkräfte Magda Heckers-Colic (weiße Kleidung) und Kim Weiser (blaue Kleidung) arbeiten seit Beginn der Corona-Pandemie auf der Covid Isolierstation im St. Bernhard-Hospital und sind für die Leitung der Station verantwortlich. Sie antworteten auf die Fragen von NRZ-Redakteurin Gabi Gies.

Was macht ein Jahr Corona mit Ihnen?

Es war ein Jahr voller Herausforderungen ständiger Veränderungen und Anpassungen; vieles was uns selbstverständlich war, ist anders geworden. Ein Jahr, das inzwischen auch müde macht. Wir wünschen uns an manchen Tagen, einfach mal wieder ohne Schutzkleidung und besondere Vorsicht in die Patientenzimmer gehen zu können. Durch die besonderen Erfahrungen mit der Pandemie und unseren Covid-Patienten sehen wir aber auch viele Dinge im Alltag entspannter.

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Was stimmt Sie positiv, was macht Sie wütend?

Positiv ist, zu sehen, dass wir mit allen Herausforderungen gut fertig geworden sind und bei allen Belastungen die Menschlichkeit bei der Betreuung unserer Patienten immer im Vordergrund unserer Arbeit geblieben ist. Wir hatten und haben die Chance, neues Fachwissen und neue Fertigkeiten zu erlernen. Eine tolle Erfahrung ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Team unserer Isolierstation und die Hilfe, die wir von den Kolleginnen und Kollegen anderer Stationen erhalten haben. Wütend machen uns Corona-Leugner und ignorante rücksichtlose Mitmenschen, die andere gefährden.

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Ratlos macht uns manchmal die Ungeduld einiger Patienten oder Angehöriger, weil ihnen manches nicht schnell genug geht. Die Schutzmaßnahmen erfordern eben sehr viel Zeit. Auch die Diskussionen über die Einschränkungen der Besuche kosten Kraft, obwohl sie ja gerade zum Schutz unserer Patienten, der Angehörigen und natürlich auch der Mitarbeiter dienen. Wir versuchen, die wenigen Kontakte so gut wie möglich zu kompensieren, aber natürlich fehlen den Patienten die Nächsten sehr.

Wie haben Sie Ihre erste Begegnung mit einem Covid-19-Patienten erlebt?

Mit Respekt, aber auch Neugier vor dieser neuen Erkrankung mit so unterschiedlichen und nicht selten dramatischen Verläufen. Aber natürlich auch mit der Sorge, uns selber mit dem Corona-Virus zu infizieren und so vielleicht auch die eigene Familie zu gefährden.

Fühlen Sie sich heute als „Heldinnen“, empfinden Sie sich als genügend gewürdigt?

Pflegende sind für uns eigentlich immer Heldinnen oder Helden gewesen - nein, wir machen als Pflegekräfte unseren Job für die uns anvertrauten Patienten. Einen Job, der aber deutlich mehr Wertschätzung/Würdigung der Gesellschaft braucht, nicht nur in finanzieller Hinsicht! Die Corona-Zulagen sind ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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Ist die Ausnahmesituation mittlerweile Alltag geworden?

Wir sind geübter im Umgang mit dieser Erkrankung geworden, aber von Alltag würden wir nicht sprechen. Wir freuen uns darauf, endlich mal wieder aus der Isolation unserer Station hervortreten zu können und „normale“ Alltage zu erleben.

Welche Rolle spielte die Ansteckungsgefahr zu Beginn und heute – fühlen Sie sich mit der Impfung sicher?

Ansteckungsgefahr ist in unseren Beruf immer präsent, daher werden wir laufend geschult in Hygiene und Umgang mit ansteckenden Krankheiten. Zu Beginn der Pandemie, als wir bangen mussten, ob wir genügend gute Schutzausrüstung für die aufwändige Versorgung der Covid-Patienten haben, war es anders. Allerdings konnten wir uns auch zu der Zeit adäquat schützen, unsere Klinik hat für unsere Sicherheit gesorgt. Wir haben gerade die zweite Covid-Impfung bekommen, das gibt uns natürlich weitere Sicherheit. Aber die Schutzmaßnahmen können wir deswegen nicht vernachlässigen.

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Wie erleben Sie die Diskussionen um Corona zuhause mit Freunden und Familie?

Wir versuchen dieses Thema zu vermeiden, was natürlich nicht leicht fällt. Unser Covid-Bedarf ist durch die Arbeit völlig gedeckt, Familie und Freunde nehmen Gott sei Dank Rücksicht darauf.

Was hat sich für Sie in diesem Jahr geändert?

Am Anfang der Pandemie hat die Gesellschaft uns ein Gefühl von Anerkennung gegeben, das war wichtig für uns und auch überfällig. Allerdings hat diese schnell wieder abgenommen, umso mehr freuen wir uns über Gesten der Anerkennung durch die Klinikleitung und von Firmen, Patienten oder Angehörigen.

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