Moers. Dr. Thomas Voshaar aus Moers kämpft erfolgreich gegen das Coronavirus. Seine Methoden hat er nicht erst in der Pandemie entwickelt.

Der Kreis Wesel und die Stadt Moers haben es in der Corona-Pandemie zu einiger Bekanntheit gebracht. Das liegt nicht etwa an Hotspots oder ähnlichen Entwicklungen, sondern es liegt an Dr. Thomas Voshaar. Dabei ist der Mediziner aus dem Bethanien-Krankenhaus in Moers gar kein Virologe oder Epidemiologe.

Dr. Voshaar ist Lungenfacharzt. Das hat ihn befähigt, dem Coronavirus von Beginn an ebenso schonende wie wirksame Behandlungsmethoden entgegenzusetzen. Als sich das Virus vor einem Jahr im Kreis Wesel rasend schnell verbreitete, dauerte es nicht lang, bis auch die ersten Patientinnen und Patienten mit Atembeschwerden und Lungenproblemen auftauchten.

Der erste ambulante Patient kam schon Mitte Februar 2020

„Am 16. Februar 2020 haben wir im Bethanien-Krankenhaus den ersten Corona-Patienten ambulant behandelt, stationär kam der erste Patient am 11. März vergangenen Jahres“, berichtet Voshaar.

Dr. Voshaar war von Anfang an klar, wie die Behandlung bei schweren Verläufen aussehen könnte. Während viele Ärzte lange Zeit auf eine früh einsetzende Intubation setzten, warteten Voshaar und sein Team ab. Ende April wurde die Tagesschau auf den Moerser Arzt aufmerksam. Nur einer von bis dahin 40 Corona-Patientinnen und -Patienten wurde im Bethanien-Krankenhaus invasiv beatmet. Er starb, während andere mit ebenfalls schweren Verläufen überlebten, wie Voshaar damals berichtete.

Mit anderen Fachleuten ist Voshaar nicht immer einer Meinung

Dass der erfahrene Moerser Chefarzt auf eigene Behandlungsmethoden setzt – auch wenn sie zuweilen den Empfehlungen von anderen Experten zuwiderlaufen – hat eine Vorgeschichte. Voshaars Methoden sind schon vor langer Zeit entstanden. Bevor Voshaar nach Moers kam, war er am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft in Schmallenberg tätig.

Mit seinem ehemaligen Chef, Professor Dieter Köhler, hat er schon Anfang der 1990er Jahre Lungenpatientinnen und -patienten schonend behandelt. Die Erkenntnisse von damals waren jetzt in der Corona-Pandemie äußerst hilfreich, mittlerweile ist vom „Moerser Modell“ die Rede. Ob es tatsächlich ein „Moerser Modell“ ist, sei dahin gestellt, doch es ist inzwischen weltweit anerkannt.

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Der Lungenspezialist Dr. Thomas Voshaar, rechts, beantwortete am Montagabend Leserfragen zum Coronavirus. Das Gespräch führten Matthias Alfringhaus und Anika Bloemers.
Von Matthias Alfringhaus und Anika Bloemers

Das European Respiratory Journal (ERJ) hat im Januar eine Studie veröffentlicht, die Voshaar (Leiter der Bethanien-Lungenklinik) zusammen mit Patrick Stais (geschäftsführender Oberarzt der Lungenklinik), Dieter Köhler und Dominic Dellweg (beide Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft in Schmallenberg, Sauerland) dort eingereicht hat. Wie Voshaar berichtet, weist die Studie eine Sterblichkeitsrate von 7,7 Prozent aus. Und: „Weltweit liegt diese Rate bei solchen Fällen bei 50 Prozent.“

Man kann also davon ausgehen, dass Dr. Voshaar, der zum Beraterstab von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gehört, und sein Team bei der Behandlung von schweren Verläufen richtig liegen.

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Für den Kreis Wesel sieht Voshaar beim Verlauf der Pandemie „nichts Besonderes“. Sie laufe hier so ab wie in vielen anderen Regionen auch. Der Ausbruch in der Döner-Fertigung in Moers im vergangenen Sommer sei ein gutes Beispiel für einen „klassischen Cluster-Ausbruch“ gewesen. Dr. Voshaar: „Das ist ein Beispiel dafür, wie ein solcher Ausbruch die Inzidenzen gewaltig beeinflussen kann. Das spricht dafür, besonders auf Cluster zu achten.“